Reaktionen auf die DFL-Erklärung: Wichtige "Maßnahmen, die keine Popularitätspreise gewinnen"
Von Yannik Möller

Am Donnerstag hat DFL-Geschäftsführer Christian Seifert die aktuellen Pläne und Aussichten auf einen Restart der ersten und zweiten Liga vorgestellt und sich anschließend weiteren Fragen gestellt. Die Reaktionen auf die Pressekonferenz könnten unterschiedlicher nicht sein.
"Sollte die Politik sagen, dass wir am 9. Mai spielen können, dann sind wir bereit. Sollte es ein späterer Tag X werden, sind wir auch bereit", erklärte Christian Seifert in gewohnt ruhigem Ton am Donnerstag auf der Pressekonferenz der Deutschen Fußball-Liga. Als Geschäftsführer vertritt er die deutschen Vereine, und somit auch ihre Interessen. Zurzeit bestehen diese vornehmlich in der Fortsetzung des Spielbetriebs, da dieser u.a. finanziell entlastend wäre.
Seifert machte klar, dass sich die DFL voll und ganz den Maßstäben und Entscheidungen der Politik unterziehen wird - sowohl bei positiven Beschlüssen, als auch bei negativen. Um selbst vorbereitet und bereit zu sein, wurde ein umfassendes Konzept (durch eine spezielle Taskforce) erarbeitet, um den Spielbetrieb möglichst sicher, gesellschaftlich verträglich und den Sicherheitsmaßnahmen entsprechend fortführen zu können. Dazu gab es einige positive Rückmeldungen, aber auch viele besonders negative. In der öffentlichen Wahrnehmung und in den sozialen Netzwerken scheint es auf den ersten Blick eine Schwarz-Weiß-Betrachtung dieser Thematik zu geben.
Dieser Tage regelmäßig im Fokus: Christian Seifert muss die Pläne der DFL erklären
Monika Lazar etwa, ihres Zeichens Sprecherin der Grünen für Sportpolitik im Bundestag, hat das vorgestellte Konzept kritisiert (via Sport1): "Der Spielbetrieb ist nur mit engmaschigen Tests der Spieler denkbar. Diese Schnelltest- und Laborkapazitäten würden dann aber in systemrelevanten gesellschaftlichen Bereichen fehlen." Auch wenn der Fußball für viele Menschen eine große Bedeutung habe, so sei er doch nicht systemrelevant. So würde der Sport eine Art "Sonderrolle" gegenüber anderen Sportarten und Wettbewerben beanspruchen, die sich ein solches Testsystem nicht leisten könnten.
DFL mit Zusammenarbeit mit Laboren für ausreichend Tests - Vereinsfunktionäre mit positivem Tenor
Auf dieses Argument war Seifert bereits während der PK eingegangen. Dazu erklärte er (erneut), dass der Plan lediglich 0,4 Prozent der aktuellen Testkapazitäten in Anspruch nehmen würde. Diese Kapazitäten würden sich stets vergrößern und zudem nicht einmal ausgereizt. Auch stellte er eine Kooperation mit fünf Laborverbünden vor, die für eine kontrollierte Zusammenarbeit zur Verfügung stehen. Seifert betonte ebenfalls, dass die Bundesliga im Verlauf selbstverständlich den Spielbetrieb wieder einstellen würde, wenn an anderen Stellen die in Anspruch genommenen Tests fehlen sollten, was jedoch unwahrscheinlich wäre.
"Diese Zeiten erfordern Maßnahmen, die keine Popularitätspreise gewinnen, sondern Arbeitsplätze und Standorte sichern."- Oke Göttlich (St. Pauli)
"In dieser Hinsicht hat die DFL mit Christian Seifert an der Spitze einen überragenden Job gemacht", meinte Frankfurt-Sportvorstand Fredi Bobic (Stimmen via ) im Bezug auf die getroffenen Maßnahmen "im medizinischen ebenso wie im organisatorischen Bereich". Auch Werder Bremens Geschäftsführer Frank Baumann zog, so wie die allermeisten Vereinsfunktionäre, ein positives Fazit: "Ich glaube, dass wir es durch das sehr ausführliche und schlüssige Konzept, das die DFL entwickelt hat, schaffen können, das Risiko zu minimieren." Zudem findet er es "schade, dass unsere Branche derzeit ungerechtfertigt in der Kritik steht" - immerhin versuche man lediglich, das eigene "Geschäft am Laufen zu halten".
Ein unliebsames Resultat einer etwaigen Saison-Fortsetzung: Die Geisterspiele ohne Fans
Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli wusste zu betonen, dass die Maßnahmen wirksam und nicht beliebt sein müssten: "Diese Zeiten erfordern Maßnahmen, die keine Popularitätspreise gewinnen, sondern Arbeitsplätze und Standorte sichern." Aus diesem Grund würde auch St. Pauli anhand des vorgestellten Konzepts den "bestmöglichen Worst Case" unterstützen - damit meint er die notwendigen Spiele ohne Fans, was er auch als "absolute Ausnahmesituation" bezeichnete.
Bedeutung der Fans wird betont - Spiele wären "eine absolut positive Nachricht"
Mahnend meldete sich der Vorstandsvorsitzende von Fortuna Düsseldorf, Thomas Röttgermann, zu Wort, indem er ebenfalls die Bedeutung der Fans erklärte: "Es reicht nicht aus, es 'irgendwie hinzubekommen', dass die Bundesliga wieder startet. Der Fußball ist emotional, er hat nur wirklich Bedeutung, solange er die Menschen fasziniert und begeistert. [...] Darum darf er durch die Entscheidungen [...] auf keinen Fall vergessen, die Anhänger und Fans mitzunehmen." So müsse auch sichergestellt sein, dass ein fortgesetzter Spielbetrieb nur sinnvoll ist, wenn die Wettbewerbsgleichheit aller Klubs garantiert ist.
