Halbzeit in der Champions-League-Gruppenphase: Das Formbarometer der Spitzenteams

Der Kampf um den Champions-League-Titel ist im Gange: Welches Team ist schon jetzt in Titelform?
Der Kampf um den Champions-League-Titel ist im Gange: Welches Team ist schon jetzt in Titelform? / Getty Images/GettyImages
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Die Champions-League-Saison 2021/22 nimmt langsam aber sich er Fahrt auf. Stand jetzt sind drei von sechs Gruppenspiele absolviert. Während einige Teams wie der FC Bayern oder der FC Liverpool bislang eine makellose Bilanz aufweisen, kämpfen beispielsweise Manchester United und der FC Barcelona noch mit Formschwankungen. Wir blicken auf die Top-10-Klubs im UEFA-Klub-Ranking und analysieren, ob die Teams schon in Titelform sind.


10. Atlético Madrid

Antoine Griezmann, Koke
Quality Sport Images/GettyImages

Atlético kann sich ein wenig glücklich schätzen, nach drei von sechs Gruppenspielen immerhin den zweiten Tabellenplatz zu belegen. Der amtierende spanische Meister hatte sowohl beim 0:0 gegen den FC Porto als auch beim 2:1 gegen den AC Mailand erhebliches Glück mit Schiedsrichter-Entscheidungen.

Ein wenig unglücklich war hingegen das 2:3 gegen Liverpool, bei dem Atlético prinzipiell einen guten Kampf geliefert hat und am Ende einen Elfmeter nach VAR-Entscheidung zurückgenommen bekam. Alles in allem sind Champions-League-Auftritte des Teams durchaus ordentlich, wenngleich wenig von der früheren Abgezocktheit übrig geblieben ist.

In der Liga ist Atlético vorne mit dabei. Zwar belegen die Rojiblancos nur Rang vier, können aber wie Real Madrid und der FC Sevilla mit einem Sieg zu Tabellenführer Real Sociedad aufschließen.

Bislang präsentiert sich Atlético in Summe ziemlich mittelmäßig. Ein wenig mehr hätte man sich nach der Rückkehr von Griezmann eigentlich schon erwartet. Weit weg von der europäischen Spitze ist das Team von Simeone aber auch nicht.

Form-Barometer: 5/10

9. Manchester United

Cristiano Ronaldo
Naomi Baker/GettyImages

Manchester United hat in den letzten Saisons eigentlich nie eine wirklich große Rolle in der Champions League gespielt. Nach den Transfers von Varane, Sancho und Cristiano Ronaldo muss man United in diesem Jahr aber natürlich auf der Rechnung haben.

Bislang konnte das Star-Ensemble aber noch nicht zeigen, dass es wieder zu den absoluten Spitzenteams in Europa gehört. Dank des 3:2-Erfolges gegen Atalanta Bergamo und dem 2:1 gegen Villarreal stehen die Red Devils immerhin auf Rang eins der Gruppe, nachdem der Auftakt gegen Young Boys Bern (1:2) noch gründlich in die Hose ging. Wirklich überzeugen konnte der englische Top-Klub in Summe noch nicht.

Gleiches gilt auch für die Leistungen in der Premier League. Nach einem eigentlich gelungenen Auftakt rutschte United nach einem 0:1 gegen Aston Villa, einem 1:1 gegen Everton und einem 2:4 gegen Leicester auf den siebten Rang ab.

Sorgen macht derzeit Jadon Sancho, der bislang noch gar nicht Fuß fassen kann. Ob Ole Gunnar Solskjær ein Coach ist, mit dem die Truppe die Champions League gewinnen kann, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Form-Barometer: 3,5/10

8. Juventus Turin

Juventus Turin
SOPA Images/GettyImages

Juventus Turin ist prinzipiell nicht mehr so stark einzuschätzen wie vor ein paar Jahren. Allerdings stehen die Norditaliener in der Königsklasse nach drei Spielen mit neun Punkten dar. Das große Highlight der Saison war sicherlich der 1:0-Erfolg gegen den Titelverteidiger FC Chelsea. Zudem hielt sich das Team auch beim 3:0 gegen Malmö und 1:0 gegen Zenit schadlos.

