Absage von Rangnick ist keine große Überraschung - und trotzdem eine Niederlage

Ralf Rangnick hat dem FC Bayern abgesagt. Das ist nicht sonderlich überraschend, aber dadurch nicht weniger eine Niederlage für die Münchener. Das Experiment ist gescheitert bevor es angefangen hat. Ein Kommentar.
Ralf Rangnick bleibt beim ÖFB
Ralf Rangnick bleibt beim ÖFB / Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/GettyImages
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Es ist nun die bereits dritte Absage, die sich der FC Bayern in der anhaltenden Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel eingehandelt hat. Nach Xabi Alonso und Julian Nagelsmann hat sich auch Ralf Rangnick gegen den Trainerposten beim deutschen Rekordmeister entschieden.

Für den Verein an sich mag die Absage des aktuellen Trainers der österreichischen Nationalmannschaft vielleicht gar nicht so verkehrt sein. Immerhin wäre Rangnick als neuer Coach ein großes und wohl recht komplexes Experiment gewesen.

Für die Verantwortlichen hingegen sowie für die Außendarstellung des Klubs, ist es ein weiterer Rückschlag.

Immerhin haben sich Max Eberl und Christoph Freund über die letzten Wochen auf Rangnick als nun nächsten Trainerfavoriten festgelegt. Die Lobeshymnen, die dieser Tage in der Hoffnung einer zeitnahen Zusage bereits gesungen wurden, waren dahingehend eine offensive Bestätigung.

Die Absage von Rangnick ist keine große Überraschung - und trotzdem eine Niederlage

Das Problem: Es ist schlussendlich gar nicht so überraschend, dass der 65-Jährige absagt. Beim ÖFB hat er eine gute und machtvolle Position, seine Arbeit trägt Früchte. Natürlich hat er sich mit einem etwaigen Engagement beim FCB beschäftigt. Allerdings hat es doch nie den Anschein gemacht, als wäre dies das richtige und für ihn passende Projekt. Deshalb ist die Absage zwar keine große Überraschung, aber doch eine weitere Niederlage für die Münchener.

Wer auch immer nun der nächste Kandidat wird: Eberl und Freund müssen sich an ihn heranschmiegen, obwohl es völlig offensichtlich ist, dass dieser Trainer lediglich die D-Lösung sein wird. Und diese Ausgangslage haben sie sich selbst zuzuschreiben.

Max Eberl
Max Eberl steht vor einer herausfordernden Trainersuche / Boris Streubel/GettyImages

Der nächste Kandidat muss so nicht nur vom großen Vertrauen in ihn überzeugt werden, sondern ist automatisch mit einer aus der Bayern-Sicht ungünstigen Verhandlungsposition ausgestattet.

Denn: 'Kandidat D' weiß um den zeitlichen Druck, weiß um Druck von innen und von außerhalb des Klubs. Eine weitere Absage wäre desaströs und nur schwer zu vermitteln. Deshalb wird er viele Forderungen stellen und viel Macht einfordern können. Die Verhandlungsposition des Rekordmeisters ist inzwischen deutlich geschwächt worden.

Und nochmal: Dass es überhaupt zu dieser Lage gekommen ist, liegt natürlich nicht an Rangnick selbst. Das liegt an den Verantwortlichen des FC Bayern, die sich in diese Ausgangslage gebracht haben. Sie sind ein Wagnis eingegangen, dass selbst im Falle einer Zusage des Fachmannes als riskantes Experiment so einige Hürden hätte überwinden müssen.


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