Die Stimmen zur Pokalsensation in Kiel: "Natürlich ist das ein Schock"

Ein Bild des Mittwochabends: Manuel Neuer zeigte sich tief enttäuscht
Ein Bild des Mittwochabends: Manuel Neuer zeigte sich tief enttäuscht / Stuart Franklin/Getty Images
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Ein Ergebnis, das erneut zeigte, wie verrückt es im Fußball manchmal zugehen kann: Dass Holstein Kiel den großen FC Bayern in der zweiten Runde des DFB-Pokals rauswirft, sorgte auf der einen Seite für ausgelassene Stimmung und "verwirrte Menschen", auf der anderen für Frust und Enttäuschung. Die Stimmen zum Spiel.

Der FC Bayern steht nicht im Achtelfinale des DFB-Pokals, ist stattdessen in der zweiten Runde ausgeschieden. Wenn man sich fragt, welch große Mannschaft diese - etwaiges Formtief hin oder her - außergewöhnliche Leistung vollbracht hat, muss auf Holstein Kiel verwiesen werden. Der Klub aus dem hohen Norden hatte sich während des ganzen Spielverlaufs nie aufgegeben, immer an eine Sensation geglaubt und im Elfmeterschießen (8:7) nicht einen Schuss verschossen.

"Natürlich ist das ein Schock. Wir sind enorm enttäuscht", erklärte Hansi Flick nach dem Spiel (Stimmen via Sport1). Besonders ärgerte ihn die Art und Weise, wie man den 1:1-Ausgleich kassiert hatte: "Beim 1:1 ist es natürlich das gleiche Muster wieder gewesen. Wir müssen in solchen Situationen das Zentrum dicht machen. Das haben wir nicht gemacht." Dennoch attestierte er seiner Mannschaft "eine tolle Moral", immerhin habe sie "das Spiel bestimmt", weshalb es umso ärgerlicher sei, "dass wir in der letzten Sekunde das 2:2 hinnehmen mussten".

Hansi Flick zeigte sich nach dem Spiel ernüchternd ruhig
Hansi Flick zeigte sich nach dem Spiel ernüchternd ruhig / Stuart Franklin/Getty Images

Was ARD-Experte Bastian Schweinsteiger als einen "Nackenschlag" für die Münchener betitelte, gab dem FCB-Coach die Möglichkeit, über die Folgen aus diesem frühen Pokal-Aus zu reden: "Ich hätte das jetzt auch nicht unbedingt gebraucht. Letztendlich müssen wir mit dem Ergebnis so leben wie es jetzt ist. Wir müssen einfach schauen, dass wir jetzt in die Spur kommen. Es gibt keine Ausrede, dass wir zuletzt so viele Spiele hatten. Das ist ganz egal." Viel eher, so Flick weiter, müssen man zum einen anerkennen, dass man in der Lage war, über 120 Minuten Druck und Tempo zu machen - andererseits aber auch, dass es dringend notwendig sein wird, "dass wir eine bessere defensive Kompaktheit haben und mehr Druck auf den Ball bekommen".

Vor allem Thomas Müller zeigte sich nach dem Spiel angefressen. So zeigte er sich ziemlich angefressen beim Interview, weil die Fragenstellerin bei ihrer Frage, wie die Stimmung in der Kabine gewesen sei, ein wenig gelacht habe. Zuvor erklärte er seine Schlüsse aus dem Spiel: "Das Fazit ist, dass wir gegen einen Underdog aus Kiel verloren haben, der alles, was er hatte, in die Waagschale geworfen hat. Das haben sie sicherlich auch gut gemacht." Allerdings habe er aufgrund der Überlegenheit in der ersten Hälfte nicht gesehen, dass sich eine solche "Pokalsensation" abgezeichnet hatte.

Fassungslos: Die Bayern müssen das frühe Pokal-Aus verkraften
Fassungslos: Die Bayern müssen das frühe Pokal-Aus verkraften / Stuart Franklin/Getty Images

"Über das Gegentor sprechen wir schon die ganze Zeit - diese Art von Gegentoren!", so Müllers Worte, die sich - wenig überraschend - sehr mit denen Flicks ähneln. "Auch in der Verlängerung hatten wir viele Chancen, das Spiel zu gewinnen, das war wie Pingpong im Fünfer."

Kieler Freude über erfolgreichen Matchplan - Bartels vermisst die Fans bei einem solchen Erlebnis

Natürlich sehr erleichtert zeigte sich Kiels Trainer Ole Werner nach dem Elfer-Krimi: "Ich habe gerade in der Kabine ziemlich viele verwirrte Menschen getroffen. Es ist ein außergewöhnliches Erlebnis und etwas, an das man sich in vielen Jahren noch erinnert." Sein Team sei genau in die Situationen gekommen, die man anvisiert hatte. Der überglückliche Coach weiter: "Wir waren mutig, das war der Schlüssel, um im Spiel Fuß zu fassen."

Matchwinner im Schneegestöber: Fin Bartels erzielte den entscheidenden Elfmeter
Matchwinner im Schneegestöber: Fin Bartels erzielte den entscheidenden Elfmeter / Stuart Franklin/Getty Images

Matchwinner des Abends war Fin Bartels. Der bald 34-Jährige hatte in der 37. Minute den Ausgleich erzielen und beim Elfmeterschießen den entscheidenden Ball im Tor unterbringen können. "Ich war eigentlich froh, dass die Bayern verschossen hatten, so hatte ich eher diesen positiven Druck, das Ding entscheiden zu können und dann war es ein bisschen einfacher", resümierte er mit all seiner Erfahrung. Was ihm persönlich sehr fehlte an diesem denkwürdigen Abend: Die Fans. "Das wäre natürlich ein noch schönerer Abend gewesen."

"Es wurde angesprochen, dass da immer mal wieder Räume entstehen können, weil die Bayern nun mal hoch stehen. Wenn wir Ballgewinne erzielen können, dass wir auch dahinter gehen müssen", erklärte Bartels das Erfolgsrezept des KSV. Wichtig war allerdings auch, dass man den eigenen Ballbesitz von hinten rausgespielt hat - dadurch lief man nicht so viel hinterher. "Gegen Bayern ist es immer eklig. Sie sind einfach eine fußballerisch super Truppe, haben unheimlichen Speed dann auch in der 115. Minute über links mit Costa und Davies. Es ist immer unangenehm, aber der Schlüssel war, dass wir selbst Ballbesitzphasen hatten [...]. Deswegen war es - man ist immer ein bisschen unterlegen gegen die Bayern - nicht ganz unverdient", schloss der Matchwinner.


Das letzte Zweitrundenaus der Bayern im Pokal: 2000 gegen Magdeburg - hier klicken