Chaostage beim FC Barcelona kurz vor den Präsidentschaftswahlen

Visionhaus/Getty Images
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Im Zuge der gerichtlichen Ermittlungen rund um die Barçagate-Affäre wurden am gestrigen Montag neben dem Ex-Präsidenten Josep Maria Bartomeu auch der Geschäftsführer des Klubs, Òscar Grau, der Klub-Anwalt Roman Gomez Ponti sowie Bartomeus früherer Berater Jaume Masferrer verhaftet. Was bedeutet dies für die Kandidaten auf die Präsidentschaft?

Grau ist so etwas wie die - Wortspiel ist rein zufällig - graue Eminenz im Klub. Der 56-Jährige war als Handballer für den Klub aktiv. Elf Jahre verteidigte der vielfache Nationalspieler die Farben des Klubs - und das derart erfolgreich, dass nach seiner aktiven Karriere sein Trikot mit der Rückennummer 2 nie wieder vergeben wurde.

Als Funktionär war er zunächst für die "FCB Escola" (einer Klub-Sektion, die Sommer-Jugendcamps organisiert) zuständig, ehe er 2015 vom damals amtierenden Präsidenten Bartomeu als Geschäftsführer in das Alltagsgeschäft der Profi-Sektion gehievt wurde.

Masferrer wiederum kam 2003 im Zuge des damaligen Wahlkampfes der Azulgrana mit dem Klub in Kontakt. Seine PR-Agentur Confidence & Communication PR verhalf Joan Laporta damals zum Sieg an den Urnen. 2018 machte Bartomeu ihn zu seinem Berater. In dieser Rolle soll er, so einige Quellen gegenüber dem Portal The Athletic, mehr Einfluss auf die operativen Abläufe des Klubs haben, als manch formelles Vorstandsmitglied.

Gomez Ponti ist seit 2010 der Haus-Justitiar der Katalanen. Diese Funktion verband er gleichzeitig mit seiner Aktivität als Universitätsprofessor in Barcelona und als Partner der ebenfalls in der Mittelmeermetropole ansässigen Kanzlei Lagis Abogados.

Präsidentschaftskandidaten bedauern die Geschehnisse vom Montag

Die Verhaftung der drei (Grau und Gomez Ponti wurden gestern Abend wieder aus der Haft entlassen) sorgte auch bei den drei verbliebenen Kandidaten auf die Präsidentschaft, Joan Laporta, Toni Freixa und Victor Font, für Reaktionen.

Gemeinsam ist allen dreien, dass sie sich in der jüngeren Vergangenheit stark von Bartomeu und seinem Team distanziert haben. In einer Diskussionsrunde im Rahmen des Wahlkampfes bedauerten alle drei die gestrigen Vorkommnisse und bewerteten sie als schweren Imageschaden für den Klub.

Font ging soweit zu sagen, dass es jetzt Zeit sei "ein neues Vereinsmodell" zu kreieren, während Freixa kryptisch davon sprach, dass die gestrigen polizeilichen Untersuchungen im Nou Camp von irgendjemand gesteuert sein könnten. (Quelle: mundodeportivo.com)

"Irgendwas wird damit verfolgt", deutete das frühere Vorstandsmitglied (in der ersten Ära Laporta) an. Vor allem wunderte es ihn, dass trotz der Vertraulichkeit der Ermittlungsuntersuchungen die Presse so schnell vor Ort war.

Alle drei Kandidaten waren in den vergangenen Wochen und Monaten vorsichtig genug, keine klaren Ansagen darüber zu machen, ob sie - einmal zum Präsidenten gewählt - rechtliche Schritte gegen die alte Führung um Bartomeu anstrengen würden.

Laporta und Font ließen sich lediglich zu der Erklärung verleiten, alle gerichtlichen Untersuchungen voll zu unterstützen und jedwede in ihrem Zuge aufgedeckte Verfehlung oder gar kriminelle Handlung rückhaltlos zu verfolgen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.