Wer sorgt für die DFB-Lautstärke? Die Ersatzkandidaten für "Radio Müller" im Check

Thomas Müller fällt wohl mindestens im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn aus
Thomas Müller fällt wohl mindestens im letzten Gruppenspiel gegen Ungarn aus / BSR Agency/Getty Images
facebooktwitterreddit

Das rechte Knie zwickt. Genauer gesagt, die Kapsel. "Radio Müller" wird dem deutschen Team im letzten Gruppenspiel gegen die Ungarn wohl fehlen. Bundestrainer Joachim Löw muss dann die Startelf mindestens einmal umbauen. Wir blicken auf die möglichen Kandidaten.


Trotz der 4:2-Gala gegen Portugal ist das DFB-Team noch nicht sicher für das Achtelfinale qualifiziert. Mit einem Sieg gegen den vermeintlichen Underdog der Gruppe, wäre die K.o.-Runde sicher gebucht. Doch aufgepasst: Ungarn kratzte schon gegen den amtierenden Europameister an etwas Zählbarem und schaffte gegen den Weltmeister die Überraschung. "Den Abwehrriegel muss man erstmal knacken", formulierte es Leon Goretzka auf der PK am Montag treffend.

Sicher ist der Ausfall von Anführer Thomas Müller noch nicht. "Wir müssen diese Frage Tag für Tag mit den Mediziner bewerten. Es ist noch nicht ausgeschlossen, dass es nicht so kommt", stelle DFB- Pressesprecher Jens Grittner klar. Vieles spricht aber für eine Pause des 31-Jährigen. Ein Risiko wird man beim DFB nicht eingehen. Joachim Löw müsste dann umstellen. Entweder er ersetzt Müller im System eins zu eins - oder aber er baut etwas um. Das sind die möglichen Optionen im Check:

1. Leroy Sané

Leroy Sane
Sané steht bereit für einen Platz in der Startelf / Matthias Hangst/Getty Images

Im Prinzip der "logischste" Müller-Ersatz. Schließlich war Sané bislang in der Offensive am nächsten an einem Startplatz dran. Umstellen müsste Löw nicht: Gnabry bliebe nominell der Mittelstürmer, Havertz könnte weiter über rechts kommen und Sané über den linken Flügel. Mit seinen Stärken im Eins-gegen-eins könnte er dem deutschen Spiel ein wichtiges Element liefern, um Ungarn zu knacken.

Startelf-Wahrscheinlichkeit: 8/10
Formbarometer: 5/10

2. Timo Werner

Timo Werner, Ngolo Kante
Werner konnte gegen Frankreich die Niederlage nicht mehr verhindern / BSR Agency/Getty Images

Auch mit einem Startelf-Einsatz von Timo Werner könnte Löw im bislang gewohnten EM-System bleiben. Der Chelsea-Angreifer würde nominell wohl ebenfalls über die linke Seite kommen und sich mit Gnabry in der Sturmspitze abwechseln.

Aber: Gegen Werner spricht nicht nur das angekratzte Selbstvertrauen, sondern vor allem die tiefstehenden Ungarn. Mit seiner Schnelligkeit könnte Werner in den engen Räumen nur wenig anfangen. Gut zu sehen war das Problem in der zweiten Hälfte gegen Frankreich, als der Weltmeister meist nur noch vor dem eigenen Sechzehner verteidigte.

Startelf-Wahrscheinlichkeit: 4/10
Formbarometer: 4/10

3. Kevin Volland

Emre Can, Kevin Volland
Volland musste gegen Frankreich über die linke Seite ran / Matthias Hangst/Getty Images

Im EM-Kader überraschte Löw mit dem Namen Kevin Volland. Schließlich hatte er den langjährigen Leverkusener seit Jahren konsequent verschmäht. Nach seiner starken Saison bei AS Monaco schaffte Volland aber die Rückkehr ins DFB-Team und soll Löw eine Option als echte Sturmspitze geben. Umso überraschender war Vollands Rolle dann nach Einwechslung gegen Frankreich, wo er für Gosens den Platz auf der linken Seite einnahm.

Gegen Ungarn wäre er eine Option für die Neuner-Rolle, aber auch für die linke Offensivseite. Auch hier wäre ein Wechselspiel mit Gnabry möglich. Mit Volland hätte die deutsche Elf in jedem Fall einen Zielspieler im ungarischen Strafraum. Die Chancen auf einen Einsatz von Beginn an sind aber eher gering. Löw wird Volland als möglichen Joker im Kopf haben, sollte die Führung nicht gelingen. Dieses Mal dann aber im Sturmzentrum.

Startelf-Wahrscheinlichkeit: 1/10
Formbarometer: 5/10

4. Leon Goretzka

Leon Goretzka ist wieder fit - eine ganz wichtige Nachricht für das deutsche Team. Denn im DFB-Trikot kann der Bayern-Star viele Rollen einnehmen. Und hat das in der Vergangenheit auch schon getan. Löw setzt Goretzka gerne deutlich offensiver ein. Er wäre demnach sogar eine Option für die vorderste Reihe.

Oder aber, das System wird mit Goretzka in der Startelf angepasst. Kroos könnte allein auf die Sechs rücken, Gündogan und Goretzka davor im Achter- bzw. Zehnerraum agieren und immer wieder in die Spitze stoßen. Gegen einen Gegner, der mitspielt, wäre das eine gute Option. Gegen Ungarn braucht es wahrscheinlich keinen zusätzlichen Spieler im zentralen Mittelfeld. Demnach würde ein Einsatz von Goretzka als Müller-Ersatz nur bedingt Sinn machen. Schon eher sinnvoll wäre seine Startelf-Nominierung anstelle von Ilkay Gündogan.

Startelf-Wahrscheinlichkeit: 5/10
Formbarometer: 7/10

5. Fazit: Alles spricht für Sané

Joachim Löw
Löw wird wohl auf Leroy Sané setzen / Alexander Hassenstein/Getty Images

Bis vor dem letzten EM-Test gegen Lettland galt Leroy Sané als Favorit für eine Stammplatz-Rolle in der deutschen Offensive. Dann aber trumpfte Kai Havertz auf und Sané blieb zu Beginn des Turniers nur die Bank.

Gegen Ungarn dürften beide gemeinsam von Beginn an auf dem Feld stehen. Von allen Optionen, die Löw als Müller-Ersatz hat, macht Sané am meisten Sinn. Auch wenn er bislang noch nicht überzeugen konnte. Doch gerade seine Fähigkeiten im Dribbling und in engen Räumen sollten gegen defensive Ungarn den Ausschlag für den Bayern-Star geben.

Volland wäre der erste Kandidat als Joker, sollte das DFB-Team noch ein Tor brauchen. Werner wäre die beste Wahl als Einwechselspieler, wenn Deutschland in Führung geht. Goretzka bleibt ein Kandidat für die Startelf im zentralen Mittelfeld.