Der Derby-Sieg unterstreicht: Gegen große Mannschaften spielt der 1. FC Köln seine größte Stärke aus
Von Florian Bajus

Mit einer konzentrierten Defensivleistung und dem nötigen Quäntchen Glück hat der 1. FC Köln erstmals seit Januar 2018 wieder ein Derby gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Ausschlaggebend war laut Markus Gisdol die Zweikampfstärke seiner Mannschaft, die erneut gegen eine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel gepunktet, aber weiterhin mit ihren Schwachstellen zu kämpfen hat.
Es waren bereits die Punkte sieben bis neun, die der 1. FC Köln gegen Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel gesammelt hat. Nach dem Sieg über Borussia Dortmund bezwang der FC auch Borussia Mönchengladbach, hinzu kommen drei Remis gegen RB Leipzig (0:0), Eintracht Frankfurt (1:1) und den VfL Wolfsburg (2:2).
Die kompakte und tiefe 5-3-2-Staffelung stellt ausgerechnet diejenigen Mannschaften, die es gewohnt sind, mehr Ball- und Spielanteile zu haben, vor Probleme, insbesondere wenn das Zentrum kaum bespielbar ist. Auf den Außenbahnen lauert der FC auf Ballgewinne, will dort seine Geschwindigkeit ausspielen, nachdem Umschaltspieler Ondrej Duda die Kontersituation eingeleitet hat. Viele derartige Szenen hatten die Kölner im Borussia-Park zwar nicht, allerdings waren sie gleich zweimal erfolgreich: In der dritten Minute erzielte Elvis Rexhbecaj nach abgefälschtem Schuss das 1:0, in Minute 55 spielte ihm Gladbachs Rechtsverteidiger Stefan Lainer den Ball in der Nähe des eigenen Strafraums vor die Füße, woraufhin die Leihgabe des VfL Wolfsburg frei auf Yann Sommer zulaufen und den Keeper überwinden konnte.
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— 1. FC Köln (@fckoeln) February 7, 2021
Insgesamt verzeichnete der FC nur sieben Torschüsse, davon gingen nur drei aufs Tor - doch zwei landeten im Netz. Auf der anderen Seite brannte Gladbach ebenfalls kein Chancenfeuerwerk ab, brachte von zehn Schüssen nur zwei auf das Tor von Timo Horn, der sich selten Gefahr ausgesetzt sah - was seiner Meinung nach auch an der großen Rotation von Fohlen-Trainer Marco Rose lag, der seine Startaufstellung im Vergleich zum DFB-Pokal-Spiel in Stuttgart (2:1) auf sieben Positionen verändert hat: "Sie haben viel durchgewechselt, was auch der englischen Woche geschuldet war. Das war für uns heute die Möglichkeit, zum Erfolg zu kommen", wird Horn auf der Kölner Vereinswebsite zitiert.
Gisdols Plan: "Raus aus dem Druck, um dann in Umschaltsituationen zu kommen"
Die größte Stärke unter Gisdol ist die bereits angesprochene tiefe Staffelung und das Umschaltspiel, gegen Mannschaften auf Augenhöhe weiß die Mannschaft jedoch selten zu überzeugen, wenn sie gefordert ist, das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Umso weniger überrascht es, dass etwas mehr als ein Drittel aller 21 Punkte aus Spielen gegen vermeintlich überlegene Mannschaften stammen. "Wir tun uns gegen sie ein Stück weit leichter, weil wir dann nicht das Spiel machen müssen und über Kontersituationen zum Erfolg kommen können", sagte Horn, der auch weiß: "Dass wir heute gewonnen haben, liegt natürlich auch daran, dass wir bei dem 2:1 ein bisschen Glück hatten."
Gleichzeitig betonte die Nummer eins, dass die Einstellung am Samstagabend gestimmt habe: "Aber die kämpferische Leistung war auf das, was im Vorfeld passiert ist, als Antwort aller Ehren wert." Dem pflichtete Doppeltorschütze Rexhbecaj bei ("Wir waren von der ersten Minute an konzentriert und haben auch verdient gewonnen"), laut Chef-Coach Gisdol war das zweikampfbetonte Spiel schließlich auch der Schlüssel zum Erfolg (via kicker): "Es war für uns heute enorm wichtig, dass wir ein dominantes Zweikampfverhalten an den Tag gelegt haben."
In den direkten Duellen war seine Mannschaft überlegen, 57 Prozent aller geführten Zweikämpfe gingen an den FC. "Raus aus dem Druck, um dann in Umschaltsituationen zu kommen" war das Kölner Motto, wie Gisdol hinterher erklärte, "das haben wir gut ausgespielt".
Es bleibt ein heißer Tanz für den 1. FC Köln
Dass nun Ruhe und Konstanz einkehrt, ist allerdings nicht zu erwarten - nicht nur wegen der zurückliegenden chaotischen Woche. Gegen Eintracht Frankfurt, den VfB Stuttgart und den FC Bayern müssen sich die Kölner erneut beweisen, anschließend warten mit Werder Bremen und Union Berlin zwei Gegner, die es selbst verstehen, ihre Kontrahenten mit einer nahezu lückenlosen Defensive vor große Probleme zu stellen. Doch solange es Gisdol weiterhin nicht gelingt, seiner Mannschaft ein ballorientierteres Spiel beizubringen, gibt es derzeit keine andere Möglichkeit, als den Strafraum zu verbarrikadieren und auf Balleroberungen zu warten.