Als Gladbach das große Barca empfing: Ein Festtag mit vielen Geschichten

Raffael beschäftigte die gesamte Defensive des FC Barcelona
Raffael beschäftigte die gesamte Defensive des FC Barcelona / TF-Images/Getty Images
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Der 28. September 2016 war ein Festtag in Mönchengladbach, denn die Borussia empfing den FC Barcelona in der Champions League. Ein Festtag im Vorhinein, weil das große Barca zu Gast war und den Gladbacher Jungen Marc-André ter Stegen dabei hatte und im Nachhinein, weil die Fohlen trotz Niederlage ein richtig gutes Spiel machten; allen voran Raffael und Julian Korb.

Noch nie hatten sich Borussia Mönchengladbach und der FC Barcelona in einem Pflichtspiel gegenübergestanden, am zweiten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase Ende September 2016 sollte es dann einmal so weit sein. Der größte Star Barcas und vielleicht beste Fußballer der Welt, Lionel Messi, fehlte zwar leider verletzt, doch die Gladbacher Fans wollten ohnehin viel lieber einen anderen sehen: Marc-André ter Stegen.

18 Jahre lang durchlief ter Stegen die Gladbacher Jugend, 2011 stand er als 18-Jähriger mitten im Abstiegskampf im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln dann plötzlich im Tor. Im Endspurt der Saison wurde der junge Keeper dann sogar noch zu einem Garanten für den Last-Minute-Klassenerhalt und entwickelte sich zu einem der besten Torhüter in der Bundesliga. 2014 wechselte das Eigengewächs nach Spanien und hat sich inzwischen den Posten als Stammkeeper bei Barca erarbeitet.

"Es ist einfach ein schöner Moment, zurückzukehren und sich dann auf einem so hohen Niveau zu treffen, ist noch besonderer für beide", sagte ter Stegen vor dem Spiel. "Ich werde den Moment auf jeden Fall genießen, aber ich bin natürlich zu 100 Prozent darauf fokussiert, zu gewinnen." Er sei nicht "hierher gekommen, um alte Freunde zu sehen, das kann ich dann machen, wenn ich das nächste Mal hier bin". Für Gänsehaut dürfte es trotzdem gesorgt haben, als er schon zum Warmmachen mit großem Applaus der Gladbacher Fans bedacht wurde, die ihn nach wie vor im Herzen trugen.

Julian Korb ärgert Neymar, Raffael die gesamte Barca-Defensive

In der ersten Halbzeit wollte der haushohe Favorit aus Barcelona seiner Rolle gerecht werden, doch die Gladbacher wehrten sich eindrucksvoll und erfolgreich. Allen voran zwei Spieler machten den Katalanen das Leben schwer: Julian Korb und Raffael. Ersterer startete auf der rechten Abwehrseite und bekam es so hauptsächlich mit Neymar zu tun, den er regelrecht zur Weißglut trieb. Immer wieder beackerte Korb den brasilianischen Superstar, indem er ihm auf den Füßen stand, ihm wieder und wieder in Zweikämpfen den Schneid abkaufte und ihm einfach den Spaß am Spielen nahm. Korb machte das Spiel seines Lebens und Neymar winkte öfter genervt ab oder blickte hilfesuchend, aber erfolglos, zum Schiedsrichter.

Julian Korb brachte Neymar an den Rande der Verzweiflung
Julian Korb brachte Neymar an den Rande der Verzweiflung / TF-Images/Getty Images

Noch auffälliger war Raffael: Der "Maestro" war die Spielfreude in Person und kaum zu bremsen. Immer wieder beschäftigte er die gesamte Abwehr Barcas und kreierte so auch einige Torchancen, eine davon führte schließlich zum 1:0: Raffael steckte auf Mahmoud Dahoud durch, der legte quer auf Thorgan Hazard und Gladbach lag vorne, was sich bis zur Halbzeitpause auch nicht mehr änderte.

Raffael muss raus, Barca dreht das Spiel

Nur wenige Minuten nach dem Wiederbeginn dann der Schock für Gladbach: Raffael musste mit einer Muskelverletzung runter. Mit ihm gingen beinahe alle Offensivbemühungen, die Katalanen erhöhten nun den Druck und die Fohlen konnten kaum mehr für Entlastung sorgen. Durch Arda Turan und Gerard Piqué konnte Barcelona das Spiel letztlich drehen und etwas glücklich, aber nicht unverdient gewinnen.

Gerard Piqués Abstauber brachte Barca den Sieg
Gerard Piqués Abstauber brachte Barca den Sieg / VI-Images/Getty Images

Beim Führungstreffer der Gäste sah Gladbachs Keeper Yann Sommer nicht gut aus: Er ließ den Ball vor Piqués Füße prallen, der dann abstauben konnte. "Fehler passieren. Der Ball ist mir weggesprungen, ich kann es nicht mehr ändern", meinte der Keeper hinterher bei Sky. "Die Mannschaft hätte heute einen Punkt verdient gehabt. Wir haben viel geackert, sind viel gelaufen und haben die Räume eng gemacht gegen eine Weltklasse-Mannschaft."

Sportdirektor Max Eberl sagte, man könne stolz sein, sich gegen diesen übermächtigen Gegner so gut aus der Affäre gezogen zu haben. Damit hatte er definitiv recht, denn trotz der Niederlage wurde diese Partie gegen den FC Barcelona nicht vergessen und wird es wohl auch lange nicht. Wegen des Rahmens, fünf Jahre nach dem Fast-Abstieg plötzlich eine der besten Mannschaften der Welt in der Königsklasse zu Gast zu haben, wegen der Rückkehr von Marc-André ter Stegen und wegen der fantastischen Leistungen von Raffael und Julian Korb. Es wurde der besondere Abend, den sich alle erhofft hatten; daran konnte auch das Ergebnis nichts ändern.