Granada sorgt in Spanien weiter für Furore!

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Jetzt sind sie beim ​FC Granada sogar - ganz offiziell - Tabellenführer der ​Primera División. Zwar mit Erlaubnis der beiden Flugzeugträger des spanischen Fußballs (deren für den vergangenen Samstag geplantes Aufeinandertreffen im Nou Camp durch die politischen Entwicklungen in Katalonien verschoben werden musste) - aber immerhin.

Das allein ist schon eine Sensation. Ein gutes Viertel der Saison ist absolviert - und vom Platz an der Sonne grüßt ein Team, das in der vergangenen Spielzeit noch in der Zweiten Liga spielte.
Wenn man sich dann noch den Etat der Südspanier anguckt (35 Millionen Euro), steigt die Bewunderung für das bisher Geleistete fast schon ins Unermessliche.

Die Marca hat jetzt zehn Gründe für das "Granadische Wunder" ausgemacht:

1) Der Trainer

Der kommt aus der entgegengesetzten Ecke des Landes, nämlich aus dem hohen Norden in Galizien. Zuerst bewältigte der in Vigo geborene Diego Martínez die Knochenmühle Zweite Liga erfolgreich mit dem Aufstieg, und in seinem Debütjahr als Erstligatrainer stellt er in dieser Zeit die absolute Überraschungsmannschaft im Oberhaus.

2) Das familiäre Umfeld im Verein

Dieses wird als zweiter Faktor für die Erfolgswelle genannt. In Zeiten immer stärker werdender Ich-AGs vertreten sie in Granada noch die alten Werte: Zusammengehörigkeitsgefühl und Solidarität. Niemand im Klub steht über der Mannschaft. Mit dieser Wagenburg-Mentalität haben auch schon Mannschaften wie der 1.FC Kaiserslautern oder Leicester Fußballgeschichte geschrieben

3) Starke Defensive

Wenn du dir keine Messis oder Ronaldos schnitzen kannst, musst du zumindest hinten dicht machen: zehn Gegentore in zehn Spielen veranschaulichen die große Stärke der Andalusier.
In sechs dieser Spiele blieb man sogar gänzlich gegentorlos. Besonders extrem macht sich die Heimstärke im heimischen El Cármenes-Stadion bemerkbar: ein einziges Gegentor steht in dieser Kategorie in der Bilanz.

Da kann nur der CD Alavés (ebenfalls nur ein Gegentreffer zuhause) mithalten. Und übrigens: diese Ergebnisse sind nicht gegen die vermeintlich schwächeren Teams der Liga zustandegekommen. Unter den zehn bisherigen Gegnern des FC Granada waren Mannschaften wie der ​FC Barcelona, ​Real Madrid und der FC Sevilla.

4) Der Torwart

Einen erheblichen Anteil an dieser defensiven Robustheit hat sicherlich auch der portugiesische Torhüter Rui Silva. Schon in der vergangenen Zweitliga-Saison war der 25-jährige Keeper der mit den wenigsten Gegentoren. Sechs Weiße Westen - schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison - im Oberhaus bestätigen diese Zahlen aus dem Vorjahr.

5) Das Mittelfeld

Trotz verletzungsbedingter Ausfälle, wie der des eigentlichen Regisseurs Angel Montoro, ist der Maschinenraum der Granadinos nicht ins Stottern geraten.

6) Ausgeglichenheit

Egal wer spielt - alle ordnen sich dem System des Trainers unter. So konnten auch Ausfälle von Stammkräften wie Montoro oder Puertas aufgefangen werden.

7) Anpassung

Die Fähigkeit, sich dem jeweiligen Gegner anzupassen, ist eine weitere Stärke der Mannschaft.
Granada hat alles drauf: das Spiel von Anfang an aktiv zu gestalten und den Gegner quasi vom Anpfiff an einzuschnüren, genauso wie neunzig Minuten dem Rivalen auf dem Platz (FC Barcelona oder Real Madrid) auf den Füßen zu stehen, unbequem, eklig zu sein.

8) Die Mischung stimmt.

Der aktuelle Kader ist ausgewogen zusammengestellt. Erfahrene Veteranen (wie Stareinkauf Roberto Soldado) stehen hoffnungsvollen Talenten wie Yangel Herrera gegenüber.

9) Das Stadion

Die Enttäuschungen und Frustrationen der Vergangenheit sind einer nicht für möglich gehaltenen Aufbruchstimmung unter den Fans gewichen. Das kleine, nur gut 19.000 Zuschauer fassende Estadio Los Cármenes entpuppt sich immer mehr als Hexenkessel. Zur Erinnerung: ein Gegentor nach fünf Heimspielen sprechen eine deutliche Sprache

10) Umsichtige Führung

Die Vereinsspitze hat darauf gesetzt, die verdienten Spieler, die für den Aufstieg in die Erste Liga verantwortlich zeichneten, zu halten und um perspektivisch interessante Spieler zu ergänzen. Das Ergebnis ist ein gut ausbalancierter Kader, der auch auf Strecke einer ganzen langen Saison (38 Spieltage!) das Zeug hat, sich in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren.