Bundesliga-Pressesprecher im 90min-Gespräch: Freiburgs Sascha Glunk über Vertrauen und Flüsterpost-Problematik

Sascha Glunk, Freiburgs Pressesprecher
Sascha Glunk, Freiburgs Pressesprecher / Quelle: Sascha Glunk/SC Freiburg
facebooktwitterreddit

Die Arbeit eines Pressesprechers ist vielseitiger, als man annehmen könnte. Auch die Profi-Klubs der Bundesliga profitieren von charismatischen und umtriebigen Gesichtern, die ihren Verein nach außen tragen. In einer kleinen Reihe widmet sich 90min den Personen, die ansonsten eher selten ein eigenständiges Sprachrohr bekommen.

Im ersten Teil präsentieren wir ein Interview mit dem Pressesprecher des SC Freiburg, Sascha Glunk.


Seit 2011 arbeitet Sascha Glunk beim Bundesligisten SC Freiburg, wo er ab 2016 die Funktion des Pressesprechers übernahm. Über zu wenige Aufgaben kann sich der ruhige und seriöse Kommunikator nicht beschweren, obwohl es im Breisgau vergleichsweise besinnlich vonstattengeht.

"Der SC Freiburg ist in der medialen Aufmerksamkeit nicht vergleichbar mit vielen anderen Bundesligisten. Wir sind kein großer Medienstandort", ordnet Sascha Glunk seinen Klub realistisch ein.

Doch neben den wohl allseits bekannten Aufgabenfeldern, wie dem Begleiten von Interviews und Pressekonferenzen oder der Organisation dieser Events, zeigt sich Sascha Glunk unter anderem auch als aktiver Teil des Stadion-Magazins und des hauseigenen SC Freiburg TV.

Wie wir in den weiteren Ausgaben dieser Serie noch erkennen werden, passt somit auch der Freiburger Pressesprecher in das Bild eines Tausendsassas, der weitaus Größeres für seinen Verein leistet, als es auf den ersten Blick erkennbar scheint.

Sein Kerngebiet bleibt jedoch immer die Außendarstellung des Klubs. Besonders bei öffentlich getätigten Aussagen der Spieler oder Verantwortlichen ist Sascha Glunk als rein unterstützendes Element gefragt - denn von Zensur sieht man in Freiburg ab.

Kein "Anstandswauwau" nötig - Vertrauen als Schlüssel im Umgang mit der Presse

Dank seiner langjährigen Erfahrung hat Sascha Glunk einen eigenen Schlüssel zum Umgang mit den Presse-Vertretern gefunden. Für ihn steht und fällt eine gute Zusammenarbeit mit den Medienvertretern mit einer eigentlich so simplen menschlichen Eigenschaft - Vertrauen.

"Im Umgang mit der Presse leben wir Vertrauen vor und haben damit bislang fast ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Bei uns stellen wir beispielsweise den Spielern keinen 'Anstandswauwau' zur Seite, wenn Interviews geführt werden. Vielmehr soll sich der Spieler so präsentieren, wie er ist", stellt Sascha Glunk klar.

Auch wir von 90min können diese Herangehensweise bestätigen, erlebten wir sie doch wie beschrieben im Interview mit Keven Schlotterbeck vor einigen Wochen. Dabei entwickelte sich ein lockeres Gespräch, in dem auch der ein oder andere Schmunzler seinen Platz fand.

Keven Schlotterbeck
Keven Schlotterbeck sprach offen und locker / Boris Streubel/Getty Images

Dass nicht jeder lockere Spruch auch einen Weg in die letztliche Veröffentlichung finden kann oder muss, ist wohl für jeden verständlich. Doch konnten wir auch nach der Autorisierung durch den Verein das telefonische Gespräch mit Schlotterbeck fast wortgetreu schriftlich veröffentlichen.

"Sicherlich liegt es letztlich an uns, die getroffenen Aussagen vor der Veröffentlichung zu autorisieren. Doch kann man davon ausgehen, dass wir dabei keine Zensur betreiben oder die Aussagen der Spieler bis zur Unkenntlichkeit verfremden", erklärt auch Sascha Glunk.

Diese bodenständige und respektvolle Haltung gegenüber Pressevertretern, die im Vorfeld noch keine Gelegenheit zur Entwicklung einer persönlichen Vertrauensebene hatten, ist dabei alles andere als selbstverständlich.

Denn gerade im Bereich der mannigfaltigen Online-Berichterstattung kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Begebenheiten, die auch dem Freiburger Pressesprecher nicht verborgen blieben.

"Blödsinn wird als solcher erkannt" - Sascha Glunk vertraut auf die Kompetenz der User

Reißerische Überschriften sind sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal von kleineren Portalen oder reinen Online-Medien. Doch eine gewisse Form des Ringens um Aufmerksamkeit und Klicks erkennt Sascha Glunk als ein Auslaufmodell der zu verschleiernden Inhaltsleere.

"Negativ fallen mir die typischen Clickbait-Schlagzeilen auf, die meiner Einschätzung nach allerdings allmählich auch von den Usern vermehrt gemieden werden", beobachtet der Medien-Kenner Sascha Glunk.

Auch die übliche Mehrfach-Verwertung von Interviews oder sonstigen Statements kann nach Angaben des Freiburger Mediators ziemlich bizarre Formen annehmen. "Zudem ist die Zweit-, Dritt- und Viertverwertung von Spieleraussagen oftmals problematisch und gleicht einer Flüsterpost" - und Sascha Glunk hatte sogleich ein anschauliches Exempel parat.

Quelle: Sascha Glunk/SC Freiburg
Sascha Glunk mit SC-Stürmer Nils Petersen / Quelle: Sascha Glunk/SC Freiburg

"Als Beispiel hatten wir mal ein sehr launiges und selbstironisches Interview von Nils Petersen. Der Spieler antwortete auf eine Frage mit: 'Salopp gesagt, verblöde ich seit Jahren (lacht)'. Das erste Medium, welches die Original-Quelle nutzte, strich das '(lacht)' und setzte ein Ausrufezeichen dahinter, das nächste hatte den Aufhänger: 'Nils Petersen verblödet'. Schließlich wurde dem Spieler untergeschoben: Nils Petersen sagt, dass alle Fußballer dumm sind", unterstreicht Sascha Glunk sein Anliegen.

Tatsächlich besteht die Hoffnung, dass sich solche Problematiken auf dem hart umkämpften Markt der Online-Berichterstattung von innen heraus regeln. Auch hier setzt Sascha Glunk wieder auf ein nunmehr bekanntes Motiv.

"Ich habe allerdings schon auch Vertrauen in die Medienkompetenz der Nutzer. Blödsinn wird vom Großteil der Leserinnen und Leser durchaus als solcher erkannt", gibt sich Sascha Glunk in dieser Frage so entspannt, wie er es während des gesamten Gesprächs tat.

Grundsätzlich kann man die Aussagen des Freiburger Pressesprechers nur unterstreichen und hoffen, dass er mit seinen Prognosen richtig liegen wird.