CL-Viertelfinale: Beste Fußball-Unterhaltung dank K.o.-Modus
Von Stefan Janssen

Dem K.o.-Modus des Finalturniers der Champions League in diesem Jahr durfte man mit großer Vorfreude begegnen - und wurde nicht enttäuscht! Alle Viertelfinals boten beste fußballerische Unterhaltung, die unter anderen Umständen so wohl nicht zustande gekommen wäre.
Der Modus eines Turniers kommt schon fast einer Glaubensfrage gleich. Unter den vielen verschiedenen Sportarten gibt es verschiedenste Herangehensweisen, von Best-of-Seven bis hin zu nur einem einzigen K.o.-Spiel. Es ist ein Kampf zwischen dem bestmöglichen Event für den Zuschauer und dem fairsten Wettbewerb für die Sportler. Während sich beispielsweise bei einem Best-of-Seven in der Regel das stärkere Team durchsetzen wird, kann der Außenseiter in einem einzigen Spiel immer mal wieder triumphieren oder hat zumindest eine größere Chance, tatsächlich weiterzukommen.
Genau das haben wir in den vier Viertelfinalspielen der Champions League gesehen. Atalanta Bergamo hatte Paris St. Germain am Rande einer Niederlage, erst am Ende schwanden die Kräfte und PSG gewann letztlich doch noch. Ähnliches zeichnete sich beim Duell Olympique Lyon gegen Manchester City ab, doch die Franzosen schafften am Ende sogar die Überraschung und gewannen mit 3:1.
Die dramatischen Schlussphasen dieser beiden Partien hätten wir sehr wahrscheinlich nicht erlebt, wenn es ein Rückspiel gegeben hätte. PSG hätte gegen Atalanta nicht mehr auf Biegen und Brechen auf den Ausgleich gedrückt und auf den Siegtreffer schon gar nicht. Und Manchester City wäre nach dem 1:1 erst einmal zufrieden gewesen, wissend, dass da noch ein zweites Spiel kommt - Lyons Konter wären deshalb niemals möglich gewesen. Diese Sequenzen gab es nur deshalb, weil es eben kein Rückspiel gibt, in dem der Favorit nach einem 1:1 oder 0:1 im Hinspiel noch reichlich Zeit hat, die Partie zu drehen.
Schadensbegrenzung für Barca nicht möglich
Auch der FC Barcelona wäre sicher nicht mit 2:8 baden gegangen. Denn während man nach einem 1:4 zur Pause in einem Hinspiel auf Schadensbegrenzung gehen kann, erst recht bei 2:4 nach einer guten Stunde, musste Barca so weiter kommen - und die Bayern machten daraus einen historischen Abend. Beim Spiel der Leipziger gegen Atletico ist es wohl am schwierigsten, eine Korrelation zum Modus herzustellen, doch bot auch dieses Duell am Ende noch eine denkwürdige Pointe und insgesamt beste Unterhaltung für den Zuschauer am Fernseher.
? Who scored the best goal in the quarter-finals?
— UEFA Champions League (@ChampionsLeague) August 15, 2020
? Joshua Kimmich (vs Barcelona)
? Luis Suárez (vs Bayern)
? Maxwel Cornet (vs Manchester City)
? Eric Maxim Choupo-Moting (vs Atalanta)#UCLGOTW | @NissanFootball
Natürlich fehlen die Fans im Stadion und wenn am 23. August das Finale gespielt ist, wird die kommende Champions-League-Saison wieder zu ihrem alten Modus zurückkehren. Doch dieses wahrscheinlich einmalige Event des Finalturniers in Lissabon mit K.o.-Modus bot im Viertelfinale ein Spektakel, wie es selbst Welt- und Europameisterschaften längst nicht immer hinbekommen. Hoffen wir, dass auch die letzten drei Spiele ein wenig Drama und viel Spektakel bereithalten, bevor alles wieder seinen gewohnten Gang geht.