Das dilettantische Trio: Hat die Bundesliga ihre Abstiegskandidaten Nummer eins schon gefunden?

Mainz 05 ist zum Bundesliga-Start kläglich unterlegen - damit aber nicht allein
Mainz 05 ist zum Bundesliga-Start kläglich unterlegen - damit aber nicht allein / DeFodi Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Der 1. FC Köln, Mainz 05 und Schalke belegen nach den ersten drei Spieltagen die Abstiegsplätze. Alle drei Vereine sind punktlos, haben obendrein die schlechtesten Tordifferenzen der gesamten Bundesliga. Auch wenn Mainz und Schalke bereits einen Trainerwechsel vorgenommen haben: So schnell kommt das Trio wohl nicht mehr aus dem Keller.

Der Abstiegskampf gehörte in den vergangenen Jahren zu den spannenden Ereignissen einer jeden Bundesliga-Saison. Binnen weniger Partien kann eine Mannschaft vom rettenden Ufer auf den Relegationsplatz oder gar einen direkten Abstiegsplatz fallen, genauso kann sich eine totgeglaubte Mannschaft wieder herankämpfen und das Unheil in der letzten Sekunde abwenden.

In dieser Saison zeichnet sich allerdings schon frühzeitig ab, welche Mannschaften bis zum Schluss um ihre Existenz kämpfen müssen: Köln, Mainz und Schalke. Das Trio eint einen chaotischen Saisonstart, eklatante Defensivschwächen und eine harmlose Offensive.

Komplizierte Transfers, ein Spielerstreik und eine fragwürdige Trainer-Entscheidung

In Köln etwa war die Kaderplanung wie verhext. Mark Uth musste zurück nach Schalke, die offensiven Bemühungen der FC-Verantwortlichen verhinderten eine Rückkehr vielmehr, als dass sie sie ermöglicht hätten. Der Transfer von Streli Mamba platzte indes nach wochenlangen Verhandlungen mit dem SC Paderborn wegen einer Verletzung, die sich erst beim Medizincheck offenbarte und Dimitrios Limnios kam aufgrund einer COVID-19-Infektion mit Verspätung in der Domstadt an. Nach nach dem Verkauf von Jhon Cordoba an Hertha BSC wurde zwar schnell ein Nachfolger gefunden, doch der Transfer von Sebastian Andersson täuscht nicht über das Chaos während der Vorbereitung hinweg.

FC-Geschäftsführer Horst Heldt hat einen mehr als unglücklichen Transfersommer erleben müssen
FC-Geschäftsführer Horst Heldt hat einen mehr als unglücklichen Transfersommer erleben müssen / Frederic Scheidemann/Getty Images

In Mainz wurde es unruhig, nachdem Adam Szalai vom Spiel- und Trainingsbetrieb suspendiert worden war. Sportliche Gründe waren nach Angaben der Verantwortlichen ausschlaggebend - und doch war es der 32-jährige Ungar, der die 05er im DFB-Pokalspiel gegen den TSV Havelse mit dem Führungstor in der 77. Minute auf die Siegerstraße führte. Nach der Suspendierung trat die Mannschaft in den Streik, der ohnehin schon wackelige Stuhl von Achim Beierlorzer wackelte noch bedenklicher. Nach einer 1:4-Niederlage gegen den VfB Stuttgart war Schluss für den Franken, Interimstrainer Jan-Moritz Lichte kassierte am Freitagabend allerdings ein 0:4 bei Union Berlin.

Nicht nur die Ergebnisse, auch die Suspendierung von Adam Szalai (l.) brachte Achim Beierlorzer um seinen Job
Nicht nur die Ergebnisse, auch die Suspendierung von Adam Szalai (l.) brachte Achim Beierlorzer um seinen Job / TF-Images/Getty Images

Auf Schalke stand David Wagner bereits nach 16 sieglosen Bundesligaspielen in Folge unter Druck, Sportvorstand Jochen Schneider stärkte ihm dennoch den Rücken. Der 50-Jährige wollte für Kontinuität auf der Trainerbank sorgen, musste nach einem schwierigen Transfersommer, in dem nur Leihgeschäfte sowie der ablösefreie Transfer von Vedad Ibisevic vollzogen werden konnten, zum Bundesliga-Auftakt allerdings eine 0:8-Niederlage beim FC Bayern verkraften. Im anschließenden Grusel-Duell gegen Werder Bremen spielten beide Mannschaften am Rande der Bundesligatauglichkeit, Königsblau musste sich mit 1:3 geschlagen geben. Wagner wurde daraufhin entlassen und von Manuel Baum ersetzt. Der ehemalige Trainer des FC Augsburg musste am Samstagabend gegen RB Leipzig dabei zusehen, wie seine Mannschaft nach einer guten Anfangsphase auseinanderbrach und mit 0:4 unterging.

