Die Erkenntnisse zum Schalke-Test gegen St. Petersburg

Schalke steckt inzwischen voll in der Saisonvorbereitung
Schalke steckt inzwischen voll in der Saisonvorbereitung / Christof Koepsel/Getty Images
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Am Samstagnachmittag endete der erste richtige Test von Schalke 04 gegen Zenit St. Petersburg mit 0:0. Dimitrios Grammozis schickte erneut eine vielsagende Startelf auf den Platz und zog anschließend ein vorsichtig positives Fazit.


Etwa zweieinhalb Wochen befindet sich Schalke 04 nun bereits in der Saisonvorbereitung. Es gibt viel aufzuholen, nachzuarbeiten und aufzubauen. Das weiß das Trainerteam um Dimitrios Grammozis, weshalb die Einheiten - wie man häufig hört - auch für eine solche Vorbereitung ziemlich intensiv sein sollen.

Nach den ersten beiden Testspielen gegen Landesligisten traf Königsblau am Samstagnachmittag im idyllischen Trainingslager in Österreich auf den russischen Meister und Champions-League-Teilnehmer Zenit St. Petersburg. Ein erster richtiger Gradmesser, auch wenn der ein oder andere Spieler bei den Gegnern noch fehlte.

Die erste S04-Elf bot erneut Anlass zur Spekulation über die Startelf zum Liga-Auftakt. Ralf Fährmann als Nummer eins, dazu die Dreierkette aus Malick Thiaw, Marcin Kaminski und Timo Becker. Im Mittelfeld die beiden Außenspieler Reinhold Ranftl und Thomas Ouwejan, das Zentrum durch Victor Palsson besetzt. Etwas weiter vorne Danny Latza, neben ihm Gastspieler Yaroslav Mikhailov. In der Offensive: Simon Terodde und Marius Bülter.

Grammozis zieht vorsichtig positives Fazit: "Hatten anfangs etwas Respekt"

"Ich fand, dass wir ein bisschen gebraucht haben am Anfang und dass wir ein bisschen Respekt hatten, vor einem sehr, sehr starken Gegner", resümierte Grammozis das Testspiel (via Sky). Sein Fazit fiel insgesamt aber positiv aus: "Wir sind von Minute zu Minute, auch was das Spiel mit dem Ball angeht, mutiger geworden und oft in die Box gekommen."

"Aber letztendlich ist es wichtig, dass sich keiner verletzt hat und dass auch die jungen Spieler wieder gespielt haben in der zweiten Halbzeit. Auch sie haben ihre Sache sehr gut gemacht. Wenn dann noch der Elfmeter durch Marvin reingeht, dann kann man denke ich von einem sehr, sehr guten Test sprechen. So haben wir es wirklich gut gemacht, zu diesem Zeitpunkt", schloss er seinen Kommentar ab.

Neuzugang Bülter betonte zudem noch die kleinen Hürden, die innerhalb eines zu großen Teilen neu geformten Teams bestehen: "Ich glaube man hat es heute auch ein bisschen gesehen: Die Abstimmungen zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, da fehlt es einfach noch ein bisschen. Wir sind eine ganz neu zusammengewürfelte Truppe, das dauert auch etwas, das ist ganz normal."


Erkenntnisse zum 0:0-Testspiel von Schalke gegen Zenit

1. Fährmann wieder/noch auf gutem Niveau

Ralf Faehrmann, Simon Terodde
Ralf Fährmann im Gespräch mit Simon Terodde / Christof Koepsel/Getty Images

Auch wenn Schalke im Spiel nicht allzu viele große Chancen zuließ, musste Ralf Fährmann mehrmals entscheidend retten, um einen Rückstand zu verhindern. Über die Außen schaffte es Zenit, das ein oder andere Mal mit nur halbhohen Bällen für Gefahr zu sorgen, Fährmann war aber stets zur Stelle.

Ein kleines Ausrufezeichen für den Routinier, der als Nummer eins bei S04 bleiben will. Die anhaltende Torwart-Debatte, auch durch einen ganz neuen Torwart-Trainer, bleibt dabei ein Thema.

Auch wenn er spielerisch hin und wieder seine gewohnten Schwächen offenbarte, etwa als ihm ein Gegenspieler den Ball fast vom Fuß holte, waren seine Paraden erneut auf einem guten Niveau.