In der Liga kämpfte sich Juve zuletzt durch vier Siege am Stück immerhin vor auf Rang sieben. Allerdings gewann die Alte Dame jedes Spiel nur mit einem Treffer Unterschied und überzeugte lediglich beim 1:0 gegen AS Rom gegen einen stärkeren Gegner.

Selbst wenn in den letzten Wochen die Ergebnisse stimmen, hat Juventus Turin spielerisch noch immer ziemliche Defizite. Allerdings verfügt man eben auch über Spieler wie Chiellini und Bonucci, die auch den ganz großen Gegnern noch Kopfzerbrechen bereiten können und maximal unangenehm zu bespielen sind. Der FC Chelsea hat das vor wenigen Wochen spüren müssen.

Die Top-Zeiten von Juve sind sicherlich vorbei, aber das Potenzial ein unangenehmer Gegner zu sein, ist noch immer vorhanden.

Form-Barometer: 6/10

7. Real Madrid

Real Madrid
Anadolu Agency/GettyImages

Real Madrid hat mit der 1:2-Niederlage gegen Sheriff eine der größten Champions-League-Sensationen der letzten Jahre zu verantworten. Der Klub aus Moldawien führt die Tabelle zudem vor den Madrilenen an. Bei den Auswärtssiegen gegen Inter Mailand und Donezk haben die Blancos aber gezeigt, dass sie es auch besser können.

In La Liga hat Real Madrid nach einem guten Saisonstart durch ein Unentschieden gegen Villarreal und eine Pleite gegen Espanyol die Tabellenführung verloren und liegt auf Rang zwei.

Derzeit kämpft das Team mit Ups & Downs und besitzt natürlich nicht die Klasse der 2010er-Jahre. Allerdings ist schon zu beobachten, dass insbesondere junge Spieler wie Vinícius Júnior oder Rodrygo Fortschritte machen. Die fehlende Effizienz im Vorjahr war eines der Hauptprobleme der Königlichen.

Vorne steht mit Karim Benzema zweifellos einer der absoluten Top-Stürmer im Kader. Vieles wird davon abhängen, wie stabil die Abwehr ohne Ramos und mit Alaba steht und ob Modrić und Kroos noch eine Top-Saison im Tank haben. Stand heute zählen die Madrilenen aufgrund der wechselhaften Darbietungen eher zu den Außenseitern.

Form-Barometer: 5/10

6. Paris Saint-Germain

Lionel Messi
ATPImages/GettyImages

Wer Spieler wie Messi, Ramos, Donnarumma und Hakimi verpflichtet, der kann kein anderes Ziel als den Champions-League-Titel haben. Das Potenzial in der Pariser Truppe ist schlichtweg nicht von dieser Welt.

Trotz all der Vorschusslorbeeren ist PSG mit einem 1:1 gegen den FC Brügge ziemlich dürftig in die Champions-League-Saison gestartet. Eine echte Ansage war hingegen der 2:0-Erfolg gegen Manchester City. Deutlich weniger überzeugend war wiederum der etwas schmeichelhafte 3:2-Sieg gegen Leipzig, bei dem sowohl das eigene Glück als auch der Schiedsrichter ein wenig mitgeholfen haben.

Bislang sehen wir noch Licht und Schatten bei PSG. Das Star-Ensemble wirkt noch nicht perfekt eingespielt und hat hier und da auch noch mit Verletzungsproblemen zu tun. So viele Stars auf einem Haufen sorgen zudem natürlich für Konfliktpotenzial. Schon jetzt ist beispielsweise Wijnaldum unzufrieden. Zudem könnte auch das Torwartduell Donnarumma vs. Navas noch für Ärger sorgen.

In der Liga präsentierte sich Paris aber dennoch souverän und holte 27 von 30 möglichen Punkten. Der CL-Titelanwärter ist mit Sicherheit noch nicht auf seinem Zenit angekommen, befindet sich aber auf einem ordentlichen Weg.

