Edin Terzic kann nicht wieder in die zweite Reihe rücken

Edin Terzic hält den gewonnen DFB-Pokal in den Händen
Edin Terzic hält den gewonnen DFB-Pokal in den Händen / Martin Rose/Getty Images
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Mit dem Gewinn des DFB-Pokals hat sich Edin Terzic nicht nur auf emotionaler Basis in die Vereinsgeschichte des BVB eingetragen, sondern auch durch einen Titel. Seine Arbeit in den letzten Wochen und insbesondere dieser Titelgewinn zeigen, dass er nicht einfach wieder in die zweite Reihe rücken kann. Er muss seinen Herzensverein verlassen, um eine Chance wahrzunehmen. Ein Kommentar.


Bei aller berechtigten Hoffnung auf Spannung: Mit der 0:3-Führung zur Halbzeit am Donnerstagabend war es zumindest vorherzusehen, dass Borussia Dortmund schon eine Hand am DFB-Pokal hat. Ja, RB Leipzig schien in Person von Julian Nagelsmann beispielsweise mit der Doppelspitze zu Beginn falsch gepokert zu haben. Dennoch überzeugte Schwarz-Gelb auf ganzer Linie.

So wie Nagelsmann auf der einen Seite den ein oder anderen Fehler machte, so erledigte Edin Terzic auf der anderen Seite seine Hausaufgaben. Das wälzt er vor den Kameras zwar sehr gerne und uneigennützig auf seine Spieler ab, doch auch ihm gebührt ein großes Lob. Von seiner vorigen Rolle als Co-Trainer hat er sich inzwischen völlig emanzipiert. Nicht erst durch den DFB-Pokalgewinn, aber mit diesem Erfolg wurde dieser Schritt nochmals deutlich.

Auch wenn er gerade anfangs etwas Zeit brauchte, um die Mannschaft auf sich einzuschwören, so sprechen die letzten Wochen für sich. Zunächst startete Terzic mit einem Punkteschnitt, bei dem man genauso gut weiterhin auf Lucien Favre hätte bauen können. Genauso war es mit den Wacklern, die immer mal wieder für Stimmungsdämpfer sorgten. Mittlerweile steht der BVB sehr gefestigt.

Wettbewerbsübergreifend stehen sieben Siege in Folge, zuvor vom Ausscheiden in der Champions League gegen Manchester City unterbrochen. Der Trainer hat längst begriffen, wie er die Borussia wieder erfolgreich machen kann. Das konsequente Vertrauen auf die individuelle Qualität und darauf, diese auch ausspielen zu können, brachte den Erfolg.

Terzic kann und sollte nicht wieder in die zweite Reihe beim BVB

Nun nähert sich das Saisonende. Der ja ach so klare Plan, wie Terzic selbst immer wieder betont und mit ihm auch Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke: Es geht für ihn zurück in die zweite Reihe. Wenn ein bei Borussia Mönchengladbach stark angeschlagener Marco Rose geht, um den BVB zu übernehmen, findet sich der DFB-Pokalsieger wieder in der Rolle des Assistenten wieder. Neben den anderen Assistenten, die Rose mitbringt - und mit denen er schon jahrelang zusammengearbeitet hat.

Es ist eine Konstellation, die dem BVB nicht gut tun könnte. Was aber wichtiger ist: Terzic hat nun eine große Chance, seinen eigenen Weg zu gehen. Zur neuen Saison sind noch einige Vereine auf der Trainersuche, auch in der Bundesliga. In den letzten Wochen und paar Monaten hat er sich für diesen Schritt empfohlen.

Edin Terzic
Die Freude und Erleichterung war Edin Terzic anzusehen / Martin Rose/Getty Images

Der 38-Jährige hat gezeigt, dass er keineswegs unter den sonstigen Trainern steht, die im deutschen Profifußball arbeiten. Auch wenn sie im Vergleich über mehr Erfahrung verfügen mögen und bereits gezeigt haben, dass sie nicht nur den ein oder anderen Monat sehr gute Arbeit leisten können - Terzic ist spätestens mit dem gestrigen Titelgewinn zwangsweise ein Kandidat für andere Klubs geworden.

Dortmund ist sein Herzensklub. Man nimmt es ihm völlig ab, wenn er sagt, er freue sich auch riesig darüber, diesem Verein aus der Rolle des Co-Trainers heraus zu helfen. Dass dies keine Plattitüden sind, um die Gerüchteküche vor den Kameras nicht noch weiter anzuheizen, hat man rund um dieses Finale gemerkt. Sei es vor, während oder auch nach den 90 Minuten.

Und dennoch: Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um diesen Herzensklub zu verlassen. Der BVB würde ihm zu diesem Schritt keine Steine in den Weg legen, das ist klar. Es wird also nur an ihm liegen, ob er diese Chance, sich selbst als Cheftrainer profilieren und etablieren zu können, annehmen möchte.

Marco Rose
Gelingt das Projekt Rose beim BVB gerät Terzic wieder in Vergessenheit / Alexander Hassenstein/Getty Images

Es wäre ein Schritt, den der Sauerländer wagen muss. Wer weiß, ob er nach zwei, vielleicht drei erfolgreichen Rose-Jahren noch einmal eine solche Chance bekommen wird. Sollte dieses angedachte Projekt beim BVB gelingen, dann steht er die nächsten Jahre wieder völlig im Hintergrund. Dann fällt das Lob auf Rose.

Böswillig und mit etwas Pessimismus gespickt könnte man auch sagen, dass er nicht erst bis zum Winter warten dürfte, um wieder auf den Cheftrainer-Posten bei Schwarz-Gelb zu spekulieren. Doch jetzt im Sommer muss dieser Schritt erfolgen. Dortmund verlassen, um sich selbst zu stärken. Um einen eigenen Weg zu gehen, den er über seine Arbeit selbst gepflastert hat.