Aytekin bedauert Platzverweis gegen Dahoud
Von Jan Kupitz
Knapp sieben Wochen nach dem Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund (1:0) hat Deniz Aytekin gestanden, dass er Mo Dahoud mit "mehr Gelassenheit" nicht vom Platz gestellt hätte.
Das Borussen-Duell hatte Ende September für reichlich Diskussionsstoff gesorgt. Die ohnehin hitzige Begegnung wurde durch die erstmalige Rückkehr von Marco Rose in den Borussia Park noch emotionaler und feuriger - Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte während der 90 Minuten alle Hände voll zu tun.
Für Aufregung hatte der Unparteiische insbesondere in der 40. Minute gesorgt, als er Mahmoud Dahoud (beim Stand von 1:0 für die Fohlenelf) wegen Abwinkens die Geld-Rote Karte gezeigt hatte. Eine kleinliche, bei strenger Auslegung aber regelkonforme Entscheidung.
"Natürlich kann man sagen, es ist hart. Aber ein gewisses Verhalten auf dem Platz muss unterbunden werden", erläuterte Aytekin den Platzverweis. "Nicht jeder hat ein Freilos auf dem Platz und kann machen, was er will. Und in der Summe war das respektlose Abwinken für mich zu viel."
In Unterzahl vermochte es der BVB nicht mehr, den Rückstand in der zweiten Hälfte noch zu drehen. Es war die zweite Pleite der laufenden Saison gewesen - und eine, bei der die Schwarz-Gelben im Anschluss auch die Schuld beim Referee suchten.
"Einen Spieler rauszusuchen und ein Zeichen setzen zu wollen … also entweder alle oder gar keiner", monierte Marco Rose die Unverhältnismäßigkeit. Sebastian Kehl pflichtete ihm bei: "Mit der Erfahrung, die er hat, muss er anders damit umgehen, da muss er souveräner damit umgehen."
Und BVB-Boss Aki Watzke polterte im Sport1-Doppelpass: "Der Schiedsrichter pfeift ja nicht Kreisliga. Und so geht dann die Statik in dem Spiel verloren. Und Mo hat den Schiri ja nicht beleidigt und gesagt: 'Du Idiot!'. Glaubt wirklich einer, Manuel Gräfe hätte das auch so gelöst in diese Szene? Never ever!"
Aytekin bedauert: "Habe mich emotionalisieren lassen"
Fast zwei Monate nach der Partie bezog der angesprochene Aytekin erneut Stellung zu seiner damals umstrittenen Entscheidung - die er heute wohl etwas anders treffen würde. "Was mich an der ganzen Sache rückblickend stört ist, dass ich mich da so hab emotionalisieren lassen", gestand der 43-Jährige im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. "Wenn ich etwas mehr innere Gelassenheit gehabt habe, hätte ich den Mo Dahoud nicht vom Platz gestellt."
Gleichwohl wollte der Unparteiische erneut betonen, dass im das respektlose Verhalten gegenüber ihm und seinen Kollegen gegen den Strich gehe. "Dieses Abwinken möchte ich einfach nicht. Und es passt auch nicht ins Bild und passt auch nicht zum Fußball."
Vor allem im unterklassigen Fußball komme es immer häufiger vor, "dass da Verhaltensweisen an den Tag gelegt werden, die in meiner Welt nicht tolerierbar sind. Es gibt andere Sportarten, wo Schiedsrichter anerkannt und respektiert werden. Im Fußball ist es leider nicht immer so." Auch, weil die Profis am Wochenende nicht selten ein schlechtes Vorbild abgeben.