Bericht über zerrüttetes Verhältnis zum Team: Muss Gladbach bei Hütter die Reißleine ziehen?
Von Simon Zimmermann
Gladbach-Sportchef Roland Virkus will mit Adi Hütter in die neue Saison starten. Die Frage drängt sich auf, ob das der richtige Plan für die Fohlenelf sein kann. Die Kritik am Österreicher wächst, das Verhältnis zur Mannschaft soll sogar "zerrüttet" sein.
Die Stimmung am Niederrhein hat nach der Derby-Niederlage den nächsten Saison-Tiefpunkt erreicht. Im Borussia-Park waren erstmals "Hütter raus"-Rufe zu vernehmen. Im Anschluss an die Pleite machten einige Anhänger ihren Unmut vor dem Kabinentrakt Luft.
Klar ist, Gladbach wird in Saison eins unter Trainer Adi Hütter die Spielzeit im Tabellen-Niemandsland abschließen. Mit Freiburg, Leipzig, Frankfurt und Hoffenheim warten an den letzten vier Spieltagen noch Gegner, die allesamt vor dem VfL stehen. Es könnte bis Mitte Mai also noch ungemütlicher werden in Gladbach.
Virkus und Hütter planen die neue Saison
Mit großen Auswirkungen auf die Planungen für die kommende Saison. Die soll - so das aktuelle Vorhaben - mit Adi Hütter angegangen werden. Sportchef Roland Virkus soll die neue Runde bereits mit dem Österreicher besprochen haben. Hütter selbst macht keine Anzeichen, seinen Stuhl räumen zu wollen. Vielmehr soll das Team nach seinen Vorstellungen umgebaut werden. Ein defensiver Mittelfeldspieler, der die Mannschaft auch verbal anführt, steht laut der Sportbild auf der Prioritätenliste ganz oben.
Ob sich diese Priorität noch in Richtung Trainersuche verschiebt? Fakt ist, Hütters Vertrag ist bis 2024 gültig. Mit rund drei Millionen Euro Jahresgehalt kann sich die Borussia eine Freistellung eigentlich gar nicht leisten - zumal man vor einem Jahr 7,5 Millionen Euro Ablöse nach Frankfurt überwies.
Bericht: Verhältnis zwischen Hütter und Mannschaft zerrüttet
Eine Trennung scheint daher nur dann realistisch, wenn Hütter seinen Posten freiwillig räumt und direkt eine andere Aufgabe übernimmt. Innerhalb des Team wäre man darüber offenbar nicht unglücklich. Spekulationen um das schlechte Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer gab es bereits einige. Sky hat nun nachgelegt und berichtet, dass es "zerrüttet" sei.
Die Vorwürfe aus Spielerkreisen seien eindeutig: Keine Intensität im Training. Fehlendes Fingerspitzengefühl im Umgang mit der Mannschaft. Keine taktische Flexibilität.
Die Arbeit des Trainers soll zum Dauerthema in der Kabine geworden sein. Angefangen habe es bereits mit dem Umgang mit Florian Neuhaus. Den Nationalspieler zählte Hütter zu Saisonbeginn öffentlich an. Insgesamt sei der Österreicher in der Kommunikation mit seinen Spielern meist unterkühlt, die Zahl der Hütter-Kritiker in der Kabine sei ungebrochen groß.
Das liege nicht nur im Umgang, sondern auch in der Trainingssteuerung und der taktischen Ausrichtung. Im Training werden oftmals dieselben Übungen wöchentlich wiederholt. Die Intensität sei nicht angemessen genug, um am Spieltag physisch auf der Höhe zu sein. Zudem lässt sich Hütter beim Reservisten-Training nach den Spielen nicht auf dem Platz blicken - was den Spielern, die hinten dran sind, das Gefühl gibt, sich nicht aufdrängen zu können.
Blickt man auf die Laufdaten des Teams, findet man zumindest für die fehlende Intensität Indizien. In Hälfte zwei haben die Fohlen schon zahlreiche Punkte in der laufenden Saison verspielt. Glaubt man dem Sky-Bericht, sieht das Team den Grund hierfür aber auch in der Taktik. Hütter hält an seinem Frankfurter Erfolgssystem mit Dreierkette fest. Ausgerichtet ist der Kader hierfür aber nur bedingt. Der Großteil der Spieler sollen sich jedenfalls darin nicht sonderlich wohl fühlen.
Muss Virkus bei Hütter die Reißleine ziehen?
Es muss aus Gladbacher-Sicht also tatsächlich die Frage gestellt werden, ob man auf dem Trainerposten die Reißleine ziehen muss. Ein Ende mit Schrecken wäre demnach besser als ein Schrecken ohne Ende. Die Hypothek, mit der Hütter in die neue Saison starten soll, ist jedenfalls riesig. Und könnte bei einem schwachen Ende der laufenden Spielzeit noch größer werden.
Selbst wenn der Bericht über das angeblich zerrüttete Verhältnis zur Mannschaft übertrieben sein mag - allein die Tatsache, dass sich diese Gerüchte hartnäckig halten zeigt, wie angespannt die Situation am Niederrhein ist. Und dass der Zusammenhalt innerhalb des Teams und mit dem Trainer deutlich besser werden muss, will man wieder erfolgreich sein.