Kommentar: Die Vertragsverlängerung mit Hansi Flick ist richtig und überfällig
Von Florian Bajus

Er kam als Co-Trainer und bleibt als Chef. Der FC Bayern hat am Freitag eine mündliche Vereinbarung mit Hansi Flick über eine Ausdehnung der Zusammenarbeit bis 2023 getroffen. Es ist die richtige und längst überfällige Entscheidung, die den Fokus auf das Wesentliche lenkt.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Flick endgültig zum Cheftrainer aufsteigen würde. Der langjährige Assistent von Bundestrainer Joachim Löw kam im Sommer und sollte Niko Kovac unter die Arme greifen, musste nach nur vier Monaten jedoch das Ruder des gescheiterten Double-Siegers übernehmen und den schweren Tanker wieder auf Kurs bringen.
Die Entwicklung unter Flick ist bemerkenswert. 18 von 21 Partien wurden gewonnen, in der Bundesliga eroberten die Münchner die Tabellenspitze von Platz vier aus, generell ist in allen drei Wettbewerben die Chance auf den Titel groß. Auf dem Platz ist wieder eine hungrige, bis in die Haarspitzen motivierte Mannschaft zu sehen, die ihren Gegner konsequent über den Rasen scheucht, stets mit dem Ziel, den Ball so schnell und so nah wie möglich vor dem Tor zu erobern. Unter Flick können die Bayern aber nicht nur umschalten, sondern selber wieder das Zepter in die Hand nehmen und das Spiel mit einem Mix aus kontrollierten und riskanten Angriffen dominieren, und selbst junge Spieler erhalten wieder eine Chance, wie sich nicht zuletzt bei Alphonso Davies und Joshua Zirkzee gezeigt hat.
Heynckes machte sich für Flick stark
Auch Flick hat eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Der "nette Hansi" formuliert seine Ziele hinter den Kulissen deutlich, will die Kaderplanung aktiv mitgestalten und seine nicht unerhebliche Meinung einfließen lassen. Schließlich ist er als Trainer das Zünglein an der Waage, wie Karl-Heinz Rummenigge im Interview mit BILD erläutert: "Die Meinung des Trainers spielt bei unseren Personalentscheidungen eine Rolle. Er muss ja mit den Spielern arbeiten."
Hansi Flick hat endgültig den Cheftrainer-Posten inne
Speziell der Vorstandsboss ist angetan von Flick, mehr als einmal hat er die anfängliche Interimslösung mit Jupp Heynckes verglichen. "Besonders dieser empathische Umgang mit der Mannschaft zeichnet beide aus", so Rummenigge, der erzählt, Heynckes habe Flick "mit ganzer Überzeugung" empfohlen. Der 74-Jährige halte "sehr viel von dieser Personalie", seiner Meinung nach passe Flick "perfekt zum FC Bayern".
Jetzt gilt es, die nächsten Weichen zu stellen
Noch handelt es sich nur um eine mündliche Einigung, in den kommenden Tagen soll die Unterschrift erfolgen. Dann ist die erste Weiche gestellt, womit sich die Verantwortlichen den Vertragsgesprächen mit den Spielern widmen können. Dass endlich Klarheit in der Trainerfrage herrscht, dürfte zur Folge haben, dass in den kommenden Tagen und Wochen weitere positive Nachrichten verkündet werden - denn die Spieler machten sich schon nach ein paar Wochen für Flick stark.
Ein Statement, mit dem Ruhe einkehrt
Die Vertragslaufzeit bis 2023 ist ein wichtiges Statement. Hätten sich beide Parteien nur auf einen Vertrag bis 2022 geeinigt, wäre die Trainerfrage spätestens im kommenden Jahr wieder aufgekommen. So aber haben die Bayern mindestens zwei Jahre Ruhe und Zeit, in der sie die Entwicklung der Mannschaft und des Trainers weiter beobachten können.
🗣 Hasan #Salihamidžić: "Hansi und ich wissen, in welche Richtung wir die Mannschaft entwickeln wollen. Der Fußball steht vor großen Herausforderungen. Wir glauben, dass Hansi auch der richtige Cheftrainer für diese Zeit ist." #MiaSanMia #Flick2023 🖊️ ✔️ #FCBayern pic.twitter.com/j3Nic9etuF
— FC Bayern München (@FCBayern) April 3, 2020
Auch können Flick und Sportdirektor Hasan Salihamidzic etwaige Differenzen, über die während der Winterpause sowie im Zuge der Vertragsgespräche berichtet wurden, ausräumen. "Hansi und ich wissen, in welche Richtung wir die Mannschaft entwickeln wollen", sagt Salihamidzic, der versichert: "Wir glauben, dass Hansi auch der richtige Cheftrainer für diese Zeit ist."