Der mörderische Herbst und Winter des FC Bayern unter der Lupe

Bis zum Jahresende wartet auf den FC Bayern ein intensives Programm
Bis zum Jahresende wartet auf den FC Bayern ein intensives Programm / Boris Streubel/Getty Images
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Wettbewerbsübergreifend stehen für den FC Bayern 18 Pflichtspiele in 69 Tagen auf dem Programm - und früher oder später wird der Triple-Sieger auch an der FIFA-Klub-WM teilnehmen müssen. 90min wirft einen Blick auf das Programm bis Jahresende.

Für die Spieler ist die Saison 2020/21 eine riesige Belastung. Der Terminkalender ist überfüllt mit Pflichtspielen, eine richtige Vorbereitung hat es aber ebenso wenig gegeben wie es eine Pause im Sommer geben wird; denn dann steht die Europameisterschaft auf dem Programm. Ein großer Kader und die Möglichkeit, fünf Auswechslungen pro Spiel vorzunehmen, sollen Hansi Flick dabei helfen, den FC Bayern halbwegs schadlos durch die Saison zu lotsen. Doch das Programm bis Jahresende ist alles andere als angenehm und beginnt aufgrund der Verschiebung des Erstrundenspiels im DFB-Pokal früher als für die Konkurrenz.


Der Bayern-Spielplan bis zum Ende des Jahres:

Dieser Spielplan bis Jahresende ist einfach nur mörderisch. Und dann kommt auch nochmal eine Lädnerspielpause dazu! ?

Gepostet von Bayern Munchen Pro am Montag, 12. Oktober 2020

Start in die Champions League: Erst Atlético, dann Eintracht Frankfurt

Den Auftakt der Monster-Etappe von 18 Pflichtspielen in 69 Tagen macht das Pokalspiel gegen den 1. FC Düren am Donnerstag, dem 15. Oktober. Gegen den Fünftligisten soll laut kicker mächtig rotiert werden, da zahlreiche Nationalspieler noch unter der Woche zum Einsatz kommen dürften. Das ist auch zwingend notwendig, denn bereits am übernächsten Tag (17. Oktober) gastiert der Rekordmeister auf der Bielefelder Alm bei Aufsteiger Arminia. Der Rückkehrer ist mit vier Punkten aus drei Spielen ordentlich in die Saison gestartet und wird für einen Punktgewinn alles in die Waagschale werfen - genau wie Atlético Madrid, das vier Tage später (21. Oktober) zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase in der Allianz Arena gastieren wird.

Abgerundet wird die englische Woche mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (24. Oktober). Die SGE tritt in diesem Jahr nicht im Europapokal an, wird ihren intensiven Spielstil daher wieder energischer ausüben können. Auf Flick und die Seinen warten somit zwei extrem unangenehme Gegner, die die Mannschaft aufgrund ihrer Intensität im Spiel gegen den Ball bis an die Grenze treiben dürfte. Umso wichtiger ist die Belastungssteuerung durch Rotationen und längere Ballbesitzphasen, in denen sich die Spieler aktiv am Ball erholen und der Gegner das Spielgerät jagen muss.

Vier Auswärtsspiele in Serie - Highlight gegen den BVB

Anschließend müssen die Bayern viermal in Folge auswärts ran: In der Champions League geht es gegen Außenseiter Lokomotive Moskau, danach gastiert die Mannschaft beim 1. FC Köln. Die Domstädter sind unter Markus Gisdol schwach in die Saison gestartet, sollte der Negativtrend anhalten, könnte Flick in dieser Partie rotieren und den Leistungsträgern eine Pause gewähren.

Vor der Länderspielpause im November warten nämlich zwei weitere intensive Partien: Im Königsklassen-Duell gegen RB Salzburg treffen die Bayern auf einen mutigen und aggressiven Gegner, kurz darauf geht es gegen Borussia Dortmund. Der BVB ist auch in diesem Jahr der ärgste Favorit auf die Meisterschaft - und dass er den Bayern gefährlich werden kann, wurde nicht zuletzt im Supercup deutlich.

