Absolute Granate, dieser FC Granada!

Zur Zeit kommen die Spieler des FC Granada aus dem Jubeln gar nicht mehr raus
Zur Zeit kommen die Spieler des FC Granada aus dem Jubeln gar nicht mehr raus / Quality Sport Images/Getty Images
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Der FC Granada bleibt die Überraschungsmannschaft der spanischen Liga. Nach dem 1:0-Sieg beim FC Getafe liegen die Nazaríes nach sechs Spieltagen mit 13 Zählern punktgleich mit Real Madrid hinter dem (ebenfalls überraschenden) Tabellenführer Real Sociedad, der ein Spiel mehr absolviert hat.

Somit könnte der Underdog, wenn er nach Spielen mit den Basken gleichzieht, demnächst sogar Tabellenführer (oder Co-Tabellenführer) der spanischen Liga werden. Es wäre ein weiterer Meilenstein auf den seit zwei Jahren steil nach oben führenden Weg des Klubs. Und der Höhenflug der Andalusier beginnt sich nun auch auf die europäische Dimension auszuweiten. Am Donnerstag gewannen sie beim neuen Klub von Mario Götze, dem PSV Eindhoven, mit 2:1.

Wer geglaubt hatte, dass die Freude über den Sieg beim holländischen Spitzenklub für einen Spannungsabfall sorgen würde, sah sich spätestens am Sonntagabend eines besseren belehrt. Mit einer konzentrierten und vor allem defensiv sehr disziplinierten Leistung entführten die Granadinos auch drei Punkte aus dem Coliseum Alfonso Pérez in der südlichen Vorstadt von Madrid. Einem Stadion, in dem eine Woche zuvor der große FC Barcelona seine erste Saison-Niederlage einstecken musste und in dem in dieser Spielzeit bislang noch kein Besucher überhaupt ein Tor erzielen konnte.

Und so reiben sich anno Oktober 2020 nicht nur in Granada die Leute ob der rasanten Entwicklung des Klubs die Augen.

Der Klub erlebt gerade die erfolgreichste Epoche seiner Geschichte

Die meisten Spielzeiten seiner bald neunzigjährigen Vereinsgeschichte verbrachte der Klub in der Zweiten Liga. 31 Mal waren die Südspanier im spanischen Unterhaus zu Gast. Ausschläge nach oben und unten gab es beinahe paritätisch verteilt: 22 Saisons in der Segunda División B (der spanischen Dritten Liga) stehen 23 in der Primera División gegenüber.

Das Jahr 2009 ist in der jüngeren Klub-Chronik sicherlich eines der einschneidendsten gewesen. In diesem Jahr übernahm die italienische Unternehmerfamilie Pozzo die Mehrheitsanteile des Klubs, der damals noch in den Niederungen der Dritten Liga Spaniens dümpelte. Es folgte eine strategische Partnerschaft mit dem Serie A-Klub Udinese Calcio.

Schon ein Jahr später, im Sommer 2010, konnten die neuen Macher die ersten Früchte ihrer Arbeit einfahren: nach 22 Jahren stiegen die Andalusier zum ersten Mal wieder in die Zweite Liga auf. Wiederum ein Jahr darauf ging es sogar noch ein Stockwerk höher.

Ein Galicier als Vater des aktuellen Erfolgs

Aus diesem verabschiedeten sich die Rotweißen zwar fast genauso schnell wieder, wie sie gekommen waren, doch in der Saison 2018/19 gelang abermals der Aufstieg in die Beletage. Und in der folgenden Spielzeit ein sensationeller siebter Rang in der - nach der UEFA-5-Jahreswertung - besten Liga des Kontinents. Hauptsächlich zeichnete dafür der erst 39-jährige Cheftrainer Diego Martínez Penas verantwortlich.

Der am anderen Ende des Landes, in Galicien, geborene Coach hat seit 2018 das sportliche Sagen beim Klub. Zuvor hatte er sehr gute Arbeit beim CA Osasuna gemacht. Bei beiden Klubs waren die wirtschaftlichen Voraussetzungen ähnlich. In anderen Worten: sowohl in Pamplona als auch in Granada sah sich Martínez gezwungen, aus extrem wenig Mitteln das Maximale herauszuholen.

Ein Zwang, den Martínez bei seiner Vorstellung im Sommer 2018 in die fast schon an Federico García Lorca, dem berühmtesten Sohn der Stadt, erinnernden Worte kleidete: "Wenn ich Zitronen habe, werde ich Limonade daraus machen. Und wenn ich Orangen habe, mache ich daraus Orangensaft" (Quelle: sportschau.de). Beide Früchte übrigens gedeihen im subtropisch-mediterranen Klima Granadas ganz vorzüglich.


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