Beim FC Bayern entsteht wieder etwas Großes

Beim FC Bayern braut sich wieder etwas zusammen
Beim FC Bayern braut sich wieder etwas zusammen / Pool/Getty Images
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Wie erwartet hat der FC Bayern in der Tabelle den Vorsprung auf Borussia Dortmund vorerst auf zehn Punkte ausgebaut. Gegen Fortuna Düsseldorf feierte der Rekordmeister einen 5:0-Sieg - ein Resultat, mit dem aufgrund der Dominanz der Bayern zu rechnen war, das die Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist, aber nicht in Gänze widerspiegelt. Auf dem Weg zur achten Meisterschaft in Serie versprühen Trainer Hansi Flick und die Seinen Hunger, Ehrgeiz und Spielwitz. Es war ein Warnruf an die nationale und internationale Konkurrenz: Es braut sich wieder etwas zusammen.

Dass die Bayern unter Flick wieder zu einer Tormaschine geworden sind, ist das eine. 80 Treffer hat die Mannschaft in den letzten 25 Pflichtspielen erzielt, das 5:0 über Düsseldorf war die 16. Partie, in der mindestens drei Treffer gefallen sind. Doch, und das war bereits unter Ex-Trainer Niko Kovac ein wichtiges Thema, das "Wie" ist entscheidend. Gegen einen Abstiegskandidaten, der individuell um ein Vielfaches schwächer besetzt ist, der über eine geschlossene und kompakte Defensive die Null so lange wie möglich halten wollte und der bereits zur Pause mit 0:3 hinten lag, haben die Bayern über 90 Minuten Vollgasfußball gespielt.

Von der ersten bis zur letzten Minute marschierten die Flügelspieler nach vorne wie hinten, Alphonso Davies, von Thomas Müller zum "Roadrunner" getauft, schaltete sich in nahezu jeden Angriff ein, das Gegenpressing nach Ballverlust war unheimlich griffig und nie kam das Gefühl auf, dass Flick seinen Spielern erlaubt, für einen kurzen Moment den Fuß vom Gas zu nehmen - nicht einmal kurz vor der Halbzeitpause.

Das 3:0, erzielt von Robert Lewandowski in Minute 43, offenbarte die gesamte Spielfreude, die der Tabellenführer an den Tag legte. Der Angreifer, der mit seinem 28. Saisontor erstmals gegen die Fortuna und somit gegen alle aktuellen Bundesligisten traf, ließ sich fallen, leitete ein Zuspiel per Hacke auf den ausgeschwärmten Joshua Kimmich weiter, der den Ball im Strafraum zu Thomas Müller spitzelte. Der wiederum überließ Lewandowski den Vortritt und verbuchte seinen 18. Assist in der laufenden Saison.

Der FC Bayern steht am Beginn einer neuen Ära

Flick hat dieser totgeglaubten Mannschaft wieder Leben eingehaucht, sie zu einer Einheit geformt und ihr verdeutlicht, dass es beim FC Bayern nicht nur darum geht, Spiele und Titel zu gewinnen, sondern auch attraktiven Fußball zu spielen. "Es macht tatsächlich Spaß, diesen Fußball zu spielen", gab Abwehrchef David Alaba nach dem Spiel bei Sky zu. Der Österreicher hat seinen bis 2021 datierten Vertrag noch nicht verlängert, angesichts der Entwicklung unter Flick müsste jedoch einiges passieren, damit er den Klub nach zwölf Jahren verlässt.

Fühlt sich in seiner neuen Rolle wohl und schließt eine Vertragsverlängerung nicht aus: David Alaba
Fühlt sich in seiner neuen Rolle wohl und schließt eine Vertragsverlängerung nicht aus: David Alaba / Pool/Getty Images

"Ich versuche wirklich, den Fokus auf das Wesentliche zu lenken", sagte Alaba angesprochen auf seine Vertragssituation. Einen Verbleib in München könne er sich vorstellen, doch beide Parteien lassen sich Zeit: "Wir haben keine Deadline festgelegt, das wird sich alles zeigen in den nächsten Wochen."

Entscheiden sich Alaba und Thiago, dessen Vertrag ebenfalls im kommenden Jahr endet, für eine weitere Zusammenarbeit mit dem FC Bayern, steht die Basis für die Zukunft. Das Duo zählt mit Manuel Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowski zu der alten Führungsriege, die in einigen Jahren von der neuen Generation um Joshua Kimmich, Niklas Süle, Serge Gnabry, Leon Goretzka und womöglich auch Leroy Sané abgelöst werden soll. Gemeinsam jagen sie nicht nur die Meisterschaft und den DFB-Pokal, sondern auch die Champions League - ein Ziel, das in dieser Verfassung durchaus realistisch wäre, würde der Wettbewerb nicht bis mindestens Ende Juli pausieren.

Hansi Flick legt den Grundstein für eine neue Ära
Hansi Flick legt den Grundstein für eine neue Ära / Pool/Getty Images

Die beiden Generationen sind gerade dabei, sich zusammenzufinden. Gestützt wird die "New Gen" von jungen ausländischen Spielern wie Benjamin Pavard, Lucas Hernandez, Alphonso Davies und Kingsley Coman. Geführt werden alle von einem frischen, ehrgeizigen und bodenständigen Trainer, der weiß, wie er seine Spieler fördert und fordert, sie stets motiviert und alles aus ihnen herauspresst.

Es entwickelt sich eine Bayern-Elf, die schon jetzt an die glorreichen Jahre von 2012 bis 2016 erinnert. Die nationale und internationale Konkurrenz wird sich die Frage stellen müssen, wie stark diese Mannschaft noch wird. Für die Bundesliga bedeutet das in erster Linie, dass die Meisterschale auch in den kommenden Spielzeiten mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach München geht.