Form-Barometer: 7,5/10

5. FC Barcelona

FC Barcelona
David Ramos/GettyImages

Der FC Barcelona hat den Anschluss an die Top-Teams derzeit verloren. Dies machten die Resultate der laufenden Saison mehr als deutlich. Beim 0:3 gegen die Bayern waren die Katalanen absolut chancenlos.

Im Anschluss folgte dann eine weitere klare 0:3-Schlappe gegen Benfica. Lediglich das wenig überzeugende, aber zumindest erfolgreiche 1:0 gegen Kiew sorgt dafür, dass der spanische FCB noch im Rennen ist.

In der ersten Saison nach Lionel Messi macht der Klub auch in der Liga keine gute Figur. Wenige Tage vor dem Clásico belegt Barcelona nur den siebten Rang.

Stand heute ist der Klub ziemlich weit weg von den großen Titeln und vom Champions-League-Triumph sowieso. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Barça noch Schritte nach vorne machen wird. Das enorme Verletzungspech hat sicherlich zur Formkrise beigetragen.

Kommen Spieler wie Fati, Dembélé und Agüero ins Rollen, werden wir offensiv ein ganz anderes Barcelona sehen. Kaum zu korrigieren sind hingegen die Defensiv-Probleme. Der Hintermannschaft fehlt es eindeutig an der nötigen Klasse und Stabilität.

Form-Barometer: 2,5/10

4. FC Chelsea

FC Chelsea
Pierre-Philippe Marcou - Pool/GettyImages

Wenn die beste Mannschaft in Europa noch einen Top-Torjäger wie Romelu Lukaku dazubekommt, dürfte sie eigentlich kaum zu stoppen sein. So einfach ist die Rechnung aber natürlich nicht.

Die Champions League ist noch immer ein Pokal-Wettbewerb, weswegen die Tagesform, das Momentum und Glück immer eine Rolle spielen. Diese Faktoren haben den Blues im Vorjahr zum Titel verholfen, können aber nun genauso dafür sorgen, dass es in dieser Saison nicht reicht.

Aufgrund der knappen 0:1-Niederlage gegen Juventus Turin, findet sich der FC Chelsea in der Gruppenphase derzeit nur auf Rang zwei wieder. Dank des 1:0-Arbeitssieges gegen Zenit und dem klaren 4:0 gegen Malmö nimmt der Titelverteidiger aber dennoch klar Kurs auf die K.o.-Runde. Einen besonders starken Eindruck hinterließen die Blues dabei jedoch nicht unbedingt.

In der Liga läuft hingegen alles nach Plan. Mit 19 Zählern führt der FC Chelsea die Tabelle sogar knapp an. Alles in allem passt bei den Londonern die Form. Für die ganz großen Gala-Auftritte sorgen in der Regel ohnehin andere Teams wie der FC Bayern, Manchester City oder Paris. Der FC Chelsea lebt von einer starken Defensive, von Ergebnisfußball und kann sich gegen große Gegner meist steigern.

Form-Barometer: 8/10

3. FC Liverpool

Liverpool
Anadolu Agency/GettyImages

Nach der enttäuschenden Saison im Vorjahr machen sich Jürgen Klopp und der FC Liverpool dazu auf, wieder einen oder mehrere Titel an die Anfield Road zu holen.

Mit Atlético Madrid, dem AC Mailand und dem FC Porto hat der Premier-League-Klub vielleicht die schwerste Gruppe erwischt. Umso beachtlicher ist jedoch, dass die Reds nach drei Spieltagen dennoch mit neun Punkten dastehen.

Der FC Liverpool erinnert wieder voll und ganz an die erfolgreichen Spielzeiten 2018/19 und 2019/20 und sorgt für Spektakel und Tore. Bei den 3:2-Siegen gegen den AC Mailand und Atlético Madrid gab es zwar Höhen und Tiefen, jedoch hat sich der Power-Fußball und die Moral des Teams letztlich verdient durchgesetzt. Völlig souverän war hingegen das 5:1 gegen den FC Porto.

