DFB-Team: Mögliche Überraschungen in Nagelsmanns EM-Kader

Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland nähert sich mit großen Schritten. In den letzten Wochen der laufenden Saison können sich die Spieler für den Kader von Julian Nagelsmann empfehlen - das gilt auch für vermeintliche Überraschungskandidaten.

Welche Überraschungen hat der Bundestrainer im EM-Kader parat?
Welche Überraschungen hat der Bundestrainer im EM-Kader parat? /
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Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte bereits angedeutet, dass einige Spieler den sicheren Sprung in den deutschen EM-Kader verpassen könnten. "Es wird bestimmt der eine oder andere nicht nominiert werden, von dem viele denken, der sei sicher dabei", so Nagelsmann.

Das hat natürlich schon zu vielen Überlegungen und Diskussionen geführt, welche vermeintlichen Stars davon betroffen sein könnten. Auf der anderen Seite lohnt sich auch ein Blick auf diejenigen, die vom Plan des Bundestrainers profitieren könnten. Nagelsmann scheint vor allem den Aspekt der Mentalität in den Vordergrund stellen zu wollen. "Wir werden mehr Spieler im Kader haben wie Pascal Groß, die sich auch mal für andere reinwerfen und denen es weniger darum geht, mit einem tollen Pass zu glänzen", erklärte der Bundestrainer weiter.

Vermeintliche Überraschungskandidaten

Vitaly Janelt

Fast völlig unter dem Radar der deutschen Fans fliegt Vitaly Janelt. Der Profi des englischen Erstligisten FC Brentford stammt aus der Jugend des HSV und von RB Leipzig und machte einst beim VfL Bochum in der 2. Bundesliga seine ersten Schritte im deutschen Profifußball. Nach seinem Wechsel nach England ging es für den heute 25-Jährigen steil bergauf. Bei den Bees gehört Janelt zu den Leistungsträgern und der gebürtige Hamburger hat einen Marktwert von stolzen 22 Millionen Euro. Janelt ist im zentralen defensiven Mittelfeld zu Hause, kann als Linksfuß aber auch als Linksverteidiger spielen. Eine körperlich und spielerisch starke Allzweckwaffe für Julian Nagelsmann, der zudem weiß, wo das Tor steht. Bei den Bees wurde Janelt kürzlich für seinen 150. Einsatz in deren Trikot gefeiert.

Yann-Aurel Bisseck

Aus der Jugend des 1. FC Köln stammend, konnte sich Bisseck in Deutschland nie als Profi durchsetzen, schaffte den Durchbruch erst nach seinem Wechsel in die erste dänische Liga und ging von dort in die Serie A zu Inter Mailand. In Mailand gab man ihm die nötige Anlaufzeit und Bisseck zahlte zurück. Der 23-Jährige kommt derzeit auf zehn Einsätze in der höchsten italienischen Spielklasse und stand zweimal in der Champions League auf dem Platz. Der 1,96 Meter große Innenverteidiger könnte die große EM-Überraschung in der deutschen Abwehr werden.

Aleksandar Pavlovic

Beim FC Bayern schwärmen sie derzeit in höchsten Tönen von Aleks Pavlovic - zu Recht! Auch im Spitzenspiel gegen RB Leipzig überzeugte der gebürtige Münchner und war einer der besten Spieler auf dem Platz. Mit seinen erst 19 Jahren ist Pavlovic nicht nur bei den Bayern, sondern auch im DFB-Team eine der großen Hoffnungen für die Zukunft. Ob es für den zentralen Mittelfeldspieler schon für die diesjährige EM reicht, bleibt abzuwarten, aber wenn er weiterhin mit so guten Leistungen überzeugt, ist es schwer vorstellbar, dass Nagelsmann an Pavlovic vorbeikommt.

