Der Hype um Leonardo Balerdi ist absolut ungerechtfertigt

Leonardo Balerdi hat beim BVB nicht den Durchbruch geschafft
Leonardo Balerdi hat beim BVB nicht den Durchbruch geschafft / Lars Baron/Getty Images
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Leonardo Balerdi wird den BVB nach nur eineinhalb Jahren wieder verlassen. Zumindest, wenn man diversen Medienberichten Glauben schenken darf. Vielen BVB-Fans gefällt das nicht - doch warum dieser Hype um den jungen Argentinier?

Laut übereinstimmenden Medienberichten wird Balerdi dem BVB in diesem Sommer schon wieder den Rücken kehren. Den 21-Jährigen zieht es dem Vernehmen nach in die Ligue 1 zu Olympique Marseille - zunächst auf Leihbasis, später sollen die Franzosen sogar über eine Kaufoption verfügen.

Und genau jene Kaufoption ist es, die vielen Dortmund-Fans sauer aufstößt. Wenn man die sozialen Netzwerke durchgeht, sieht man viele BVB-Anhänger, die nicht nachvollziehen können, dass die Schwarz-Gelben bereit sind, Balerdi dauerhaft ziehen zu lassen. Eine Leihe wäre ja okay, um Spielpraxis zu sammeln - aber dauerhaft? Das sei ein großer Fehler, so den Tenor auf Twitter und Facebook.

An dieser Stelle frage ich mich: Warum? Woher kommt dieser Hype um den 21-jährigen Argentinier, der bislang lediglich 128 Einsatzminuten in der Bundesliga ran durfte? Niemand, wirklich niemand von uns kann das wahre Potenzial des Youngsters abschätzen - warum geht man also direkt davon aus, dass er ein echtes Juwel ist?

Balerdi hat noch nichts gezeigt

In seiner argentinischen Heimat durfte er für seinen Ex-Klub Boca Juniors gerade mal fünf Profispiele bestreiten - die hierzulande von den Experten auf Social Media vermutlich nicht ein einziger gesehen hat. Auch seine Kurzauftritte für die BVB-Profis ließen jetzt nicht erahnen, dass in ihm der nächste Mats Hummels, Sergio Ramos oder Giorgio Chiellini schlummert.

Jetzt mag man argumentieren: Ja, aber er bekommt doch auch gar keine Chancen!!!

Stimmt. Aber dann fragt euch mal, woran das liegt. Dass er es nicht mal an einem teilweise indisponierten Manuel Akanji vorbei schafft. Bestimmt nicht, weil Lucien Favre etwas gegen ihn hat oder nicht auf junge Spieler setzt. Eher ist das Gegenteil der Fall: Einen Jadon Sancho hat er zur Weltklasse geformt, ein Giovanni Reyna darf sich unter dem Schweizer immer häufiger in der Bundesliga beweisen und ein Dan-Axel Zagadou war (wenn fit) absolut gesetzt.

Favre sieht in Balerdi offenbar weniger als die Fans

Vielleicht sieht Favre in Balerdi einfach nicht das, was viele BVB-Fans in den sozialen Medien in ihm sehen - oder zumindest gerne sehen würden. Man kann Favre ja vieles vorwerfen (Stichworte: fehlende Titel, fehlende Emotionen, fehlende Gier), aber bestimmt nicht, dass er Fußballer nicht besser macht und bestimmte Talente nicht fördert. Da gibt es - da dürften wir uns einig sein - kaum bessere Trainer als den 62-Jährigen.

Wie gut ist Balerdi denn nun wirklich?
Wie gut ist Balerdi denn nun wirklich? / DeFodi Images/Getty Images

Man sollte sich von der Annahme verabschieden, dass jedes Talent, das der BVB verpflichtet, direkt ein kommender Ballon-d'Or-Sieger ist. Transfers wie die von Jadon Sancho, Ousmane Dembélé, Raphael Guerreiro, Christian Pulisic oder - weiter zurück - Shinji Kagawa und Henrikh Mkhitaryan verdienen ohne Frage großes Lob, weil sie quasi aus dem "Nichts" nach Dortmund kamen und sich dort zu Superstars entwickelten. Auf der anderen Seite wurden aber auch vermeintliche Toptalente wie Mikel Merino, Alex Isak, Emre Mor oder Sergio Gomez verpflichtet, die wenig bis nichts gerissen haben.

Klar kann es sein, dass Balerdi irgendwann - vielleicht ja schon in Marseille - doch noch durchstartet und mich hier Lügen straft. Nach aktuellen Stand spricht aber mehr dafür, dass die 16 Millionen Euro, die Dortmund einst in ihn investierte, kein gut angelegtes Geld waren. Das ist auch okay, schließlich hat kein Verein, kein Sportdirektor der Welt eine hundertprozentige Trefferquote. Doch dann sollte man den Hype auch mal wieder herunterfahren und den Verantwortlichen in ihrer aktuellen Einschätzung vertrauen.