Der Derby-Sieg gegen Inter unterstreicht: Die AC Milan ist auf einem sehr guten Weg
Von Florian Bajus

Mit dem 2:1-Erfolg über Inter hat die AC Milan ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Nach einem ordentlichen Transfersommer spiegelt sich der Aufwärtstrend auch auf dem Platz wider - dabei läuft es für die Rossoneri schon im gesamten Kalenderjahr 2020 rund.
Es ist erst der vierte Spieltag in der Serie A, doch für die AC Milan war der Blick auf die Tabelle eine besondere Momentaufnahme an diesem Samstagabend: Der in den letzten Jahren in eine Negativspirale abgerutschte Verein steht dank des Sieges im Derby della Madonnina an der Tabellenspitze der Serie A. Das gab es zuletzt an den ersten beiden Spieltagen der Saison 2014/15.
Beim 18-fachen italienischen Meister, der seit 2011 auf den Scudetto wartet, läuft es rund. Im Stadt-Derby wusste Milan über weite Strecken des ersten Durchgangs zu überzeugen, schaltete nach Ballgewinnen auf außen schnell um und hebelte Inters Pressing mit wenigen Pässen aus. Rasch wurde Hakan Calhanoglu hinter der Mittelfeldlinie der Nerazzurri angespielt, woraufhin der Ex-Leverkusener zweimal aufdrehen konnte - beide Male brachte Zlatan Ibrahimovic den Ball im Netz unter: Erst per Elfmeter (13.), dann nach Vorlage von Rafael Leao (16.).
Milan ist Italiens beste Mannschaft im Kalenderjahr 2020
Nach dem vermeintlich einfachen Auftaktprogramm gegen Bologna (2:0), Crotone (2:0) und Spezia (3:0) setzt Milan ein erstes Ausrufezeichen in dieser Saison. Allerdings begann der Höhenflug bereits im Januar: In der Jahrestabelle der Serie A liegt Milan mit saisonübergreifend 57 Punkten an der Spitze, dicht dahinter befindet sich Atalanta Bergamo (56). Von 25 Partien wurden 17 gewonnen, neben 6 Unentschieden gab es gerade einmal 2 Niederlagen; die letzte stammt vom 8. März (1:2 gegen den FC Genua).
Besonders die Bilanz seit dem Re-Start Ende Juni ist herausragend: In 16 Partien ging Milan 13 Mal als Sieger vom Feld, 3 Mal gab es ein Unentschieden. Auch die Torbilanz von 44:13 spricht eine eindeutige Sprache. Das bisherige Highlight war indes der 4:2-Erfolg über Juventus Turin: Am 31. Spieltag der abgelaufenen Saison lag die Alte Dame nach 53 Minuten mit 2:0 in Führung, jedoch stellte Milan die Partie dank einer furiosen Aufholjagd auf den Kopf und erzielte binnen 18 Minuten vier Tore (62. - 80.).
Ibrahimovic ist der Kopf einer jungen Mannschaft
Ohne Wenn und Aber ist Zlatan Ibrahimovic der Antreiber dieser Mannschaft. Der 39-jährige Schwede geht in der Sturmspitze voran, war allein in der abgelaufenen Saison an 15 Toren direkt beteiligt (10 Tore, 5 Vorlagen). Zum Auftakt der neuen Spielzeit war er in zwei Einsätzen sogar schon viermal zur Stelle. Kurzum: Die Vertragsverlängerung war aus Sicht des Vereins ein Segen.
Doch auch die Transferstrategie der Mailänder weiß zu überzeugen. Mit Sandro Tonali, Jens Petter Hauge, Alexis Saelemaekers, Pierre Kalulu, Diogo Dalot und Brahim Diaz wurden gleich sechs extrem talentierte und entwicklungsfähige Spieler verpflichtet, die in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle einnehmen dürften. Zuvor baute die Sportliche Leitung ein solides Grundgerüst um Gianluigi Donnarumma, Alessio Romagnoli, Theo Hernandez, Ismael Bennacer, Calhanoglu, Leao und Ibrahimovic auf.
Mit einem Altersdurchschnitt von 24,8 Jahren verfügt Milan über einen ausgewogenen Kader, der besonders in der Offensive viel Spielraum bietet. Umso wichtiger wird es in den kommenden Monaten sein, den bisherigen Weg weiterzugehen, ohne sich von den großen Ambitionen beirren zu lassen. Das Trainerteam muss die Entwicklung bei der tagtäglichen Arbeit auf dem Trainingsplatz vorantreiben und von Spiel zu Spiel denken. Auch in diesem Punkt hat Pioli mit Ibrahimovic einen großen Rückhalt - denn wer in den Trainingseinheiten nicht an seine Grenzen geht, bekommt es höchstpersönlich mit 'Ibra' zu tun.
Anlegen sollte man sich mit dem Routinier nicht. Aber man sollte auch nicht davon träumen, dass alles so weiterläuft wie bisher. Doch die Fans der Rossoneri dürfen sich Hoffnung auf eine gute Saison 2020/21 machen. Der Start war jedenfalls so vielversprechend wie die vergangenen Monate.