Alexander Nübel vor entscheidendem Sommer: Jetzt oder nie?!

Alexander Nübel muss sich um Einsatzzeiten bemühen
Alexander Nübel muss sich um Einsatzzeiten bemühen / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Mit seinem Wechsel zum FC Bayern im Sommer 2020 hat Alexander Nübel eine äußerst kontroverse Entscheidung getroffen. Für die abgelaufene Saison stehen mickrige vier Einsätze auf dem Statistikbogen. Für den bald 25-Jährigen gibt es keine Ausreden mehr: Ab dem Sommer kommt es für ihn zur enorm wichtigen "make it or break it"-Saison.


In etwas weniger als vier Wochen ist es ein ganzes Jahr her, dass Alexander Nübel in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Pflichtspielen im Tor stand. Es war der Saisonendspurt mit Schalke 04. Der Verein, der ihn unbedingt halten und zum neuen Gesicht machen wollte. Aber auch jener Verein, den er im vorigen Sommer ablösefrei verlassen hat.

Dass er S04 den Rücken gekehrt hat, ist ihm nicht übel zu nehmen. Dass er jedoch zum FC Bayern wechselte, zu einem Zeitpunkt, zu dem er zweifelsfrei nicht an einem gewissen Manuel Neuer vorbeikommen kann - das hat völlig zurecht für Diskussionen gesorgt. Die Aussicht war klar: Spürbar mehr Geld und das gemeinsame Training mit einem Ausnahme-Torwart, gleichzeitig jedoch maximal sehr wenige Einsätze, wenn überhaupt welche.

Alexander Nübel
Gegen Freiburg stand Alexander Nübel in seinem einzigen Liga-Spiel auf dem Feld / Matthias Hangst/Getty Images

Völlig egal, was Nübel und seinem Berater in den Gesprächen erklärt wurde: Es war völlig klar und vorhersehbar, dass er die allermeiste Zeit auf der Bank sitzen und somit zurückstecken würde. So ist es nun auch gekommen. Vier Einsätze in einer sehr langen, anstrengenden und intensiven Saison. Und sogar diese Einsätze wurden noch vom lauten Zähneknirschen Neuers begleitet.

Die Ausgangslage sieht verzwickt aus: Der gebürtige Paderborner benötigt Spiele. Sehr dringend sogar. Gleichzeitig möchte ihn der FCB nicht ziehen lassen, weil man sonst einen neuen zweiten Keeper bezahlen müsste. Aus Sicht des Vereins eine vollkommen nachvollziehbare Haltung. Auch das darf die Nübel-Seite nicht überraschen.

Nübel vor entscheidendem Sommer: Der nötigen Spielpraxis muss alles untergeordnet werden

Somit steht der Keeper vor einem entscheidenden Sommer. Die kommende Spielzeit wird zur "make it or break it"-Saison. Das heißt, dass er in den nächsten zwölf Monaten entweder den Sprung zu deutlich mehr Spielzeit schafft, oder dass er nach und nach in Vergessenheit geraten und ihm sein Talent immer mehr abgesprochen werden wird.

Schon im September, also gerade wenn die Saison 2021/22 anläuft, wird er 25 Jahre alt. Ein Torwart in diesem Alter, der seine letzten halbwegs regelmäßigen Einsätze vor dann anderthalb Jahren hatte, der verliert seinen Ruf. Da kann er noch so sehr als Nachfolger Neuers betitelt werden, sein potenzielles Talent und Können noch so sehr thematisiert werden. Ein Keeper, geradezu gefesselt von diesen Umständen, findet sich nur noch ganz schwer auf einem solchen Niveau zurecht.

Für Nübel muss das Ziel klar sein und alles andere muss diesem untergeordnet werden: Er muss zwangsweise an Spielpraxis kommen. Das kann eine Leihe sein - oder gar muss. An Neuer wird er nicht vorbeikommen, dieser wird ebenso wenig zurückstecken wollen. Es wird auch nicht reichen, eine Handvoll Spiele zu spielen, auch zehn sind längst nicht mehr genug. Und schon gar nicht, wenn sie hier und da mal erfolgen, immer mit Abstand.

Schon auf Schalke kam er über seinen Talentstatus kaum heraus. Die letzten Partien zum Saisonende des Vorjahres spielte er eigentlich auch nur, weil der öffentliche Druck durch die Fans nicht mehr im Stadion zugegen war. Vorher musste Ex-Coach David Wagner den Tausch mit Markus Schubert vornehmen.

Von außen verzweifelt man beinahe an dieser Personalie und dieser Ausgangslage. Selbst absoluten Laien ist es klar, dass der ehemalige U21-Nationaltorwart seine Karriere so nicht fortsetzen kann. Ansonsten findet er sich bald in einer zweiten Liga im Ausland wieder, so deutlich muss man es inzwischen formulieren. Es drohen große, gefährliche Rückschritte für den bald 25-Jährigen.