Mut macht vor allem die Offensive. Mo Salah ist weiterhin in Top-Form, während sich Sadio Mané und Roberto Firmino auf dem besten Weg dorthin sind. Ein wenig Sorgen verursacht lediglich die Abwehr, die sich weder in der Liga noch in der Königsklasse komplett sattelfest zeigte. Nach den vielen Verletzungen in der Vorsaison brauchen die Reds hierbei vielleicht noch etwas Zeit.

Trotz allem ist die Form gut und das Team auch in der Premier League noch ungeschlagen. Die beiden Remis gegen die Vorjahresfinalisten FC Chelsea und Manchester City bestätigen auch, dass Liverpool wieder zu den heißen Titelanwärtern zählt.

Form-Barometer: 8,5/10

2. Manchester City

Manchester City
Laurence Griffiths/GettyImages

Manchester City schien im Vorjahr schon eine Hand am Titel zu haben, scheiterte letztlich aber am FC Chelsea. Anders als in der Liga wurde es dem Team von Pep Guardiola zum Verhängnis, dass eine echte Nummer 9 fehlt.

Im Sommer bemühte man sich daher um Harry Kane, konnte diesen aber nicht verpflichten. Allerdings landete der Premier-League-Titelträger mit Jack Grealish trotzdem den teuersten Transfer des Sommers. Ob dieser jetzt aber ein solch großes Upgrade zu Spielern wie Mahrez, Sterling oder Foden ist, wird sich erst noch zeigen müssen.

In der Königsklasse zeigte sich das Team beim 6:3 gegen RB Leipzig und beim 5:1 gegen den FC Brügge bereits spektakulär und torgefährlich. Im Duell gegen Paris Saint-Germain zog Manchester City hingegen mit 0:2 den Kürzeren.

Es sind also weiterhin die ganz großen Gegner, die dem Team Schwierigkeiten bereiten, wohingegen es gegen kleinere Konkurrenten meist gut aussieht.

Ein wenig mehr Probleme als im Vorjahr offenbart die Guardiola-Elf aber auch im Liga-Alltag. Während man beim 5:0 gegen Arsenal oder beim 5:0 gegen Norwich über den Gegner hinwegfegte, konnten Liverpool (2:2), Southampton (0:0) und Tottenham (0:1) nicht besiegt werden.

Die Cityzens sind sicherlich nicht weit weg von ihrer Top-Form, müssen aber in Hinblick auf die K.o.-Spiele noch konstanter werden.

Form-Barometer: 7/10

1. FC Bayern München

FC Bayern
Pool/GettyImages

Der FC Bayern hat im Gegensatz zu Paris-Saint-Germain oder Manchester United keine große Transfer-Offensive gestartet, ist jedoch noch immer top besetzt und agiert auch unter Julian Nagelsmann als funktionierende Einheit.

Die Bilanz aus den bisherigen Champions-League-Partien liest sich hervorragend. Nach einem souveränen 3:0-Auftaktsieg gegen den FC Barcelona, folgte ein ungefährdetes 5:0 gegen Kiew und ein mühsames, aber letztlich klares 4:0 gegen Benfica.

Während die Offensive schon in den letzten Jahren gezeigt hat, dass sie Spiele innerhalb von Minuten klar entscheiden kann, ist nun auch die Defensive wieder auf absolutem Spitzenniveau.

Demnach kann man sich in München große Hoffnungen machen, dass es in dieser Spielzeit für den ganz großen Coup wieder reicht. Im Gegensatz zu manch anderem Spitzenteam zeigen die Münchner auch in der Liga ein hohes Niveau, selbst wenn kleinere Ausreißer nach unten mit dabei waren.

Grundsätzlich haben die Bayern aber keinen Grund zur Sorge und sind schon jetzt für die entscheidenden Duelle im Frühjahr bereit.

Form-Barometer: 9/10