Christian Gross übernimmt auf Schalke: Langzeitprojekt Feuerwehr
Von Oscar Nolte
Der FC Schalke 04 hat Christian Gross als neuen Cheftrainer vorgestellt. Der Schweizer soll die Gelsenkirchener Kohlen aus dem Feuer holen. Zu verstehen ist Gross als Langzeit-Feuerwehrmann - und das hat in der Bundesliga schonmal funktioniert.
Zu beschönigen ist auf und um Schalke auch an Weihnachten nichts mehr: der Club ist fast tot und hängt komplett in den Seilen. Nach 13 Spielen warten die Knappen in der Bundesliga noch auf den ersten Sieg, stehen mit vier Punkten weit abgeschlagen am Tabellenende. Christian Gross soll nun das Unmögliche möglich machen und die Klasse halten. Das kann theoretisch funktionieren.
Denn anders als bei Manuel Baum, der fachlich unbestritten ist, auf Schalke aber überhaupt keinen frischen Wind reinbrachte, bringt Christian Gross Feuerwehrmann-Kompetenz mit. Diese hob Sportvorstand Jochen Schneider bei Gross' Vorstellung auch hervor: "Christian Gross hat sowohl in Deutschland als auch in England bewiesen, dass er schwierige Missionen dieser Art erfolgreich gestalten kann."
Und Gross strahlt eine beeindruckende Härte aus und gab die Marschrichtung für seine neue Mannschaft bereits vor: "Ich will den Ehrgeiz der Spieler in jeder Sekunde spüren. Wir brauchen in und um die Mannschaft herum eine positive Grundhaltung, um wieder erfolgreich zu sein." Das hört sich nach frischem Wind an. Zumindest nach rauem Wind und auch der könnte Schalke guttun.
Schalke 04: Christian Gross soll das Wunder von Stuttgart wiederholen
Das Ziel ist klar: irgendwie die Klasse halten. Gross' Vertrag läuft bis zum Saisonende, weiter nicht. Der Schweizer ist als Feuerwehrmann zu verstehen. Allein: Gross hat nicht, wie bei Feuerwehrmännern üblich, einen Brand zu löschen, sondern ein ganzes Inferno. Und dafür bleiben ihm nicht nur eine handvoll Spiele, sondern mehr als eine halbe Saison. Auf Schalke wird das Langzeitprojekt Feuerwehr eingeführt; angesichts der bisher miesen Saison gar kein schlechter Plan.
Mit Christian Gross hat Schalke definitiv einen Trainer verpflichtet, der Brände löschen kann. In der Saison 2009/10 führte Gross den VfB Stuttgart in der Rückrunde von Platz 15 auf Platz 6. Diese beeindruckende Wende soll der Schweizer nun auch auf Schalke initiieren. Entscheidungsträger Jochen Schneider weiß auf jeden Fall bestens, welche Kompetenzen er verpflichtet hat: in der Stuttgarter Saison 09/10 arbeitete Schneider als Sportdirektor beim VfB.
Das hört sich - alles in allem - nach einem durchdachten Plan aus. Und allein das ist auf Schalke als frischer Wind zu verstehen.