Max Finkgräfe

In einer der vielleicht schwierigsten Spielzeiten für den 1. FC Köln seit langem ist Max Finkgräfe einer der aufstrebenden Stars des Effzeh. Der 19-jährige Linksverteidiger wird in Köln bereits als neuer Jonas Hector gefeiert und entwickelt sich zum Publikumsliebling der Geißböcke. Der Abstiegskampf, in dem sich die Kölner befinden, dürfte auch den Charakter und die Mentalität von Finkgräfe weiter schärfen und sein Profil für Nagelsmanns Mentalitätswünsche noch interessanter machen. Wer in so jungen Jahren in einem Verein wie Köln im Abstiegskampf besteht und zum Liebling der Fans wird, dem ist auch der Sprung in den EM-Kader zuzutrauen. Auf der Position des Linksverteidigers gibt es durchaus noch Vakanzen, wenn man bedenkt, dass man dort schon mit Kai Havertz experimentiert hat.

Eric Martel

Mit Eric Martel rückt neben Finkgräfe ein weiterer Kölner ins Rampenlicht. Im defensiven Mittelfeld ist Martel eine Stütze im sonst oft anfälligen Spiel der Kölner. Der 21-Jährige kommt auf eine Passgenauigkeit von fast 87 Prozent und gehört zu den Top 10 der zweikampfstärksten Spieler der Bundesliga. Hätte der 1. FC Köln insgesamt eine bessere Saison, wären die Werte und Leistungen von Martel vielleicht bisher nicht so untergegangen. Allerdings ist die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld sehr groß und genau darin dürfte Martel seine größten Probleme in Sachen möglicher Nominierung haben. Was mögliche Überraschungen angeht, scheint er im direkten Vergleich nicht an Bayerns Pavlovic vorbeizukommen.

Jan-Niklas Beste

Jan-Niklas Beste war einer der großen Heidenheimer Aufstiegshelden und gehört auch in der höchsten deutschen Spielklasse zu den absoluten Leistungsträgern des Aufsteigers. Der Offensiv-Wirbelwind ist einer der Hauptgründe, warum die Heidenheimer in der ersten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte so gut dastehen. Sieben Tore und zehn Vorlagen in seinen ersten 21 Bundesligaeinsätzen für Heidenheim sind eine Hausnummer und dürften auch Julian Nagelsmann nicht verborgen geblieben sein.

Tim Kleindienst

Neben Beste zählt auch Mittelstürmer Tim Kleindienst zu den großen Leistungsträgern der Heidenheimer. In 24 Bundesligaeinsätzen in der laufenden Saison gelangen Kleindienst bislang sieben Tore und drei Vorlagen. Nicht zu vergessen ist der Faktor Mentalität. Hier glänzt der 28-Jährige besonders. Kleindienst führt die Bundesliga bei gewonnenen Kopfballduellen mit Abstand an und hat auch mit Abstand die meisten Fouls aller Bundesligaspieler begangen. Zudem rangiert der Stürmer unter den Top 10 der laufstärksten Spieler der Liga und absolvierte nach Leverkusens Frimpong die zweitmeisten Sprints der Bundesliga. Auch bei den intensiven Läufen liegt Kleindienst hinter Wolfsburgs Majer auf Platz zwei. Ein echtes Arbeitstier mit einer ganz anderen Facette. Das könnte ein ganz wichtiger Faktor bei der EM werden, wo man sich nicht mehr in jedem Spiel als Favorit sehen kann.

Eren Dinkci

Ein weiterer Heidenheimer im Rampenlicht ist Werder-Leihgabe Eren Dinkci. Der pfeilschnelle Offensivmann schaffte beim Aufsteiger endlich den Durchbruch in der Bundesliga und erzielte in bislang 22 Saisoneinsätzen sieben Tore und zwei Vorlagen. Der 1,88 Meter große und 22 Jahre alte Deutsch-Türke ist eine äußerst interessante Option für den deutschen EM-Kader und könnte frischen Wind in das Offensivspiel der DFB-Elf bringen. Dinkci hält derzeit mit 36,41 km/h den Geschwindigkeitsrekord in der laufenden Bundesliga-Saison.

