"Wegen der sportlichen Integrität": Chelsea fordert Geisterspiel im FA-Cup - Verband und Gegner reagieren
Von Simon Zimmermann
Der FC Chelsea hat darum gebeten, das bevorstehende FA-Cup-Duell beim FC Middlesbrough als Geisterspiel auszutragen - "aus Gründen der sportlichen Integrität", wie die Blues als Reaktion auf das eigene Ticket-Verkaufsverbot mitteilten.
Nach den Sanktionen gegen Eigentümer Roman Abramowitsch wurde Chelsea eine Sondergenehmigung erteilt, die das Tagesgeschäft einschränkt und unter anderem den Verkauf von Eintrittskarten an Personen verbietet, die nicht bereits Dauerkarteninhaber sind.
Die Gespräche mit der Regierung über eine Änderung der Lizenzbedingungen wurden fortgesetzt, konnten aber vor Ablauf der Frist für den Kartenverkauf nicht zu einem positiven Ergebnis führen, so dass Chelsea nur einen Bruchteil der ihm zugewiesenen Auswärtsfans mitbringen wird.
Warum Chelsea ein Geisterspiel fordert
Unter Berufung auf die sportliche Integrität hat Chelsea beantragt, das Spiel in einem leeren Stadion auszutragen.
"Trotz intensiver Gespräche mit dem Office of Financial Sanctions Implementation (OFSI) ist die Frist für den Kauf von Auswärtstickets verstrichen, ohne dass angemessene Änderungen an der Regierungslizenz vorgenommen wurden, die eine vollständige Teilnahme der Chelsea-Fans ermöglichen würden", heißt es in einer Erklärung der Blues.
"Die Verantwortlichen von Middlesbrough waren so freundlich, die Frist für den Kartenverkauf und die Stadionzuteilung von 19.30 Uhr gestern Abend bis 9.30 Uhr heute Morgen zu verlängern. Es ist wichtig für den Wettbewerb, dass das Spiel gegen Middlesbrough stattfindet. Wir bitten den Vorstand des englischen Fußballverbands FA aus Gründen der sportlichen Integrität nur sehr ungern, das Spiel hinter verschlossenen Türen auszutragen."
Weiter heißt es im Statement: "Der FC Chelsea ist sich darüber im Klaren, dass ein solches Ergebnis enorme Auswirkungen auf Middlesbrough und seine Fans hätte, ebenso wie auf unsere eigenen Fans, die bereits die begrenzte Anzahl von Eintrittskarten gekauft haben, die vor der Verhängung der Lizenz verkauft wurden, aber wir glauben, dass dies unter den derzeitigen Umständen die fairste Vorgehensweise ist."
FA reagiert mit Unverständnis: "Chelsea scheint den Ernst der Lage nicht zu verstehen"
Die FA bestätigte in einer Erklärung, dass sie Chelseas Antrag bei einem Treffen am Mittwoch diskutieren wird. Eine hochrangige Regierungsquelle betonte zudem, dass man sich bemühe, die Fans inmitten der Unruhen an die erste Stelle zu setzen, während man gleichzeitig die Blues für ihre Erklärung kritisierte: "Wir arbeiten rund um die Uhr daran, dass Chelsea als Verein im Interesse der Fans weiterarbeiten kann."
"Diese Erklärung, mit der Middlesbrough und dem Rest der Fußballliga gedroht wird, zeigt, dass sie den Ernst der Lage, in der sie sich befinden, nicht zu verstehen scheinen, da sie einem Unternehmen gehören, das wegen seiner Verbindungen zu einer Person, die für schreckliche Taten in der Ukraine verantwortlich ist, sanktioniert wurde. Wir haben nichts dagegen, dass Chelsea langfristig Fans bei seinen Spielen hat, aber wir werden nicht zulassen, dass Geld aus dem Ticketverkauf an eine sanktionierte Organisation fließt. Chelsea sollte sich weniger Gedanken über ein paar Tausend Fans bei einem Spiel machen, sondern sich darauf konzentrieren, den Verein in die Hände von jemandem zu geben, der nicht mit einem Kriegstreiber in Verbindung steht."
Middlesbrough-Boss reagiert wütend
Gegenüber dem Telegraph hat sich mittlerweile auch Middlesbrough-Klubchef Steve Gibson zu Wort gemeldet: "Die Worte 'sportliche Integrität' und Chelsea gehören nicht in denselben Satz. 19 Jahre lang hat Geld den Erfolg des Chelsea Football Club beflügelt."
"Unsere Fans, unser Verein, unsere Spieler und unser Manager haben nichts falsch gemacht. Wenn Chelsea erfolgreich wäre und die Partie als Geisterspiel stattfinden würde, müssten dann alle Spiele der Premier League hinter verschlossenen Türen stattfinden? Und alle Spiele der Champions League? Und aus welchem Grund? Wegen ihres Besitzers müssen alle anderen leiden. Das muss rausgeschmissen werden und Bruce Buck [Chelseas Vorsitzender, Anm. d. Red.] sollte rausgeschmissen werden."