Es ist auch eine sportliche Katastrophe

Schalke, das war gegen RB zu spüren, bricht innerlich immer mehr zusammen. Die Mannschaft fällt nach Rückschlägen sofort in alte Muster zurück, verliert jede Körperlichkeit und jeden Willen, den Schalter umzulegen. Stattdessen ergibt sie sich ihrem Schicksal, bietet dem Gegner Möglichkeiten en masse und verlässt das Stadion mit leeren Händen. 15(!) Gegentore hat Königsblau bereits auf dem Konto, selber hat es nur zu einem einzigen Treffer gereicht.

Die Last der Vergangenheit ist zu groß: Schalke ist nur noch ein Schatten seiner selbst
Die Last der Vergangenheit ist zu groß: Schalke ist nur noch ein Schatten seiner selbst / DeFodi Images/Getty Images

Die Mannschaft des 1. FC Köln strotzte im Rhein-Derby gegen Borussia Mönchengladbach derweil vor Passivität. Im Aufbau wurde Gladbach in keinster Weise gestört, die Gäste konnten insbesondere in der ersten Halbzeit das Spiel nach Belieben gestalten.

Die einzelnen Mannschaftsteile waren zudem zu weit auseinander, auch innerhalb der einzelnen Linie offenbarten die Spieler teils eklatante Lücken. Von koordiniertem Pressing war ebenfalls keine Spur, jeder Verteidiger übte nach Lust und Laune Druck auf den Ball, war im Kopf wie in den Beinen aber stets mindestens einen Schritt langsamer. Fatal war auch, dass die Rückräume völlig offen blieben, da das Mittelfeld bei langen Bällen nur hinterhergetrabt ist. So konnte mindestens ein Gladbacher immer wieder nachsetzen.

Sinnbildlich für mindestens unaufmerksame Kölner war die Entstehung des Elfmeters, den Lars Stindl in der 56. Minute zum 3:0 verwandelte. Numerisch war der FC in der Überzahl (9 vs. 6), mit einem einfachen Doppelpass konnten sich die Gladbacher aber von jeglichem Druck befreien. Anschließend folgte vom rechten Halbfeld eine Verlagerung in das linke Strafraumeck, wo Marcus Thuram im Deckungsschatten von Kingsley Ehizibue in den Sechzehner eindringen durfte. Der Rechtsverteidiger drehte sich erst um, nachdem Thuram den Ball angenommen hatte und beging anschließend ein Foul.

Kompaktheit, Kommunikation, Konzentration - nichts schien vorhanden. Selbiges gilt für Mainz, das sich bereits elf Gegentore eingefangen hat. Es fehlen Abläufe im Pressing, es fehlt Körperlichkeit, es fehlt die Gier, den Ball erobern und im Anschluss direkt nach vorne spielen zu wollen. Das macht nur wenig Hoffnung auf Besserung.

Besserung ist nicht in Sicht

Ein Trainerwechsel kann hilfreich sein, ist aber nicht das Allheilmittel. Hier ist insbesondere die Sportliche Leitung von Mainz und Schalke zu kritisieren. Eine Trainerentlassung nach zwei Spieltagen ist ein Eingeständnis dafür, dass man in der Nachbesprechung der vergangenen Saison die falsche Entscheidung getroffen hat und ist alles andere als förderlich für den weiteren Saisonverlauf.

Es darf in Frage gestellt werden, ob eine dieser drei Mannschaften noch die Kurve kriegen wird. Sollte dies gelingen, darf man den Hut ziehen. Bisher waren die gezeigten Leistungen allerdings so desolat, dass es nicht verwunderlich wäre, wenn Köln, Mainz und Schalke - unabhängig von der Reihenfolge - auch nach dem 34. Spieltag die letzten drei Plätze belegen.