"Eigentlich ein Witz": Auch Zorc steht hinter Gräfe - ändert der DFB seine Meinung?

Manuel Gräfe.
Manuel Gräfe. / Alex Grimm/Getty Images
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Stand jetzt wird Manuel Gräfe am Samstag sein letztes Bundesligaspiel pfeifen. Warum, das versteht niemand so recht. Der Schiedsrichter hat mittlerweile zahlreiche prominente Unterstützer - doch der DFB bleibt stur.


"Eigentlich ist es ein Witz", stellte Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc am Freitag fest (via kicker) und meinte damit die Altersgrenze für Schiedsrichter, durch die Manuel Gräfe mit nun 47 Jahren mit Ablauf dieser Saison nicht mehr in der Bundesliga pfeifen darf. Gräfe wird, Stand jetzt, am Samstag beim Duell des BVB mit Bayer Leverkusen sein letztes Bundesligaspiel leiten.

"Wir werden ihn natürlich, so wie sich das gehört, verabschieden. Ich reihe mich aber gern ein in die große Schar von Verantwortlichen, Trainern, Spielern und Fans, die den DFB bitten möchte, das eigene Handeln zu reflektieren", sagte Zorc außerdem: "Dass einer der angesehensten Schiedsrichter Deutschlands gegen den Widerstand der breiten Masse nur deshalb in den Zwangsruhestand geschickt wird, weil sein Alter irgendwann um Mitternacht von 47 auf 48 schaltet, halte ich für wenig professionell."

Gräfe Plus Eins

Damit spricht Dortmunds Sportchef vielen aus der Seele. Gräfe hat inzwischen sehr viele Fürsprecher aus der Bundesliga, wie zum Beispiel Christian Streich, Marco Rose, Mats Hummels, Thomas Müller, Alexander Rosen, Christian Günter und mehr. Die Schiedsrichter-Experten "Collinas Erben" haben auf Twitter eigens den Hashtag "Gräfeplus1" ins Leben gerufen, um damit für den Unparteiischen zu werben.

Das liegt daran, dass der Schiedsrichter eine klare Linie hat, dass er Spielverständnis hat und ein Gefühl für das Fußballspiel. Gräfe ist zudem kommunikativ und klar in seiner Ansprache. Eher ein Praktiker als ein Theoretiker. Das kommt in der Bundesliga bei allen Protagonisten, auf und neben dem Platz, gut an. Trotz seines Alters hat er auch keine Fitness-Probleme, sondern kann auch die Topspiele, die etwas schneller sind als der Abstiegskampf, noch locker leiten.

"Meine Telefonnummer kennen sie"

Gräfe selbst hat große Lust, noch ein Jahr dran zu hängen und wurde auch schon beim DFB vorstellig - doch der winkte ab: "Sie haben nein gesagt. So ist es Stand jetzt immer noch. Wenn sie sich es überlegen wollen - meine Telefonnummer kennen sie", sagte er am vergangenen Samstag im Aktuellen Sportstudio. Gräfe selbst hält auch nicht viel von der Altersgrenze: "Ich würde das viel flexibler handhaben und mehr nach dem Leistungsaspekt."

Und der DFB? "Die Entscheidung war für uns sehr schwierig, aber letztendlich gaben für uns die Aspekte Weiterentwicklung im Bereich der Elite-Schiedsrichter:innen und Strategie in der Kaderplanung den Ausschlag", erklärte der Sportliche Leiter Lutz Michael Fröhlich in einem Interview mit dem DGB (via Sportschau). Man habe sich mit dem Anliegen auseinandergesetzt (auch Guido Winkmann und Markus Schmidt hätten gerne noch ein Spiel respektive ein halbes Jahr bekommen), aber bleibe bei der Entscheidung und wolle nun "schauen, wie ihre Erfahrung im Bereich der Video-Assistenz und auch im Bereich der Schiedsrichter:innen-Entwicklung in der 3. Liga genutzt werden kann."

In den Augen vieler ist es eine Verschwendung, einen topfitten und so guten Schiedsrichter wie Gräfe einfach so nicht mehr einzusetzen. "Ich würde mich freuen, wenn die morgige Verabschiedung in Dortmund vom DFB wieder einkassiert werden könnte. Es wäre eine der besseren Entscheidungen des Verbandes und ein Zeichen, dass man in Frankfurt auf die Menschen hört", sagte Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen. "Es gibt keine jungen und alten Spieler, es gibt nur gute und schlechte. Und genauso ist das bei den Schiedsrichtern", findet Michael Zorc. Der DFB aber nicht.