Als "eine absolut positive Nachricht, die Mut macht", würde Hans-Peter Villis es sehen, wenn die beiden Profi-Ligen wieder spielen dürften. Der Vorstandsvorsitzende des VfL Bochum forderte mehr Optimismus: "Die Spiele in der Bundesliga und 2. Bundesliga können ihren Teil dazu beitragen. Sie wären ein Schritt mehr in Richtung Normalität." Die Herangehensweise seitens der DFL und Christian Seifert verdiene Lob, so Villis weiter.
Der Tenor seitens anderer Vereinsverantwortlicher geht zu großen Teilen gesammelt in die gleiche Richtung. Das ausgearbeitete Konzept und die verantwortungsvolle Arbeit der DFL wird gelobt, gleichzeitig aber auch die gebotene Vorsicht und die notwendigen Einschränkungen und Maßnahmen finden Gehör.
Stimmung unter Fans und Beobachtern gespalten: Starke Kritik und Verständnis
In den sozialen Netzwerken scheint die Stimmung unter den Fans stark gespalten zu sein. Auf der einen Seite werden die DFL, Christian Seifert, die Vereine und die Politik stark kritisiert und heftig attackiert, auf der anderen Seite gibt es auch Verständnis für den Versuch, das Überleben der Vereine und des deutschen Fußballs in der heutigen nun zunächst zu priorisieren. Blickt man in die Netzwerke, so überwiegt jedoch die Kritik.
Wenn ich hier die Kommentare zu #seifert lese, dann ist es scheinbar keine sachliche Diskussion mehr, sondern einfach der Ausdruck, ob man Fußball mag oder nicht. Die, die ihn nicht mögen, finden auch alle Argumente doof. Ob wahr oder falsch - einfach aus Prinzip Gegenwind.
— huch? (@RaoulDuke25) April 23, 2020
Jedes Jahr vermeldet die #DFL Umsatzrekorde für ihre #Bundesliga. Aber kaum gibts 2 Monate kein Geld, droht die #Pleite. Mir scheint, der ganze Zirkus ist schwer auf Luft gebaut. Da retten euch 25T Tests auch nimmer. Tschüss. #Seifert #CoronaVirusDE
— RobertS (@TheRealMrBoccia) April 23, 2020
Tausende #Tests, um #Geisterspiele der #DFL durchzuführen. Kinder und Jugendliche, die bis September keine Spiele haben, nicht mit Freunden kicken dürfen und nicht in die Schule gehen. @DFL_Official Liebe #Bundesliga, wenn Ihr wirklich Vorbilder seid, dann lasst den Quatsch.
— Rüdiger Nowak (@RuedigerNowak) April 24, 2020
Seifert: "Dem Profifußball wird mit einer Häme begegnet, dass ich mich schon frage, was der Profifußball in letzter Zeit falsch gemacht hat."
— N. (@sanktnils) April 23, 2020
🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣...Moment...🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣#dfl
Nice one. Wenn ein Bundesligaspieler positiv getestet wird, soll das nicht öffentlich thematisiert werden - es liege in der Verantwortung, gesund zu bleiben. Was rauchen die beim DFL eigentlich?! #DFL
— 💙💛💙Don Birgit Alphansa Reichelt-Poschardt Blome (@Hatice_Ince_) April 23, 2020
Ich höre Christian #Seifert in dieser Situation ja schon ganz gerne zu.
— Manuel B. (@ma_behlert) April 23, 2020
#Seifert macht in meinen Augen einen klasse Job👍
— Paul G. (@CrazyFcbFan) April 23, 2020
Der BuLi-Neustart fühlt sich an wie ne Silvesterparty, über die schon zu lange diskutiert wird, man deshalb in der Whatsappgruppe nicht mehr mitliest, aber man weiss, nix machen is keine Option & denkt nur noch „ja mein Gott beschliesst halt Irgendwas & sagt mir Bescheid.“ #dfl
— Olympique Marcel (@MarcelLindenau) April 23, 2020
Ihr wollt also Vorbild sein?
— rey bucanero (@ReyBucanero74) April 21, 2020
Verteilt Masken, überlegt euch Aktionen für Kinder, Kranke und Pflegebedürftige, spendet an gemeinnützige Organisationen, kümmert euch um diejenigen, die von der Krise am stärksten betroffen sind. Kommt raus aus eurem Elfenbeinturm. #DFL #Seifert https://t.co/5DJQOHcVBg
Die Bundesliga kann drei Kreuze machen, dass Christian Seifert DFL-Geschäftsführer ist und die Corona-Krise in der Öffentlichkeit moderiert. Viel souveräner kannst du in so einer komplett wilden Zeit nicht wirken. #DFL #Seifert
— Benni Zander (@BenniZander) April 23, 2020
Selbst wenn die #Bundesliga keine Tests verbraten würde die dann woanders fehlen, ich finde es schwer vermittelbar dass z.B. Familien sich nicht sehen können/sollen, aber am Wochende grätschen sich Kevin und Jerome auf dem Fussballplatz gegenseitig um. #Seifert
— nullzweinulleins (@nullzweinullei1) April 23, 2020