Der nächste Tönnies-Skandal: Das einzig Richtige wäre der Rücktritt auf Schalke

Will Schalke seinen Ruf bereinigen, muss Clemens Tönnies weg
Will Schalke seinen Ruf bereinigen, muss Clemens Tönnies weg / DeFodi Images/Getty Images
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Wieder sorgt Clemens Tönnies für Negativschlagzeilen. Der Corona-Ausbruch in seiner Fleischfabrik mit (bislang) 1.331 Infizierten wirft ein schlechtes Licht auf den 64-Jährigen - und damit auch auf Schalke. Statt sich für eine Ausgliederung stark zu machen, sollte Aufsichtratschef Tönnies dem Verein den einzig richtigen Gefallen tun und endlich zurücktreten.

Schalke hat genug Probleme. Sportlich steht nach einer Rückrunde, die eines Absteigers würdig ist, tristes Mittelmaß statt Europapokal auf dem Programm. Nach 15 Bundesligaspielen ohne Sieg braucht der Verein eine starke Führung, die die Köpfe zusammensteckt und versucht, die Ursachen für die so offensichtlichen Probleme zu finden und zu bekämpfen; die Lösungen erarbeitet, um den gesamten Verein, der von den sportlichen Ergebnissen abhängig ist, in ruhige Gewässer zu führen.

Schalke muss sich endlich eingestehen, dass diese Mannschaft nur noch Mittelmaß ist. Dass die Zeiten, in denen um die Champions League, gar um die Meisterschaft gespielt wurde, vorbei sind. Auch, weil die finanziellen Mittel nicht ausreichen. Die hohen Verbindlichkeiten belasten den Klub seit vielen Jahren, die hohen Ausgaben von Ex-Sportvorstand Christian Heidel waren alles andere als förderlich. Über allem steht aber ein anderes, ganz großes Problem: Aufsichtsratschef Clemens Tönnies.

Tönnies schadet Schalke

Was Schalke nicht braucht: Einen einflussreichen Geschäftsmann mit starker Lobby, der sich auf einer öffentlichen Veranstaltung fragt, was Menschen in Afrika bei Einbruch der Dunkelheit tun. Seine Vermutung: Sie "produzieren" Kinder. Deshalb solle man "die nämlich elektrifizieren", also Kraftwerke finanzieren. Öffentlich lieferten ihm seine Kumpanen Rückendeckung, der Klub wertete die Rassismusvorwürfe sogar als "unbegründet". Und allen Ernstes glaubte Tönnies, er würde eine faire Strafe absitzen, wenn er sein Amt für ganze drei Monate niederlegt.

Das Fass ist längst übergelaufen. Clemens Tönnies ist als Aufsichtsratsvorsitzender nicht mehr tragbar.
Das Fass ist längst übergelaufen. Clemens Tönnies ist als Aufsichtsratsvorsitzender nicht mehr tragbar. / TF-Images/Getty Images

Was Schalke außerdem nicht braucht: Einen Mann, der den Verein spaltet. Energisch arbeitet Tönnies an einer Ausgliederung, dem Allheilmittel im deutschen Fußball. Der Haken: Es braucht Führungskräfte, die die Finanzen im Griff haben. Wie chaotisch die wirtschaftliche Situation auf Schalke wirklich ist, hat die Corona-Krise offenbart. Welche Geldgeber vertrauen diesen Leuten freiwillig mehrere Millionen Euro an? Und welcher Fan kann es gutheißen, wenn er einen Härtefallantrag stellen muss, um sein Geld vor 2022 zurückzuerhalten?

Als wäre das nicht genug, schreibt Tönnies' Fleischfabrik Schlagzeilen. Nach einem Corona-Ausbruch wurden 1.331 Mitarbeiter positiv getestet, mehrere ehemalige Angestellte berichten von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Zudem lässt das Fleischwerk über Subunternehmen Gastarbeiter aus Osteuropa anheuern. So wird günstig produziert - und die Lebensmittel werden massenhaft für wenig Geld verkauft. Wirtschaftlich rentabel, ethisch und moralisch abscheulich.

Es kann nur eine Lösung geben

Seit 2001 steht Tönnies an der Spitze des Aufsichtsrats. Finanziell wie sportlich geht es seitdem bergab. Dass er trotz allem so fest im Sattel sitzt, ist ein Skandal. Wenn der FC Schalke 04 wieder der Verein werden will, der er vor vielen Jahren war, muss endlich richtig aufgeräumt werden.

Der Fisch stinkt vom Kopf her. Solange Tönnies an der Spitze des Aufsichtsrats steht, spielt es keine Rolle, ob Schalke ein eingetragener Verein bleibt oder die Profi-Abteilung ausgegliedert wird. Diese Diskussion ist im Gesamtbild das kleinste Problem, solange sich der Klub nicht endlich traut, einen Schlussstrich zu ziehen.