Der Deadline Day auf Schalke: Fragwürdige Entscheidungen an allen Fronten?

Jochen Schneider scheint keinen guten Deadline Day geformt zu haben
Jochen Schneider scheint keinen guten Deadline Day geformt zu haben / TF-Images/Getty Images
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Alles deutet darauf hin, dass der Deadline Day für Schalke alles andere als ein erfolgreicher und vielversprechender letzter Transfer-Tag war. Fragwürdige Kabak-Details, ein weiterer Innenverteidiger und der fehlende Flügelspieler lassen die Arbeit von Jochen Schneider nicht sonderbar gut aussehen.

Die Hoffnungen vor dem Deadline Day des Winter-Transfermarktes sahen bei Schalke 04 ganz anders aus, als das Resultat. Hamza Mendyl und Nabil Bentaleb hat man nicht vorzeitig abgeben können. Ein neuer Flügelspieler, den sich auch Christian Gross öffentlich noch gewünscht hat - vor allem für mehr Tempo in der Offensive - ist ebenfalls nicht da.

Dafür hat man Ozan Kabak für vermeintlich eine Million Euro Leihgebühr an den FC Liverpool abgegeben, dafür aber keine Kaufpflicht bekommen. So sitzt man auf einer Kaufoption, die mit etwa 20 Millionen Euro zwar nicht allzu niedrig ist, die den Klopp-Klub aber für den Sommer in eine deutlich bessere Ausgangslage bringt, als die Knappen sie dann haben werden. Mit Shkodran Mustafi kommt ein weiterer, nicht unbedingt benötigter Innenverteidiger.

Ozan Kabak darf nun seinen Traum Premier League leben
Ozan Kabak darf nun seinen Traum Premier League leben / Lars Baron/Getty Images

Ein kleiner Vergleich anhand des Spiels gegen Werder Bremen vom Wochenende. Auf der S04-Ersatzbank saßen neben Michael Langer als Torwart ein Offensivspieler (Klaas-Jan Huntelaar) und ganze sechs (!) Defensiv-Spieler. Zwar war Benito Raman verletzt, doch hätte er dahingehend keinen großen Unterschied gemacht. An dieser Ausgangslage ändert sich also auch nach dem Deadline Day nichts. Kein Spieler für mehr Tempo, keine variable Besetzung in der Offensive möglich. Es bleibt bei den bisherigen, sehr limitierten Möglichkeiten vom und im Team.

Kabak-Details sorgen für Verwunderung - Schneider bringt Enttäuschung statt Hoffnungsschimmer

Dass Kabak zu solchen Konditionen abgegeben wird, ist ebenfalls etwas kurios. Zunächst dachten einige Anhänger zu Recht, es sei eine falsche Information, dass es weder eine eigentlich anvisierte Kaufpflicht gibt, noch eine vernünftige Leihgebühr, die womöglich noch helfen könnte. So bringt man die Reds in den klaren Vorteil: Steigt Schalke ab, wird der junge Verteidiger für deutlich weniger Geld zu haben sein, als für die ausgemachte Kaufoption. Zudem ist und bleibt es eine Option: Selbst wenn er in Liverpool überzeugt, müssen sie ihn nicht verpflichten. Dann muss Königsblau ihn dennoch loswerden, um Geld zu bekommen. Auch hier der Verkaufszwang in Gelsenkirchen.

Dass die geringen finanziellen Mittel dann auf Mustafi fokussiert werden, auf einen Innenverteidiger, erscheint ebenfalls falsch. Da William ausgeliehen wurde, ist Timo Becker als gelernter Innenverteidiger eine Ersatz-Option gewesen. Auch Malick Thiaw hätte dort hin und wieder spielen können, dazu kehrt Salif Sané möglichst schnell wieder zurück. Währenddessen bleibt die Offensive, die so große Schwachstelle, blank.

Shkodran Mustafi heißt der neue Schalker - auch er ist kein Flügelspieler
Shkodran Mustafi heißt der neue Schalker - auch er ist kein Flügelspieler / Marc Atkins/Getty Images

Jochen Schneider trifft als verantwortlicher Sportvorstand viel Kritik. Womöglich hätte er noch mehr Zeit gebraucht, um bestmögliche Deals auszuhandeln und weitere Optionen (nach Absage Erik Thommys) zu haben. Sollte dem so sein, wirft der ohnehin eher blamable Auftritt im Sport1-Doppelpass ein noch düsteres Licht auf seine Figur - schließlich war er dort zweieinhalb Stunden zu Gast, Zeit für An- und Abreise kommen noch dazu. Einen Sportdirektor, der im Hintergrund hätte weiterarbeiten müssen, gibt es beim Tabellenletzten nicht.

Alles in allem scheint Schalke am Deadline Day überrumpelt worden zu sein. Zum einen von noch kurzfristigen und nicht unbedingt vorhersehbaren Entwicklungen, die am letzten Transfer-Tag aber eher die Norm als Ausnahme sind. Zum anderen aufgrund einer - erneut - mangelhaften Planung. Schließlich gilt es festzuhalten, dass man bereits zu Saisonbeginn mindestens einen neuen Flügelspieler hätte verpflichten müssen. Anscheinend hält man das für nicht so wichtig, sonst wäre diese Aufgabe und Rolle die oberste Priorität gewesen.

So ergibt sich kein Hoffnungsschimmer für den stark vom Abstieg bedrohten S04. Man kann wohl nur hoffen, dass bereits für die nächste Saison in der 2. Bundesliga geplant wird. Andererseits: Wer sollte diese Aufgabe bestenfalls übernehmen? Jochen Schneider?