Nur Bayern weiter: Deutsche Enttäuschung in der Champions League
Von Yannik Möller
Unter den 16 Teams im Achtelfinale der Champions League ist mit dem FC Bayern lediglich ein deutsches Team. Dass der BVB, die Wölfe sowie Leipzig vorzeitig ausgeschieden sind, ist eine Enttäuschung für die Bundesliga. Allerdings muss auch auf die einzelnen Fälle geschaut werden. Ein Kommentar.
Mit dem 3:0-Sieg des FC Bayern über den FC Barcelona hat sich der deutsche Rekordmeister in der Champions League keinerlei Blöße gegeben. Alle sechs Partien wurden gewonnen, bei einem Torverhältnis von 22:3. Lediglich der FC Liverpool konnte diese Punkteausbeute ebenfalls erreichen.
Leider gibt es anlässlich der aktuellen Königsklasse nicht nur positive Superlative seitens der deutschen Mannschaften. Das Gegenteil ist der Fall: Mit dem FCB ist nur ein einziger Verein aus der Bundesliga in die K.o.-Runde eingezogen. Auch Borussia Dortmund sowie RB Leipzig sind vorzeitig raus. Der VfL Wolfsburg hat es nicht einmal auf Platz drei geschafft, wodurch es wenigstens noch für die Europa League gereicht hätte.
Man kann es nicht anders formulieren: Es ist ein sehr enttäuschendes Abschneiden der deutschen Klubs. Sogar die portugiesische Liga hat mit Sporting und Benfica weiterhin zwei Teams vertreten, Frankreich ebenfalls zwei. Dazu gibt es mit RB Salzburg oder auch Ajax Amsterdam die vergleichsweise eher kleineren Mannschaften, die weitergekommen sind.
Kein gutes Aushängeschild für unseren Fußball, für unsere Liga. Im Ausland wird die Bundesliga ohnehin schon als ein seitens der Bayern dauerhaft dominierter Wettbewerb wahrgenommen. Gut, dass die größten ausländischen Kritiker dann auch regelmäßig von den Münchenern verhauen werden, wird dann gerne mal vergessen.
Trotzdem wäre es doch gute und auch notwendige Werbung gewesen, hätten es mindestens noch zwei weitere Teams ins Achtelfinale geschafft. Dieses frühe Aus ist auch nicht typisch oder vorhersehbar, etwa weil im deutschen Fußball zu wenig Geld zirkuliert. Das ist Quatsch. Allein Dortmund hat einen sehr guten Kader, mit dem die Endrunde locker zu schaffen sein müsste. Insbesondere in dieser eher leichten Gruppe.
Deutsche Enttäuschung in der Champions League - trotzdem ist ein genaueres Hinsehen geboten
Doch auch diese Medaille hat zwei Seiten. Natürlich ist dieses Abschneiden eine Enttäuschung, die Bayern müssen die Fußball-Ehre der Liga retten. Dennoch wäre ein grobes, ungenaues Draufhauen auf die drei anderen Klubs in der Bewertung nicht fair. Viel eher ist es geboten, sich die einzelnen Schicksale in der Champions League noch einmal genauer anzusehen.
Bei Leipzig sieht man schon einen wichtigen Punkt: In einer Gruppe mit Manchester City und Paris Saint-Germain nicht Zweiter zu werden, ist schlussendlich weder eine Überraschung, noch eine große Schmach.
Zumal es mit dem Sieg gegen City, dem tollen 5:0-Erfolg gegen Brügge oder auch dem 2:2 gegen Paris Partien gab, die weiter für Spannung gesorgt haben. Dazu kommen die turbulenten Wochen innerhalb des Klubs, mit einem Trainer, der selbst über seine Verbindung zur Mannschaft zweifelte. Zieht man derlei Aspekte hinzu, ist das Ausscheiden seitens RBL nicht verwerflich.
Auch der BVB hatte mit Problemen zu kämpfen. Selbstverständlich hätte man sich gegen Ajax, Sporting und ein sehr schwaches Besiktas durchsetzen müssen. Der erste, mindestens der zweite Platz waren Pflicht, Punkt. Die zwischenzeitlichen Verletzungssorgen und die ein oder andere fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidung sollten dabei aber auch nicht in Vergessenheit geraten.
Noch mal: Auch darüber hinaus hätte sich Schwarz-Gelb durchsetzen müssen. Spiele wie die 0:4-Klatsche in Amsterdam sind in dieser Form nicht zu entschuldigen. Dennoch tut es nicht weh, auch ein wenig auf die andere Seite zu schauen.
Auch Wolfsburg hatte eine bis dato sehr unruhige Saison. Mit Mark van Bommel einen Trainer, der laut Spielerstimmen nicht gepasst hat. Das turbulente Aus im DFB-Pokal durch sechs Einwechslungen. Dazu mit Lille, Salzburg und Sevilla auch alles andere als No-Name-Gegner. Die letzten beiden sind zurzeit ohnehin sehr formstark unterwegs.
Über die Art und Weise der spielerischen Auftritte soll und muss dennoch gesprochen werden. Das war in der Regel nichts, was Siege gerechtfertigt hätte. Dementsprechend ist das Ausscheiden ebenso gerecht wie logisch. Wenigstens die Euro League hätte aber drin sein müssen.
Kurzum: Ja, es ist enttäuschend, dass nur einer von vier deutschen Vereinen weitergekommen ist. Immerhin ist die Champions League die internationale Bühne, die Chance sich einen Namen zu machen.
Nichtsdestotrotz tut es nicht weh, nicht rundum den Holzhammer kreisen zu lassen und stattdessen einen etwas genaueren Blick auf die jeweiligen Gruppen-Resultate zu werfen. Bleibt zu hoffen, dass sich der BVB und Leipzig eine Etage tiefer gut verkaufen können, und dass die nächsten vier Königsklassen-Teilnehmer wieder ein insgesamt besseres Bild abliefern.