Sorry, liebe BVB-Fans: Jürgen Kohler irrt

Die BVB-Fans haben nur Außenseiterchancen, im Mai den Meistertitel zu bejubeln.
Die BVB-Fans haben nur Außenseiterchancen, im Mai den Meistertitel zu bejubeln. / INA FASSBENDER/GettyImages
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Jürgen Kohler legt sich fest: Für ihn ist der BVB der "Topfavorit" für den Gewinn des Meistertitels in der kommenden Saison. Da gehen wir nicht mit und widersprechen dem früheren Innenverteidiger.


Jürgen Kohler hat recht: Die bisher getätigten Transfers von Borussia Dortmund sind äußerst gelungen und machen Lust auf die kommende Saison. Vor allem der Defensivverbund wurde mit den Verpflichtungen von Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Salih Özcan gezielt verstärkt. Mit Sébastien Haller geht im Angriffszentrum der für Dortmunder Möglichkeiten maximal beste Ersatz für den in der Spitze nicht zu ersetzenden Erling Haaland auf Torejagd. Dazu gesellen sich mit Karim Adeyemi und Jamie Bynoe-Gittens zwei dribbelstarke Spieler, der vor allem das nahezu zum Erliegen gekommene Umschaltspiel beleben dürften.

Nicht alle Baustellen fertiggestellt

Sollte der Kader jetzt verschlankt und gestrafft werden, hätte Dortmunds designierter Sportchef Sebastian Kehl seine Hausaufgaben gemacht und den bitter nötigen Umbruch klug eingeleitet. Und doch wird es weitere Zeit brauchen, bis der Kader den höchsten Ansprüchen genügt. Hinten links ist selbst bei einer deutlichen Formsteigerung von Raphael Guerreiro die Flanke offen. Gegenüber ist der Meunier der Vor-Verletzungs-Form zwar solide, aber eben auch nicht mehr.

Auch nicht optimal ist die Situation im zentralen Mittelfeld: Mahmoud Dahoud hat bei allen großartigen Anlagen bislang während seiner fünf (!) Jahre bei der schwarzgelben Borussia noch nicht konstant geliefert und Jude Bellingham ist mehr leidenschaftlicher Box-to-Box-Spieler als Kreativkopf im Zentrum. Und der erst 17-jährige Bynoe-Gittens ist neben den biederen Thorgan Hazard und Marius Wolf bislang der einzig "echte" Flügelspieler im Kader.

Deshalb, liebe BVB-Fans, irrt Kohler. Ja, die Borussia hat sich clever verstärkt. Aber als Favorit gehen, so langweilig es ist, die Bayern ins Meisterrennen. Denn mit Edin Terzic kehren auch wieder neue taktische Ideen zurück, die erst von der teils neu zusammengesetzten Mannschaft verinnerlicht werden. Dass die Profis wegen der Nations-League-Partien nur tröpfenweise in die Vorbereitung einsteigen, ist deshalb besonders nachteilig.

Bayern-Gerüst steht weiter

Auch wenn die Einschätzungen von Kohler zu den Bayern (löchrige Abwehr, ungeklärte Sturm-Frage) zutreffen: Selbst wenn Torgarant Lewandowski den FCB verließe, würde sicher zügig für hochkarätigen Ersatz gesorgt werden. Mit Noussair Mazraoui kommt von Ajax Amsterdam ein spannender Rechtsverteidiger, im Zentrum wurde mit Mazraouis Teamkollegen Ryan Gravenberch eines der größten Talente fürs zentrale Mittelfeld unter Vertrag genommen. Dazu steht weiter mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Thomas Müller das Gerüst der letzten Meistermannschaften.

Selbstverständlich ist es nicht ausgeschlossen, dass Borussia Dortmund die Klammer mit der letzten und ersten Meisterschaft rund um die zehn Bayerntitel setzt. Dafür aber müsste im Ruhrgebiet alles nach Plan und an der Isar vieles schief laufen. Deshalb sind die Bayern auch in der kommenden Saison der Topfavorit auf den Titel - sorry, BVB-Fans.


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