Maximilian Beier

Pfeilschnell und torgefährlich ist auch der Hoffenheimer Maxi Beier. Der 21-Jährige traf in 23 Bundesligaspielen in dieser Saison bisher zwölfmal selbst und legte fünf weitere Treffer auf. Beier ist vor allem durch seine Schnelligkeit ein interessanter Mittelstürmer und weiß sich mit seinen 1,85 Körpergröße auch im Zweikampf zu behaupten. In der Vergangenheit wurde Beier bereits Interesse aus der Premier League nachgesagt. Der Torjäger von Hoffenheim gilt als eine der größten Offensivhoffnungen des deutschen Fußballs. Vielleicht schon bei der diesjährigen EM?

Alexander Nübel

Alex Nübel gilt nach wie vor als möglicher Nachfolger von Manuel Neuer beim FC Bayern. Beim VfB Stuttgart, wo Nübel auf Leihbasis zwischen den Pfosten steht, zählt er mittlerweile zu den großen Leistungsträgern und Top-Keepern der Bundesliga. Mit den Schwaben spielt Nübel bisher eine fantastische Saison und steuert sogar auf die Champions League zu. Die teilweise eher schwankenden Leistungen seiner Torhüter-Kollegen derzeit könnte Nübel eventuell nutzen, um als Keeper Nummer drei mit zur EM zu fahren.

Angelo Stiller

Angelo Stiller spielt eine mehr als ordentliche Saison für den VfB Stuttgart. Der Sechser gehört zum absoluten Stammpersonal unter Sebastian Hoeneß, absolvierte in 23/24 bislang 23 Bundesligaspiele und vier im DFB-Pokal. Dabei steuerte Stiller insgesamt vier Vorlagen bei. Auf sein erstes Saisontor wartet der ehemalige Jugendspieler des FC Bayern allerdings noch, doch mit einer Passgenauigkeit von um die 91 Prozent zählt Stiller zu den fünf besten Bundesligaspielern in dieser Statistik. Außerdem gilt er bei gewonnenen Zweikämpfen zu den 20 besten in der Liga. Aufgrund der großen Dichte im zentralen Mittelfeld dürfte es für Stiller schwer werden, noch auf den EM-Zug aufzuspringen, doch wenn Julian Nagelsmann Gefallen an seiner Spielweise findet, ist auch das nicht ausgeschlossen.

Waldemar Anton

Die Defensive war in den letzten Länderspielen das große Problem der deutschen Nationalmannschaft. Eine klar eingespielte Abwehr mit Hierarchie fehlte bisher. Vielleicht eine Chance für den Kapitän des VfB Stuttgart? Waldemar Anton verfügt über ein sicheres Aufbauspiel, bringt fast 90 Prozent seiner Bälle zum Mitspieler und ist kopfballstark. Eine große Hürde für Anton könnte allerdings die im Vergleich zu seinen Konkurrenten eher geringe internationale Erfahrung auf einer so wichtigen Mannschaftsposition sein.

Josha Vagnoman

Die Außenverteidigerpositionen im DFB-Team sind eher dünn besetzt mit Spielern, von denen man überzeugt zu sein scheint. Auf rechts soll es wieder Joshua Kimmich richten, was zum Nachteil von Josha Vagnoman werden könnte. Der gebürtige Hamburger spielt zwar eine ordentliche Saison beim VfB Stuttgart, doch mit Kimmich als Rechtsverteidiger wird der Platz als Backup und EM-Überraschung dahinter schwer zu besetzen sein. Hier könnte womöglich auch Lukas Klostermann die Nase vorn haben. Aber: Sag niemals nie.

Justin Njinmah

Bei Werder Bremen hat Justin Njinmah den Durchbruch in der Bundesliga geschafft. Der gebürtige Hamburger, den es von den Amateuren des BVB an seine alte Wirkungsstätte nach Bremen zurück zog, zählt zu den großen Newcomern der Saison. In bisher 22 Bundesligaspielen 23/24 erzielte Njinmah fünf Tore und zwei Vorlagen und zählt zu den schnellsten Stürmern der Liga. Sollte sich der 23-Jährige im Endspurt der Saison nochmals steigern können, hat er eine kleine Chance, vielleicht der neue David Odonkor zu werden.

