Ärger um Harit: Christian Gross trägt die Hauptschuld

Die Wechsel von Chritian Gross sorgen bei einigen Fans regelmäßig für Verwunderung
Die Wechsel von Chritian Gross sorgen bei einigen Fans regelmäßig für Verwunderung / Cathrin Mueller/Getty Images
facebooktwitterreddit

In allen sechs Spielen stand Amine Harit unter Christian Gross als Trainer in der Startelf, fünf Mal wurde er aber auch ausgewechselt - oftmals eine Entscheidung, die Fragen aufwarf. So auch am vergangenen Wochenende, als der Offensivspieler sichtlich frustriert vom Platz stapfte. Seine Reaktion ist zwar nicht richtig, definitiv aber verständlich. Gross trägt daran die Hauptschuld. Ein Kommentar.

Nun ist es bereits die ein oder andere Woche her, dass Schalke 04 ebenso überraschend wie schlussendlich souverän 4:0 gegen die TSG Hoffenheim gewonnen hatte. Neben dem Dreifach-Torschützen Matthew Hoppe im Mittelpunkt: Amine Harit. Er konnte in diesem Spiel nicht nur drei Assists und einen eigenen Treffer feiern, sondern endlich mal wieder zeigen, wozu er theoretisch in der Lage ist.

Inzwischen haben die Knappen sechs Spiele in der Bundesliga unter Christian Gross als Trainer absolviert, in jedem dieser stand Harit in der Startelf. Allerdings wurde er auch in fünf dieser Partien wieder ausgewechselt, so auch am Samstagnachmittag beim 1:1 gegen Werder Bremen. In der 70. Minute, als S04 noch führte, musste der 23-Jährige den Platz verlassen. Leih-Neuzugang William, mit dem die allermeisten wohl in der ersten Elf gerechnet hatten, kam für ihn ins Spiel. Ein Verteidiger, wenngleich einer, der gerne auch die offensiven Wege geht, für einen Offensivspieler.

Gegen Hoffenheim konnte sich Amine Harit wieder beweisen
Gegen Hoffenheim konnte sich Amine Harit wieder beweisen / Lars Baron/Getty Images

Erneuter Harit-Frust nach Auswechslung - die einzige Offensiv-Hoffnung muss regelmäßig vom Platz

Harit stapfte vom Platz, gesenkter Blick, nur ein kurzes Abklatschen. Die Handschuhe flogen auf den Boden, während der Gesichtsausdruck die Enttäuschung und Frustration nicht besser hätte ausdrücken können. "Dass er sich über eine Auswechslung nicht freut, verstehe ich. Aber es geht immer um die Art und Weise. Das werde ich mit ihm besprechen", kündigte Gross im Nachhinein mürrisch an, der bei der Auswechslung keines Blickes gewürdigt wurde.

Zuallererst gilt es eines klarzustellen: Bei einer Auswechslung darf sich ein Profi-Fußballer nicht so aufführen. Die Handschuhe werden nicht weggeworfen, der Trainer wird abgeklatscht. Das Verhalten, das Harit in dieser Szene gezeigt hat, ist nicht in Ordnung. Aber es ist verständlich. Der "Prinz von Marokko", wie Gross ihn nach dem Hoffenheim-Spiel nannte, ist einer der ganz wenigen Spieler auf Schalke, die in den letzten Wochen nach Lösungen in der Offensive gesucht haben. Einer der ganz wenigen, die für Bewegung, Gefahr und Kreativität sorgen.

Christian Gross verwundert immer mal wieder mit einen Wechsel-Entscheidungen
Christian Gross verwundert immer mal wieder mit einen Wechsel-Entscheidungen / Cathrin Mueller/Getty Images

Selbst in Spielen, in denen es es für Königsblau nicht bitterer hätte kommen können, wie beim 1:2 gegen den 1. FC Köln, war er noch mit Abstand einer der Besten auf dem Feld. Auch auffällig ist es, wie häufig und intensiv Harit zuletzt auch in der Defensive mithalf. Teilweise hatte er Balleroberungen tief in der eigenen Hälfte zu verzeichnen, wodurch er den eigenen Spielaufbau und das Umschaltspiel mit initialisieren konnte. Und in der ohnehin lahmenden Offensive gilt nahezu ein Grundsatz: Wird es für den Gegner ausnahmsweise mal gefährlich, war der elffache Nationalspieler Marokkos garantiert daran beteiligt.

So auch beim Führungstor gegen Bremen. Omar Mascarell konnte nach der Vorlage Harits, dank dessen guter Übersicht, sein erstes S04-Tor erzielen und sein Team in Führung bringen. Gleichzeitig wirkt ein Mark Uth schon seit einigen Spielen wie abgemeldet. Zu viele einfache Ballverluste, kein Spielglück, einige Fehlentscheidungen. Das ist ihm nach zuvor guten Wochen als fast einziger Kämpfer nicht böse vorzuhalten, aber es ist eine Tatsache. Statt ihn auszuwechseln und Harit ins offensive Zentrum zu stellen, wird eben jener Woche für Woche ausgewechselt. Das sorgt nicht nur bei im selbst, sondern auch bei einigen Fans in den sozialen Netzwerken für Unverständnis.

Schon häufiger wurden die Wechsel-Entscheidungen Gross' kritisiert oder hinterfragt. So auch beim so wichtigen Spiel gegen Köln, wo er mit einem Dreierwechsel (Mascarell, Boujellab und Oczipka rein) für einen sehr spürbaren Bruch im Schalker Spiel sorgte. Die Spielkontrolle war verloren, der Druck nach vorne erloschen - Harit in den letzten 20 Minuten, trotz erneut guter Leistung, allein auf weiter Flur.

Harits Reaktion ebenso unnötig wie verständlich - Fokus auf Gross

Dass er nun also so reagiert hat, quasi als ein Ausbruch der Frustrationen der letzten Wochen - auch durch die weiterhin ausbleibenden Erfolge - ist ein Ergebnis der oftmals unverständlichen Wechsel von Christian Gross. Nochmal wichtig zu betonen: Eine solche Reaktion ist unnötig und sie gehört sich nicht. Zu verstehen und zu teilen ist sie jedoch allemal. Nicht nur, weil einer der besten Spieler immer wieder aus dem Spiel genommen wird, sondern auch weil es der Mannschaft die Chance auf einen Erfolg drastisch verkleinert.

Zumal nach der Partie Gross selbst bemängelte, dass man zu tief stand und nur noch verteidigen wollte. Ähnlich äußerte sich der eingewechselte Huntelaar. Warum dann aber der beste Offensivspieler vorzeitig vom Feld muss, bleibt wohl das Geheimnis des Trainers.

Inzwischen sollte jeder wissen, welchen Einfluss Harit haben kann. Er ist und bleibt fast der einzige S04-Akteur, der eine Partie alleine durch ein, zwei Aktionen beeinflussen kann. Schon jetzt ist abzusehen, wie er im Falle des höchstwahrscheinlichen Abstiegs bei einem anderen Verein, der auch nur halbwegs offensiv spielt, aufblühen wird. Dass es nun erneut Ärger um eine seiner Auswechslungen gab, sollte so nicht sein. Dennoch: Gross trägt daran eine Hauptschuld.