Eine bunte Mischung bis zum Jahresende

Extrem interessant werden die Spiele nach der Länderspielpause. Nach einem Heimspiel gegen Werder Bremen lauten die Gegner RB Salzburg, VfB Stuttgart, Atlético Madrid und RB Leipzig. In der aktuellen Verfassung sollte gegen den SVW ein klarer Sieg herausspringen, das darauffolgende Quartett wird den Bayern kämpferisch und läuferisch aber einiges abverlangen. Der VfB ist mit seiner mutigen Herangehensweise unter Pellegrino Matarazzo bis zur 90. Minute gefährlich und lässt sich selbst von Rückständen nicht unterkriegen, RB Leipzig ist derweil die einzige Mannschaft, die in der abgelaufenen Saison keines der direkten Duelle gegen den FCB verloren hat.

Im Schlussspurt treffen die Bayern schließlich erneut auf Moskau und im Anschluss auf Union Berlin, den VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen, ehe das mögliche Zweitrundenspiel im DFB-Pokal ansteht. Insbesondere die Duelle gegen Union und Wolfsburg dürften sich als Geduldsspiele herausstellen, Leverkusen kann indes aufgrund des Tempos auf den Außenbahnen für mächtig Gefahr sorgen, dürfte aber aufgrund einer dünnen Besetzung in der Offensive und der Dreifachbelastung einige Schwierigkeiten mit der Belastungssteuerung bekommen.

Die Schlüssel zum Erfolg

Der FC Bayern hat das Triple dank einer herausragenden Fitness und einer intensiven Spielweise, bei welcher die Mannschaft ihren Gegner konsequent über den Platz jagt und so koordiniert wie selten presst, gewonnen. In dieser Saison ist es aber zwingend notwendig, in manchen Phasen den Fuß vom Gas zu nehmen und den Ball wie zu Zeiten von Louis van Gaal oder Pep Guardiola zirkulieren zu lassen, um sich so einen Konditionsvorteil gegenüber dem Gegner aufzubauen, der in genau diesen Phasen damit beschäftigt ist, den Ball zu jagen und irgendwie zu erobern.

Flick wird der Mannschaft vermitteln müssen, dass sie dosierter pressen muss. Der Vollgas-Fußball wird auch über die kommenden Jahre das Markenzeichen dieser Mannschaft sein - aber um alle Titel zu verteidigen, braucht es ein größeres taktisches Repertoire; genau wie einen großen Kader. Solch einer steht dem Cheftrainer dank des Viererpacks am Deadline-Day zur Verfügung: Robert Lewandowski hat einen erfahrenen Backup an seiner Seite, auf den Außenbahnen stehen vier Spieler auf internationalem Spitzenniveau zur Verfügung, im Mittelfeld wurde der Verlust von Thiago nominell abgefangen und Benjamin Pavard wird sich mit Bouna Sarr die Rechtsverteidiger-Position teilen.

Sofern die Anzahl an Verletzungen überschaubar bleibt, kann Flick in jedem Spiel rotieren und während des Spiels alle Wechselmöglichkeiten ausschöpfen. Das ist elementar, um die Belastung angemessen zu steuern. Anstrengend wird der Herbst und Winter für die Bayern aber dennoch. Es warten einerseits Gegner, die auf defensive Kompaktheit setzen und über Umschaltmomente Gefahr erzeugen wollen und andererseits Mannschaften, die selber mutig nach vorne und mit dem Ball agieren wollen, statt nur auf Konter zu lauern. Von der Ausrichtung des Gegners sollten sich Flick & Co. allerdings nicht beeinflussen lassen. Wichtig ist, dem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken und dem Gegner das eigene Spiel aufzuzwingen. Genau diese Einstellung hat die Bayern zum Triple geführt, und sie wird auch in dieser Saison wichtig sein.