Borussia Dortmund plant keinen Ausverkauf: "Dann wirst du hinterher kein Spiel mehr gewinnen"

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke fürchtet wegen der Corona-Krise einen "dramatischen" Einbruch der Einnahmen
Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke fürchtet wegen der Corona-Krise einen "dramatischen" Einbruch der Einnahmen / TF-Images/Getty Images
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Sportlich trennten Borussia Dortmund und Bayern München in den vergangenen beiden Spielzeiten Nuancen, wirtschaftlich existiert zwischen den beiden besten deutschen Fußballvereinen eine wesentlich größere Lücke. Aufgrund der prognostizierten Verluste in Höhe von 45 Millionen Euro will der BVB "so viel wie möglich sparen", sagte Hans-Joachim Watzke gegenüber dem kicker. Für die Sicherstellung der Liquidität muss der Geschäftsführer über seinen Schatten springen. Ein Ausverkauf ist aber nicht geplant.

Borussia Dortmund ist ein kerngesunder Verein, der in der jüngeren Vergangenheit viel Geld durch teure Spielerverkäufe eingenommen hat. Vor vielen Jahren sah die Realität allerdings noch anders aus. Im Oktober 2004 verzeichnete der BVB Schulden in Höhe von 118,8 Millionen Euro, die Insolvenz schien nur noch eine Frage der Zeit. Im Februar 2005 stieg Hans-Joachim Watzke vom Schatzmeister zum Geschäftsführer auf, unter seiner Leitung und mit der Hilfe von Wirtschaftsberater Jochen Rölfs wurde die Insolvenz einen Monat später erfolgreich abgewendet. Seitdem ging es für den BVB wirtschaftlich und sportlich in Windeseile bergauf, allen voran wegen der erfolgreichen Ära von Trainer Jürgen Klopp (2008-2015).

Watzke muss mit seinen Prinzipien brechen: "Das hat mir zugesetzt"

Die Corona-Krise bringt aber auch den BVB an seine Grenzen. Bereits im März wurde bekannt, dass der Verein einen Kontokorrentkredit in Höhe von 60 Millionen Euro aufgenommen hat. Die Liquidität war somit vorerst gesichert, dafür musste Watzke allerdings über seinen Schatten springen. Nie wieder wollte er Schulden aufnehmen, doch die Pandemie stellt eine Ausnahmesituation dar, die derartige Maßnahmen im Zweifelsfall erfordert. "Für mich ist das ein besonders hartes Kapitel", sagt der 61-Jährige gegenüber dem kicker. "Auf einmal musst du deine eigene Philosophie über den Haufen werfen. Das hat mir zugesetzt."

""Wir werden in den nächsten Monaten noch Zahlen lesen und hören, von denen jetzt wahrscheinlich niemand schon eine richtige Vorstellung hat""

Hans-Joachim Watzke

Die TV-Einnahmen haben den 36 Profi-Klubs der 1. und 2. Bundesliga wichtige Gelder eingebracht, doch ohne Zuschauer auf den Rängen verzeichnen die Klubs noch immer Millionenverluste. "Was uns aktuell an Einnahmen auf allen Seiten wegbricht, ist dramatisch", sagt Watzke. "Wir werden in den nächsten Monaten noch Zahlen lesen und hören, von denen jetzt wahrscheinlich niemand schon eine richtige Vorstellung hat."

Schon jetzt rechnet der BVB für das Geschäftsjahr 2019/20 mit Verlusten in Höhe von 45 Millionen Euro. Man müsse "so viel wie möglich" sparen, so Watzke, der die Mannschaft für ihren Gehaltsverzicht bis Jahresende lobte. Bis zu sechs Millionen Euro soll der Verein dadurch einsparen, ein "sehr lobenswerter Beitrag", empfindet der Geschäftsführer, der ankündigte, dass die Profis auch im kommenden Jahr auf Teile ihrer Gehälter verzichten könnten: "Sollten wir nach dem 31. Dezember noch eine ähnliche Situation haben, wird es wieder Gespräche geben."

BVB: Kaderplanung "mit Augenmaß"

Auch auf den Transfermarkt hat die Corona-Krise einen großen Einfluss. Als bislang einziger Neuzugang steht Thomas Meunier fest, zudem könnte Jude Bellingham nach Dortmund wechseln. Grundsätzlich werde aber "nicht mehr so viel passieren", sagt Watzke. Das betreffe auch die Spielerverkäufe: "Natürlich kannst du die ganze Mannschaft verkaufen, aber dann wirst du hinterher kein Spiel mehr gewinnen." Deshalb wolle man "mit Augenmaß" auf die Krise reagieren.

Für Jadon Sancho verlangt der BVB eine Ablösesumme von 130 Millionen Euro. Verkaufen wollen die Verantwortlichen ihren Superstar aber nicht.
Für Jadon Sancho verlangt der BVB eine Ablösesumme von 130 Millionen Euro. Verkaufen wollen die Verantwortlichen ihren Superstar aber nicht. / Lars Baron/Getty Images

Im Vordergrund steht ohnehin zuallererst die Liquiditätssicherung des Vereins. "Je mehr, desto länger hältst du durch", erklärt Watzke. "Wenn du durch den dichten Nebel fliegst und nicht weißt, wie lange, dann solltest du alle Sicherheitssysteme im Griff haben." Das ist beim BVB nach aktuellem Stand der Dinge der Fall.