Atlético Madrid und Real Sociedad im Meisterkampf: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Könnte zum zweiten Mal nach 2014 wieder Meister mit Atlético Madrid werden: Diego Simeone
Könnte zum zweiten Mal nach 2014 wieder Meister mit Atlético Madrid werden: Diego Simeone / Alex Caparros/Getty Images
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Seit 1985 ging die spanische Meisterschaft nur fünfmal nicht an Real Madrid oder den FC Barcelona. In dieser Saison könnte dieser Fall zum sechsten Mal eintreten. Statt dem üblichen Spitzen-Duo kämpfen Real Sociedad und Atlético Madrid um die Tabellenführung La Liga, Real und Barça kämpfen nach dem ersten Saisondrittel um den Anschluss.

Eigentlich beschäftigen sich die Experten des spanischen Fußballs vor einer jeden Saison einzig mit der Frage, ob Real Madrid oder der FC Barcelona sich in La Liga durchsetzen werden. In dieser Spielzeit sieht es allerdings danach aus, als würden weder der Rekordmeister aus Madrid noch der blau-rote Erzrivale ernsthaft um den Titel spielen.

Nach zehn Spieltagen hat Real bereits sechs Punkte Rückstand auf die Spitzenreiter Real Sociedad und Atlético Madrid, wobei Atléti noch das Nachholspiel gegen den FC Getafe in der Hinterhand hat. Noch schlechter steht der FC Barcelona da, nicht nur wegen dem im Sommer ausgebrochenen Beben innerhalb des Vereins und der finanziellen Schieflage: Aus acht Spielen holte die von Ronald Koeman trainierte Blaugrana nur elf Punkte. Die Champions-League-Plätze sind sechs Zähler entfernt, das Spitzen-Duo La Real und Atlético zwölf.

Real und Barça fehlt die Konstanz

Was beiden Spitzenvereinen klar abgeht, ist die Konstanz. Besonders Real neigt immer wieder zu unerwarteten Ausrutschern wie gegen Cadiz (0:1), Deportivo Alaves (1:2) oder Valencia (1:4). Barça ist hingegen aufgrund der wirtschaftlichen Situation, der Zusammenstellung des Kaders und den unglücklichen Entscheidungen auf der Trainerbank stark angeschlagen und gewann nur ein einziges der letzten sechs Ligaspiele.

Können sich die Fehler ihrer Mannschaften kaum erklären: Zinedine Zidane und Ronald Koeman (v.l.)
Können sich die Fehler ihrer Mannschaften kaum erklären: Zinedine Zidane und Ronald Koeman (v.l.) / LLUIS GENE/Getty Images

Schon in der abgelaufenen Spielzeit waren beide Teams von ihrer Bestform entfernt, aber die Konkurrenz wusste die Fehler nicht auszunutzen. Das sieht in dieser Spielzeit anders aus: Sociedad und Atlético haben einen nahezu fehlerlosen Start hingelegt und beide jeweils sieben Spiele gewonnen und zweimal Unentschieden gespielt. Der einzige Unterschied: Sociedad, das ein Spiel mehr auf dem Konto hat, hat dieses verloren.

Barça wird sich langfristig erholen müssen

Auf lange Sicht ist vorstellbar, dass Real im Titelrennen mithalten und vielleicht noch eingreifen kann, in Barcelona sollte man sich jedoch nicht allzu viele Hoffnungen auf die 27. Meisterschaft machen. Die vergangenen Jahre haben tiefe Risse hinterlassen, der Verein wird sich in den kommenden Jahren neu aufstellen und wieder hocharbeiten müssen, um nachhaltig erfolgreich zu bleiben. Auch in Madrid sind Änderungen nötig, doch die Probleme scheinen nicht so tiefgreifend zu sein wie in Barcelona.

Zumindest in dieser Saison wird man sich also berechtigte Hoffnungen darauf machen dürfen, dass der Titel nicht an einen der üblichen Verdächtigen geht. Ob es bei einer Ausnahme bleiben oder der Start einer neuen Ära sein wird, wird sich zeigen; nichtsdestotrotz sind die Fortschritte von Real Sociedad, das insbesondere trotz der Verluste von Martin Ödegaard und Diego Llorente weiterhin beeindruckenden Fußball spielt, sowie die Fortschritte von Atlético, das nach und nach auch mit dem Ball immer ideenreicher und effektiver wird, beachtlich. Im Kampf um die Champions-League-Plätze dürfte es daher in Zukunft extrem spannend werden - in diesem Jahr geht es sogar um die Meisterschaft.