Deutscher Stürmer mischt die Champions League auf: Wer ist dieser Mergim Berisha?

Momentan ist Jubeln der Dauerzustand bei Mergim Berisha
Momentan ist Jubeln der Dauerzustand bei Mergim Berisha / Johannes Schedl/Getty Images
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Zwei Vorlagen gegen Atletico, zwei Treffer gegen die Münchner Bayern. Nein, diese Statistik kommt nicht von Sadio Mané, Mohamed Salah oder Lionel Messi. Diese Leistung geht auf das Konto des 22-jährigen Mergim Berisha. Den Namen hat so manch einer inzwischen gehört, aber dass dieser junge Kicker auch noch Deutscher ist, wussten wohl eher wenige. In der U21 unter Stefan Kuntz ist Berisha eine feste Größe. Nach vielen verschiedenen Leihen startet er nun auch in Salzburg richtig durch. Wer ist dieser Berisha? Wo kommt er so plötzlich her? Und muss Jogi Löw vielleicht bald seine Handynummer einwählen?

Mergim Berisha wurde 1998 in Berchtesgaden, also direkt an der Grenze zu Österreich geboren. Schon seine fußballerische Jugend verbrachte der Sohn kosovarischer Kriegsflüchtlinge nicht in Deutschland, sondern in Österreich. Von jungen Jahren an, spielt der Mittelstürmer für Red Bull. 2016/2017 schoss er seine Jugendmannschaft mit sieben Treffern zum Titel der UEFA Youth League - ein enormer Erfolg. Parallel lief er für Salzburgs zweite Mannschaft, den FC Liefering auf. In der zweiten Liga gelangen dem damals 18-Jährigen 14 Treffer in 30 Partien. Ein echtes Empfehlungsschreiben.

Unglücklicher Ausflug nach Deutschland

In der folgenden Saison wurde Berisha an LASK nach Linz ausgeliehen und gab dort mit fünf Treffern in 18 Partien keine allzu schlechte Figur ab.

Dann kam der Knacks in seiner jungen Karriere. Eine schwere Bänderverletzung setzte ihn wochenlang außer Gefecht. Im Zuge dessen wurde der 1,88 Meter große Mittelstürmer zum FC Magdeburg in die 2. Bundesliga verliehen. Dort wollte ihm beim späteren Absteiger aber nicht viel gelingen. Nach vier Einsätzen in der Hinrunde wechselte Berisha in der Rückrunde zurück nach Österreich, um für den SCR Altach auf Torejagd zu gehen.

Elf Scorerpunkte in 14 Partien waren sein Leistungsnachweis. Auch in der Hinrunde 2019/2020 machte Berisha munter weiter für die Jungs von der Grenze. Zwölf Torbeteiligungen in 17 Partien ließen RB Salzburg aufhorchen und der Juniorennationalspieler wurde zurückgeholt. Schließlich verließ zuvor ein gewisser Erling Braut Haaland den Klub.

In Altach blühte der Stürmer richtig auf
In Altach blühte der Stürmer richtig auf / Carsten Harz/Getty Images

Senkrechtstart nach Anfangsschwierigkeiten in Salzburg

Bei den Bullen lief es dann aber zunächst nicht wie gewünscht. Nur ein Treffer in acht Einsätzen gelang Berisha. Dazu ließ er reihenweise Großchancen liegen. In Salzburg aber glaubte man weiter an ihn. Und siehe da: Heute sieht alles anders aus. Die Bilanz seiner bisherigen Saison ist atemberaubend. In der Liga, wie auch in der Champions League.

Seine Werte sprechen für ihn und in Salzburg hat er sich in kürzester Zeit vom Bankwärmer zum unverzichtbaren Stammspieler entwickelt. Im Kader von Trainer Jesse Marsch ist der Bayer der einzige "echte" Mittelstürmer, inmitten von wendigen, dynamischen Flügelflitzern. Abgekocht, abgezockt und immer brandgefährlich: So stellt sich die Leistung von Berisha in dieser Saison dar. Trotz fast 1,90 Körpergröße ist der Deutsche auch im Dribbling stark, gepaart mit seiner Technik ist er auch außerhalb des Strafraums eine echte Waffe.

Berisha: Bald schon A-Nationalspieler?

Trägt die Nummer eines klassischen Stürmers: Mergim Berisha
Trägt die Nummer eines klassischen Stürmers: Mergim Berisha / DeFodi Images/Getty Images

U21-Nationalspieler ist er schon, aber eben nicht mehr lange. Mit 22 ist Berisha im Zuge der Corona-Pandemie nur noch für die U21-EM im nächsten Sommer spielberechtigt. Dann käme er nur noch für die A-Nationalmannschaft in Frage. Für welche? Das ist erst einmal noch offen. Selbstverständlich könnte Berisha auch für den Kosovo zum Einsatz kommen. Hätte er Interesse an Einsätzen für das Land seiner Eltern, wäre es womöglich schon dazu gekommen. Denn auch im Kosovo weiß man um die tollen Fähigkeiten des Stürmers.

Wahrscheinlicher ist, dass bei der Aufrechterhaltung seiner momentanen Leistung ein anderer Nationalcoach bei ihm vorstellig wird. Joachim Löw hat momentan in seinem breit gefächerten Kader keinen wirklichen klassischen Neuner. Berisha wäre einer, der diese Rolle mit Bravour füllen könnte. Die Konkurrenz in der deutschen Offensive ist groß, aber neben den gesetzten Sturmkräften Serge Gnabry, Timo Werner und Leroy Sané gibt es ja noch weitere Plätze zu vergeben.

Gerade am Stuhl von Benfica-Stürmer Luca Waldschmidt könnte Berisha ordentlich sägen. Und auch der Platz von Flügelstürmer Julian Brandt scheint inzwischen nicht mehr sicher zu sein. Klar ist: Kommt Berisha in Österreich auf 20 Buden und überwintern die Österreicher international (Europa League oder Champions League), kommt der deutsche Trainerstab nicht dran vorbei, intensiv über eine Nominierung des Newcomers aus Berchtesgaden nachzudenken.