2. Notwendiger Ehrgeiz in den Einheiten und Spielen zu erkennen

Levent Mercan, Simon Terodde
In den Spielen und Trainings zieht das neue S04-Team gut mit / Christof Koepsel/Getty Images

An den Bildern und kleinen Videos aus den vergangenen Trainingseinheiten hat man es bereits erkennen können, im gestrigen Test war es auch sichtbar: Die Motivation im Team ist groß, der Ehrgeiz erkennbar. Es scheint, als wäre die letzte Saison kein Thema mehr.

Ein gutes Beispiel dafür war der von Marvin Pieringer verschossene Elfmeter. Obwohl es nur ein Testspiel war und ein Treffer nichts bedeutet hätte, war der Frust beim 21-Jährigen deutlich zu erkennen.

Zu erkennen war auch, dass er von seinen Teamkollegen schnell getröstet und wieder auf das Spiel eingestellt wurde. Es sind viele kleine Aspekte, die den Unterschied ausmachen könnten. Diese Ernsthaftigkeit ist für die kommenden Aufgaben lebensnotwendig.

3. Mehr Fokus auf den Ballbesitz

Florian Flick
Im Spiel mit dem Ball braucht Schalke noch mehr Flexibilität / Christof Koepsel/Getty Images

Der spielerisch größte und zeitgleich vermutlich wichtigste Aspekt der nächsten Saison: Das Spiel in Ballbesitz. Etwas, das Schalke über die letzten Jahre nahezu kategorisch vermissen ließ, wird in Liga zwei von großer Bedeutung sein. Viele Teams werden (gegen S04) tief stehen und lauern.

Gegen St. Petersburg war sichtbar, dass es dabei noch Verbesserungsbedarf gibt - was auch noch zu erwarten ist, immerhin läuft die Vorbereitung noch keine drei Wochen.

Zu häufig ließen sich die Knappen in Drucksituationen lenken, der Pass zurück zum Keeper wurde häufig notwendig. Auch eigene Überzahlsituationen gilt es besser zu lösen, ebenso in diese überhaupt zu kommen.

Das hängt natürlich auch viel am von Bülter erwähnten Faktor des Zusammenspiels ab. Mit etwas mehr Eingewöhnung dürfte es auch noch Verbesserungen im Spiel mit dem Ball geben.

4. Zentraler Spielmacher fehlt

Thomas Ouwejan
Über die Außen sind Spieler wie Thomas Ouwejan gefragt / Christof Koepsel/Getty Images

Was beim Aspekt des eigenen Ballbesitzes vergleichsweise sehr deutlich wurde: Wenn Schalke in die gegnerische Hälfte vordringen oder sich gar ins letzte Drittel spielen konnte, dann in der Regel über die Außen. Ouwejan und Ranftl stehen da speziell im Fokus, da auch Wert auf Flanken gelegt wird.

Zu Torchancen muss man aber auch auf anderen Wegen kommen. Durch das Zentrum muss S04 noch besser, vielseitiger und weniger vorhersehbar werden. Man braucht also noch einen kreativen Spielmacher.

5. Flexibilität im System

Dimitrios Grammozis
Dimitrios Grammozis legt den Fokus klar auf das 3-5-2 / Christof Koepsel/Getty Images

Bislang absolvierte Schalke alle drei Tests im 3-5-2. Das ist auch die von Grammozis anvisierte Formation, dafür wurden die bisherigen Neuzugänge verpflichtet. Es wird die Standard-Herangehensweise sein.

Aber: Es darf nicht soweit kommen, dass die gewisse notwendige Flexibilität abhanden kommt. Immerhin will man in Liga zwei nicht nur überleben und im oberen Drittel mitspielen - der Wiederaufstieg muss das Ziel sein.

Dafür braucht es die Möglichkeiten, nicht nur extra für einen gewissen Gegner, sondern auch in einem Spiel selbst etwas umzustellen, eine andere Herangehensweise zu wählen. Das war bisher noch nicht wirklich zu sehen. Allerdings ist bis zum Saisonstart auch noch etwas Zeit, im Laufe einer Saison können ebenfalls nachträglich weitere Alternativen einstudiert werden.