Brajan Gruda

Das Mainzer Juwel gehört bei den 05ern zu den großen Gewinnern der laufenden Saison und zählt zu den herausragenden Mainzer Spielern in einer sonst durchwachsenen Saison. Der 19-jährige Offensivmann konnte seinen Marktwert bereits auf neun Millionen Euro steigern. In 21 Pflichtspielen (Bundesliga und DFB-Pokal) gelangen dem technisch versierten Deutsch-Albaner ein Tor und eine Vorlage. Von Thomas Müller wurde er sogar als "Baller" geadelt. Wird er als Überraschung auf den EM-Zug aufspringen?

Noah Atubolu

Beim SC Freiburg trat das Eigengewächs Noah Atubolu die Nachfolge von Mark Flekken an und konnte sich nach anfänglichen Wacklern deutlich steigern. Mittlerweile gehört er zu den Leistungsträgern im Team von Christian Streich und hielt zuletzt stark. Der 21 Jahre alte und 1,90 Meter große Keeper könnte zu den deutschen Torhütern der Zukunft gehören. Ob es allerdings schon für eine Überraschungsnominierung reicht, ist angesichts der großen Konkurrenz im deutschen Tor eher fraglich.

Robert Glatzel

Deutschland sucht den Torjäger. Auf der Mittelstürmerposition fehlt es seit dem Karriereende von Miro Klose oder Mario Gomez an Top-Qualität. Das könnte die Chance für Robert Glatzel sein. Der Stürmer des Hamburger SV gilt seit Jahren als bester Mittelstürmer der 2. Bundesliga und trifft regelmäßig ins Schwarze. In seiner Karriere erzielte Glatzel 78 Tore in 166 Zweitligaspielen. Neben Niclas Füllkrug fehlt es in Deutschland allerdings an echten Neunern. Glatzel könnte also zusammen mit Spielern wie Tim Kleindienst für eine Überraschung im Nagelsmann-Kader sorgen. Glatzel verfügt durchaus über die Qualität in der ersten Bundesliga zu spielen, schwor dem HSV aber die Treue.

Rocco Reitz

Die Auftritte von Rocco Reitz sind fast so wechselhaft wie die von seinem Team bei Borussia Mönchengladbach. Wochenlang als neuer Held der Fohlen gefeiert, taucht Reitz aber auch immer wieder ab und reiht sich in die mitschwimmende Masse ein. Dabei hat der Mittelfeldspieler bereits gezeigt, welch großes Talent in ihm schlummert. In 26 Pflichtspielen sammelte der 21-Jährige sieben Scorerpunkte und schraubte seinen Marktwert auf zehn Millionen Euro. Aufgrund der großen Konkurrenz im Mittelfeld ist eine Nominierung für die EM zwar nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich.

Anton Stach

Anton Stach hat bereits DFB-Luft geschnuppert. Der 25-jährige Mittelfeldspieler hat bisher zwei Länderspiele absolviert und könnte als Ergänzungsspieler durchaus einen Platz im EM-Kader finden. Bei der TSG Hoffenheim spielt der Sechser eine stabile Saison, hat aber wie viele andere deutsche Mittelfeldspieler das Problem der großen Konkurrenz um die wenigen Plätze.

Paris Brunner

Paris Brunner gilt nicht nur bei Borussia Dortmund als großes Versprechen für die Zukunft. Auch für die deutschen U-Nationalmannschaften hat er seinen großen Wert bereits unter Beweis gestellt, Verantwortung übernommen und wurde zum Helden beim EM- und WM-Titel. Doch ob Julian Nagelsmann den 18-Jährigen schon für reif genug hält, um ihn in die A-Elf zu berufen? Bisher konnte sich Brunner in der Bundesliga noch nicht durchsetzen, doch das Supertalent gilt als Spieler mit ausgeprägtem Charakter. Es wäre definitiv eine große Überraschung, wenn der Youngster mit zur EM fahren würde. Für die U19 des BVB traf Brunner in dieser Saison in 16 Spielen 16 Mal.


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