BVB-Chef Watzke korrigiert Sportschau-Aussage - Hilfsfonds war Rummenigges Idee
Von Florian Bajus
Im großen Interview mit BILD am Sonntag sprach Hans-Joachim Watzke über die Corona-Krise, den Hilfsfond der Bundesliga-Spitzenvereine und dem heftig kritisierten Auftritt in der 'Sportschau'. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund zeigte sich einsichtig, sprach Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ein großes Lob aus und kündigte an, dass kein Spieler "unter Wert" verkauft werden soll.
Auch hinter Hans-Joachim Watzke liegen ereignisreiche Wochen. Für Wirbel sorgte der 60-Jährige mit einem Auftritt in der 'Sportschau', für den er unter anderem wegen dem folgenden Zitat viel Kritik erntete (zitiert via FAZ): "Am Ende können nicht die Klubs, die ein bisschen Polster angesetzt haben in den letzten Jahren, die Klubs, die das nicht getan haben, dafür auch noch belohnen."
Er habe die Aufzeichnung noch einmal gesehen und sei der Auffassung, "dass jeder Satz, den ich gesagt habe, inhaltlich korrekt war". Gleichzeitig gesteht Watzke: "Ich hätte es freundlicher und empathischer ausdrücken können." Seine Mitarbeiter wüssten, dass er "auch mal impulsiv" werden könne, "jeder der mich kennt weiß aber auch, dass man sich auf mich in jeder Lebenslage verlassen kann."
Die Bundesligisten "sind und bleiben" Konkurrenten, "trotzdem sind wir natürlich solidarisch, wenn jemand unverschuldet in eine Schieflage geraten ist." Ein Solidaritätsfond sei eine sinnvolle Idee, müsse aber für eine Krise geschaffen werden, "von der alle betroffen sind. Keinen Sinn macht es, einen Verein, der komplett über seine Verhältnisse gelebt hat, mit so einem Bundesliga-Soli zu retten. Dabei bleibe ich."
Hilfsfonds war Rummenigges Idee
Seiner Einschätzung nach müssen zahlreiche Klubs "in den nächsten Jahren ums Überleben kämpfen". Hilfe gibt es aus Dortmund, München, Leipzig und Leverkusen, das Quartett hat 20 Millionen Euro in einem Hilfsfonds bereitgestellt. "Die Grundidee dazu kam von Karl-Heinz Rummenigge", so Watzke, "Ehre, wem Ehre gebührt." Der BVB-Geschäftsführer spricht von einem "Schulterschluss dieser vier Klubs. Das ist alles an einem Nachmittag entschieden worden."
Der Initiator des Rettungstopfs: Karl-Heinz Rummenigge.
Die Entscheidung, an welche Vereine das Geld geht, bleibt der Liga überlassen: "Der DFL-Vorstand wird künftig die Bedürftigkeit bei Vereinen überprüfen und dann entsprechend Gelder auszahlen. Das ist nicht unsere Aufgabe." Die Klubs hätten lediglich "ein Zeichen setzen" wollen, obwohl auch sie hart von der Krise getroffen werden: "Wenn wir bis Dezember - wie es einige Virologen vorhersagen - keine Spiele mit Zuschauern mehr haben, verlieren wir sicher ca. 50 Mio Euro. Das ist auch für den BVB alles andere als leicht zu verkraften."
Was wird aus Sancho? "Müssen niemanden unter Wert verkaufen"
Wie die Zukunft des Fußballs aussieht, darüber lässt sich nur spekulieren. Immer häufiger sprechen Spielerberater von sinkenden Ablösesummen und Gehältern, ganz so drastisch, glaubt Watzke, wird das finanzielle Ausmaß aber nicht: "Dazu ist der Fußball inzwischen einfach zu globalisiert. Wo es Verlierer gibt, wird es auch immer Gewinner geben. Ich glaube, dass sich der Transfermarkt im Sommer deutlich abschwächt. Dennoch wird es auch weiterhin einige werthaltige Transfers geben."
Wenn Jadon Sancho den Klub verlassen will, werden die Verantwortlichen die Schmerzgrenze nicht senken
Von den Veränderungen auf dem Transfermarkt ist auch der BVB betroffen, nicht zuletzt wegen den regen Spekulationen um einen Abschied von Jadon Sancho nach der Saison. Wenn es nach den Verantwortlichen geht, soll der 20-Jährige bleiben, aber man müsse "immer auch respektieren, was der Spieler will." Ausgeschlossen ist ein Transfer also nicht, von den hohen Ablöseforderungen werde man trotz der Corona-Krise aber nicht abweichen: "Klar sagen kann ich, dass selbst die ganz reichen Klubs trotz der existenziellen Krise jetzt nicht glauben müssen, dass sie bei uns auf Schnäppchen-Tour gehen können. Wir müssen niemanden unter Wert verkaufen", kündigt Watzke an.