Corona-Chaos bei River: Mit Rumpfelf und ohne Torhüter ins Achtelfinale der Copa Libertadores?

Hat nur noch zwölf Spieler zur Verfügung: River-Trainer Marcelo Gallardo
Hat nur noch zwölf Spieler zur Verfügung: River-Trainer Marcelo Gallardo / Pool/Getty Images
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Corona und eigene Fehler in der Personalplanung sorgen beim argentinischen Traditionsklub River Plate Buenos Aires für einen personellen Engpass ohne Beispiel in der jüngeren Vergangenheit. Und am Mittwochabend (21.00 Uhr Ortszeit) steht auch noch ein entscheidendes Spiel in der Copa Libertadores an. Doch der Reihe nach.


Am vergangenen Freitag war River zum Libertadores-Spiel gegen Independiente de Santa Fe nach Kolumbien gefahren und brachte neben einem Punkt für das 1:1-Unentschieden leider auch ein unerwünschtes "Reisesouvenir" in Form des Corona-Virus mit nach Argentinien.

Corona-Outbreak bei River: 20 Positiv-Fälle in kürzester Zeit!

Der Torwarttrainer Alberto Montes war positiv getestet worden. Und der Albtraum begann. Denn nur zwei Tage nach der Rückkehr aus Kolumbien stand für la banda im Play-Off-Viertelfinale der argentinischen Meisterschaft der Superclásico bei Boca Juniors an.

Und tatsächlich sollten sich schon am Samstag, den 15. Mai, die schlimmsten Befürchtungen bestätigen: aus dem einen Positiv-Fall waren binnen 24 Stunden 10 neue Fälle geworden. Doch dabei blieb es nicht: nur wenige Stunden nach dieser Hiobsbotschaft vermeldete der Klub noch fünf weitere Positivfälle.

Dennoch wurde das Spiel gegen Boca nicht abgesagt - und River erkämpfte sich mit einer aus Nachwuchskräften und verbliebenen (negativen) Spielern gebildeten Notelf ein beachtliches 1:1 nach neunzig Minuten - im anschließenden Elfmeterschießen hatten jedoch die Xeneizes mit 4:2 die Nase vorn.

Doch der in Virusfragen mittlerweile zum halben Experten gewordene Leser wird schon ahnen, was kommt. Und ja, am Tag nach der tapferen Vorstellung in der Bombonera gab es natürlich wieder neue Tests.

Und erneut schlug das Virus-Schicksal unbarmherzig zu: fünf weitere angesteckte Spieler schraubten die Gesamtzahl der Angesteckten auf wahnwitzige 20 (!) Spieler, auf die Trainer Marcelo Gallardo nun vorerst verzichten muss.

Jetzt kann man es sich natürlich einfach machen, und achselzuckend auf höhere Gewalt verweisen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Unglaubliche Fahrlässigkeit der Klubführung

Vor der Saison nämlich hatte der südamerikanische Fußballverband CONMEBOL allen Klubs, die an der Copa Libertadores teilnehmen, erlaubt, bis zu 50 Spieler für das Turnier zu melden. Dies natürlich im Hinblick auf mögliche Ausbrüche innerhalb der Kader und um auf entsprechende Ausfälle personell reagieren zu können.

Dumm nur, dass River diese Einladung des Verbandes nicht annahm und nur 32 Spieler für die südamerikanische Champions League einschrieb.

Ein klarer Fall von grober Fahrlässigkeit seitens der Klubführung. Unter diesen von River gemeldeten 32 Spielern befanden sich insgesamt vier Torhüter. Aber die hatten natürlich Kontakt zu Torwarttrainer Alberto Montes gehabt - und wurden mittlerweile auch schon allesamt positiv getestet.

Tatsächlich kann Gallardo von den 32 gemeldeten Spielern aktuell also nur 12 einsetzen. Und selbst diese sind nicht allesamt fit. Javier Pinola (früher beim 1.FC Nürnberg aktiv) erholt sich immer noch von einem Armbruch und der verletztet Routinier Enzo Pérez wäre unter normalen Umständen gar nicht in den Kader nominiert worden.

Javier Pinola
Brach sich im Februar dieses Jahres den Arm: Javier Pinola / Marcelo Endelli/Getty Images

Darüber hinaus muss sich Gallardo auch Gedanken darüber machen, wen er gegen Santa Fe überhaupt ins Tor stellen soll. Ein Gnadengesuch des Klubs, um eine Ausnahmegenehmigung für eine Nachnominierung eines Torwarts (gedacht wurde an Alan Leonardo Díaz) wurde von der CONMEBOL bereits abschlägig beschieden.

Keine Torhüter mehr verfügbar - Mittelfeld-Routinier Pérez geht ins Tor!

Notgedrungen wird der Coach es also mit einem Feldspieler probieren müssen - und wahrscheinlich Routinier Enzo Pérez (35), eigentlich im defensiven Mittelfeld beheimatet, zwischen die Pfosten stellen. Und hoffen, dass die Angreifer von Independiente nicht all zu oft (und genau) aufs Tor schießen.

Ein Sieg gegen das Tabellen-Schlusslicht würde die Millonarios auf den ersten Platz der Tabelle hieven. Aktuell führt Fluminense die Gruppe mit zwei Punkten Vorsprung an. Beide Teams treffen dann am letzten Spieltag (kommende Woche) im Estadio Monumental von Buenos Aires aufeinander.