Vieira spottet über Rüdiger: "Er ist nicht der Schlauste"
Von Dominik Hager

Es gibt Szenen, in denen man als Fußballer einfach schlecht aussieht. Derzeit gehen die Bilder um die Welt, auf denen Superstar Cristiano Ronaldo Antonio Rüdiger böse vernascht. Der Portugiese lupfte den Ball beim Spiel zwischen Deutschland und Portugal erst geschickt am zu spät kommenden Verteidiger vorbei und spielte ihn dann ganz lässig aus der Luft mit der Hacke weiter. Zwar blieb diese Szene folgenlos, jedoch sah Rüdiger bereits gegen Frankreich schlecht aus, als er sich vor dem 0:1 zu leicht aus der Abwehrkette herausziehen ließ. Der Chelsea-Star erhält nun einiges an Spott aus Frankreich.
Eigentlich ist Antonio Rüdiger als Stammspieler beim Champions-League-Sieger FC Chelsea und in der Nationalmannschaft dort angekommen, wo er immer hinwollte. Ein steiniger Weg, bei dem sich der frühere Stuttgarter oft selbst im Weg stand. Schließlich galt er immer ein wenig als "Bruder Leichtfuß", der oftmals auch entscheidende Böcke schoss.
Noch vor einem knappen Jahr schien es so, als würde er seine Fähigkeiten nie so ganz auf den Platz bringen können, zumal Ex-Chelsea-Coach Frank Lampard nicht mehr auf ihn setzte. Erst unter Thomas Tuchel wurde plötzlich alles anders. Der 28-Jährige spielte eine grandiose Rückrunde und ließ keinen Zweifel an seinem Stammplatz im Klub und in der DFB-Elf. Seine beiden bisherigen EM-Auftritte waren im Großen und Ganzen ok, aber noch nicht das, was man sich angesichts seiner starken Form erwarten durfte.
Vieira attackiert Rüdiger scharf: "Kein Spielertyp, auf den man sich verlassen kann"
Zwar ist sein Stammplatz nicht in Gefahr, jedoch ist sich Frankreich-Legende Patrick Vieira nicht sicher, ob das Vertrauen von Joachim Löw gerechtfertigt ist.
"Du brauchst zwei Spieler um Hummels herum, um ihn zu beschützen. Aber ich weiß nicht, ob Rüdiger der Spielertyp ist, auf den man sich da verlassen kann. Er ist nicht der Schlauste. Manchmal trifft er eine schlechte Entscheidung, die dann dafür sorgt, dass seine Mitspieler große Probleme bekommen", zitiert die BILD den 44-Jährigen.
Doch nicht nur Rüdiger, sondern auch Hummels überzeugt den früheren Mittelfeld-Kämpfer nicht völlig. "Ich denke, Hummels ist nicht der Schnellste, aber er ist clever, setzt sein Gehirn richtig ein, um gut zu verteidigen. Dennoch wird es für ihn auf diesem Niveau schwierig", prophezeit er.
Vieira-Kritik nur teilweise verständlich: Hummels und Rüdiger ergänzen sich auf dem Platz
Fassen wir mal kurz zusammen: Den Aussagen von Vieira zufolge benötigt Hummels also jemanden, der für ihn laufen kann und Rüdiger einen Spieler, der das Denken für ihn übernimmt. Im Falle von Mats Hummels kann man den Worten von Vieira definitiv zustimmen. Bei all seinen Stärken ist sein Tempo-Defizit schon eklatant.
Allerdings ist Rüdiger daher genau der richtige Spieler an seiner Seite. Neben dem Ruhepol Hummels, der sich durch ein sicheres Stellungsspiel definiert und zweikampfstark ist, braucht es einen Rüdiger, der schnell, athletisch und aggressiv agiert.
Möglicherweise mag es schon stimmen, dass der Chelsea-Star seine Stärken eher im physischen Bereich hat, jedoch ist die Kritik von Vieira ein wenig plump und respektlos geäußert. Eine gewisse Spielintelligenz ist auf diesem Niveau zudem unerlässlich - diese bringt auch der 28-Jährige mit.
Aus deutscher Sicht kann man eigentlich froh sein, in der Abwehr unterschiedliche Spielertypen zu haben, die sich gut ergänzen. Von der Worten des ehemaligen Arsenal-Stars sollten sich weder Rüdiger noch Löw beeindrucken lassen.