Bayern-Boss Rummenigge klagt über fehlende Zuschauer - und warnt vor zweitem Lockdown

Sorgt sich um die Zukunft des Fußballs: Karl-Heinz Rummenigge
Sorgt sich um die Zukunft des Fußballs: Karl-Heinz Rummenigge / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Der Fußball hat sich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie dramatisch verändert. Dass die Saison wie geplant durchgezogen werden kann, darf insbesondere mit Blick auf die internationalen Spiele als zweifelhaft gelten. Karl-Heinz Rummenigge warnt allerdings vor verheerenden Folgen für den Fall, dass die Fußballwelt in naher Zukunft wieder stillsteht.

Von März bis Mai musste die Bundesliga pausieren, in England, Spanien und Italien wurde der Spielbetrieb einen Monat später wiederaufgenommen, in Frankreich überhaupt nicht. Also zog sich die Saison 2019/20 bis in den späten August, da nach den nationalen Wettbewerben auch die Champions und Europa League zu Ende gespielt werden sollten. Ein Finalturnier an einem Standort sollte für ein möglichst geringes Infektionsrisiko sorgen.

Diese Aufgabe hat die UEFA erfolgreich gemeistert; aktuell steht der europäische Verband aber vor neuen Herausforderungen. Die Infektionszahlen steigen auch bei den Vereinen, internationale Spiele werden zu einem immer größeren Risiko. Das bekam auch der FC Bayern zu spüren, als ein Corona-Test bei Serge Gnabry am Tag vor dem Gruppenspiel gegen Atlético Madrid positiv ausfiel. Am Mittwochmorgen musste der restliche Trott daraufhin zum Test - doch selbst obwohl die Partie stattfinden konnte, ist ein Restrisiko geblieben.

Rummenigge: "Der finanzielle Schaden ist für ganz Fußball-Europa dramatisch"

Ein weiteres Problem für die Vereine sind die geringen Zuschauerzahlen. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen sind an Stadien mit mehr als 1.000 Besuchern nicht zu denken. Eine Ausnahme bildete Stade Rennes im Heimspiel gegen FK Krasnodar, doch die dicht aneinandergereihten 5.000 Zuschauer traten jegliche Hygienekonzepte mit Füßen.

""Noch ein Lockdown wäre ein Drama für den Fußball.""

Karl-Heinz Rummenigge

Der FC Bayern musste sein Auftaktspiel gegen Atlético wieder einmal vor leeren Rängen austragen. Der Titelverteidiger setzte sich mit 4:0 gegen die Rojiblancos durch, doch abgesehen von den Vereinsverantwortlichen war niemand zum Feiern da. "Ohne Zuschauer ist es sehr trist, die Atmosphäre und die Emotionen fehlen dem Fußball unglaublich", sagte Karl-Heinz Rummenigge gegenüber dem kicker. Doch mindestens genauso sorgt er sich um die finanzielle Sicherheit der Vereine: "Der finanzielle Schaden ist für ganz Fußball-Europa dramatisch."

Das unterstrich der Vorstandsvorsitzende vor dem Anpfiff bei Sky. Es gelte "die Sinne zu schärfen, damit wir gut rauskommen", sagte Rummenigge (zitiert via kicker). "Noch ein Lockdown", schlug der 65-Jährige Alarm, "wäre ein Drama für den Fußball".

Für den Fall, dass etwa die Bundesliga den Spielbetrieb wieder pausieren müsse, gebe es "keinen Plan B. Wenn es zu einem zweiten Lockdown kommt, besteht die große Gefahr, dass die Bundesliga kollabiert", warnt Rummenigge, der zugleich betont, dass die größeren Vereine "stärker" von der Krise betroffen seien, "weil die Kosten bei den Top-Klubs höher sind".

Hofft darauf, dass die Gruppenphase der Champions League über die Bühne geht: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke
Hofft darauf, dass die Gruppenphase der Champions League über die Bühne geht: BVB-Boss Hans-Joachim Watzke / DeFodi Images/Getty Images

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sorgt sich indes mehr um den Europapokal. Er habe zwei Wünsche: "Der erste ist, dass der BVB die Gruppenphase übersteht; der zweite, dass die Champions League insgesamt die Gruppenphase übersteht." Die UEFA setzt alles daran, den zweiten Wunsch zu erfüllen. Der Verband will alle Paarungen unbedingt austragen lassen und droht sogar mit automatischen Niederlagen, falls die Heimmannschaft ein Spiel nicht in ihrem Stadion austragen darf und keinen alternativen Standort oder ein anderes Datum festlegt.

The Show Must Go On - auf Kosten der Spieler

Jedes Spiel kostet den Vereinen mehrere Millionen Euro, weil die Zuschauereinnahmen fehlen. Wird dann noch ein Spiel abgesagt, werden die wirtschaftlichen Schäden noch größer. Es ist ein Spiel um viel Geld und die Existenzen der Klubs, bei dem die Hauptakteure auf dem Platz zu noch größeren Marionetten werden, als sie es ohnehin schon sind. Sie müssen nicht nur mit einem größeren Verletzungsrisiko ob der immensen Belastung leben, sondern auch mit der Gefahr, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Doch ohne Spieler gibt es keine Spiele mehr, und ohne Spiele bald keinen Fußball. Irgendwie muss die Show deshalb ja weitergehen - zumindest aus Sicht der Vereine.