BVB-Jahreshauptversammlung: Europa-League-Einnahmen sollen Corona-Verluste wettmachen
Von Dominik Hager
Ganz so spektakulär und konfus wie beim FC Bayern war die Jahreshauptversammlung beim BVB mit Sicherheit nicht. Dies liegt sicherlich auch ein wenig daran, dass die Aktionärsversammlung der Dortmunder GmbH virtuell stattgefunden hat. In den vier Stunden ist dennoch so einiges passiert. Eine besonders klare Ansage gab es von Hans-Joachim Watzke im Bezug auf die Europa League.
Der BVB kann sich nicht so ganz sicher sein, wie die bisherige Spielzeit zu bewerten ist. Auf der einen Seite steht die gute Performance in der Bundesliga, wohingegen auf der anderen Seite die katastrophalen Leistungen in der Champions League negativ ins Gewicht fallen.
"Darüber sind wir sehr enttäuscht, das ist per Saldo auch keine gute Leistung gewesen", erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Watzke will den Europa-League-Titel: "Der einzige Titel, der dem BVB noch fehlt"
Allerdings ist international gesehen ja noch nicht alles verloren. Immerhin besteht noch immer die Möglichkeit, in der Europa League aufzutrumpfen. Der BVB-Boss hat nicht weniger als den Titel als klares Saisonziel ausgegeben.
"Das ist der einzige Titel, der dem BVB noch fehlt. Daran müssen wir arbeiten", erklärte er.
Natürlich verfolgt Watzke in der Europa League auch das finanzielle Interesse. Der Klub habe schließlich 13,8 Millionen durch das frühe Ausscheiden in der Champions League verloren. Hiervon soll möglichst viel wieder reingeholt werden. Der leichteste Weg wäre über Erfolge in der Europa League und im DFB-Pokal.
BVB verkalkuliert sich: 100 Prozent Auslastung ab Januar 2022 geplant
Finanziell betrachtet gibt es beim Verein sowohl Positives als auch Negatives zu berichten. Immerhin konnten Verluste dank einer im Oktober durchgeführten Kapitalerhöhung ausgeglichen werden. Demnach liegen die Finanzverbindlichkeiten bei "null". Zudem freute sich der Klub über gestiegene Sponsoring-Einnahmen, die erstmals an die 125-Millionen-Marke heranreichten.
Allerdings dürfte sich der BVB dennoch ordentlich verkalkuliert haben. Schließlich plante man ab Januar 2022 mit einer Stadionauslastung von 100 Prozent. Mit dem Blick auf die aktuelle Corona-Entwicklung ist jedoch naheliegend, dass es damit nichts wird. Trotz der vermutlich geringen Zuschauerzahlen möchten die Schwarz-Gelben zu keinem Gehaltsverzicht aufrufen. Dies wäre nur eine Option, wenn sich die Lage dramatisch verschlechtern sollte und längerfristig Geisterspiele ausgetragen werden.
Trotz Zuschauerbeschränkung: Vorfreude auf außergewöhnliches Spiel gegen Bayern
Hans-Joachim Watzke ist schon seit längerer Zeit ein großer Fürsprecher bezüglich Zuschauer in den Stadien. Natürlich schmeckt es dem Geschäftsführer demnach nicht sonderlich, dass beim Bundesliga-Kracher gegen den FC Bayern nur 15.000 und nicht wie erhofft 26.000 Fans Eintritt ins Stadion erhalten. Dennoch rief Watzke zur Vorfreude auf das "außergewöhnliche Spiel" auf. Diese ist umso größer, weil der BVB nur einen Punkt hinter den Münchnern rangiert, was man den guten Leistungen der letzten Wochen zurechnen kann.
"30 Punkte in 13 Spielen sind außergewöhnlich, da wir mit riesigen Verletzungssorgen zu kämpfen hatten", befand Watzke.
Zu einem "Muss", die Bayern im Titelkampf endlich hinter sich zu lassen, ließ er sich dann aber doch nicht hinreißen.
"Ich bin kein Freund davon, sich treiben zu lassen. Jeder hier würde sich freuen, wenn die Titelphalanx des FC Bayern durchbrochen wird, man muss aber akzeptieren, dass es für uns sehr schwer wird", erklärte er mit dem Verweis auf rund 100 Millionen Euro, die die Bayern mehr in ihren Kader stecken würden.
BVB-Aktie im Keller: Erneute Kapitalerhöhung möglich
Finanziell ist man eben doch noch nicht auf Augenhöhe und wird dies wohl auch nicht so schnell sein. Der Börsenkurs der BVB-Aktie ist mit 4,17 Euro eher im Keller, wenn man bedenkt, dass sie vor der Pandemie bei etwa 9 Euro lag. Das Aus in der Champions League und der jüngste Verlauf der Pandemie-Lage kamen zuletzt erschwerend hinzu.
Abgestimmt wurde jedoch auch über eine weitere Kapitalerhöhung. Die teilnehmenden Aktionäre segneten den Vorschlag ab, wodurch die Geschäftsführung das Kapital bis zum 18. November 2025 erhöhen kann. Dies ist laut Watzke derzeit jedoch nicht geplant.
Ein weiteres Augenmerk der Versammlung lag auf dem Themenschwerpunkt "Nachhaltigkeit". Watzke formulierte das klare Ziel des Klubs, klimaneutral zu arbeiten. Helfen soll hierbei eine Photovoltaik-Anlage auf dem Stadiondach. Zudem prüft man die Möglichkeit, Fanartikel ökologischer zu produzieren.
Nachhaltig soll jedoch auch die Zusammenarbeit mit Matthias Sammer sein, der seit 2018 als Berater im Klub tätig ist. "Sei Vertrag läuft im Juni 2022 aus. Über eine Vertragsverlängerung sprechen wir im Frühjahr", erklärte Watzke im Rahmen der Versammlung. Dies dürfte von Vereinsseite nur Formsache sein. " Er berät mich als letztlich Verantwortlichen in sportstrategischen Fragen. Er ist dafür hochqualifiziert", lobte er den ehemaligen BVB-Chefcoach.