DFB heuert Detektive zur Aufklärung der Sommermärchen-Affäre an
Von Florian Bajus

Weil das Verfahren der Schweizer Justiz um die Sommermärchen-Affäre Ende April verjährte, bemüht sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) nach Informationen der Süddeutschen Zeitung darum, die Hintergründe der WM-Vergabe selbst aufzudecken. Dafür sei die Detektei Esecon angeheuert worden.
Die Verjährung des Verfahrens der Schweizer Justiz sorgte beim DFB für Ärger, noch immer ist die Sommermärchen-Affäre ein ungelüftetes Geheimnis. "Es ist höchst unbefriedigend, ja frustrierend, dass wir noch immer kein abschließendes Bild rund um die infrage stehenden Abläufe der WM 2006 haben. Es ist mir ein persönliches Anliegen, innerhalb unserer Möglichkeiten alles für eine Aufklärung zu unternehmen", sagte DFB-Präsident Fritz Keller.
Deshalb wurde die Detektei Esecon angeheuert, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Laut Handelsregister gehört "die Erstellung von journalistischen und forensischen Datenanalysen und deren Beschaffung" zum Firmenprofil der Berliner Detektei. Mit ihr seien unter anderem "hochrangige frühere Polizei-Ermittler" verbunden. Auf Nachfrage des Blatts wollten sich weder der DFB noch Esecon zur Zusammenarbeit äußern.
Exklusiv in der @SZ: Der DFB setzt Detektive aufs #Sommermärchen an https://t.co/IuR3180Ww6
— Süddeutsche Zeitung (@SZ) May 19, 2020
Esecon schon seit letztem Jahr für den DFB im Einsatz?
Allerdings soll Esecon schon seit dem vergangenen Jahr für den DFB arbeiten. Demnach habe ein Ex-Funktionär ausgesagt, dass er von Esecon-Mitarbeitern befragt worden sei. Grund dafür sei ein möglicher Betrugsfall bei Bandenwerbung für Länderspiele.
Hintergrund der WM-Affäre ist unter anderem eine Zahlung von Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus an Franz Beckenbauer, dem damaligen Präsidenten des WM-Organisationskomitees. Das Honorar in Höhe von 6,7 Millionen Euro, das Beckenbauer im Jahr 2002 erhielt, wurde drei Jahre später vom DFB über den Weltverband FIFA an Louis-Dreyfus zurückgezahlt. Ungeklärt ist unter anderem die Frage nach dem Verwendungszweck des Honorars. Laut der Süddeutschen Zeitung führe eine Spur zum TV-Rechtehändler Infront, der 2002 gegründet wurde. Infront ging aus der KirchSport AG hervor und wurde von einem Investorenkonsortium übernommen, an dessen Spitze Louis-Dreyfus stand.