Paulinho und Leverkusen: Das langersehnte Happy End

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Dezent überrascht war der ein oder andere Fan von Bayer 04 Leverkusen, als er am vergangenen Samstagmittag die Aufstellung der Werkself sah. In der Offensive fand sich ein Name wieder, der tragischerweise schon fast in Vergessenheit geraten ist: Paulo Henrique Sampaio Filho - oder kurz: Paulinho. Das Startelfdebüt des 19-Jährigen in der Bundesliga glich einer Leverkusener Gefühlsexplosion.

Das muss man auch erst einmal schaffen. Ohne nennenswerte Leistungen mauserte sich Paulinho seit Sommer 2018 zu einem Publikumsliebling in Leverkusen. Der junge Brasilianer kam bislang auf 31 meist sehr sehr kurze Pflichtspieleinsätze und durfte bis Samstag auch lediglich nur zwei eigene Tore für Bayer 04 bejubeln. Der Spieler entwickelte sich zu einer tragischen Figur, spätestens als der ebenfalls noch sehr junge Moussa Diaby sich schnell einen Stammplatz erarbeitete, schien es, als sei Paulinho komplett außen vor im Team von Trainer Peter Bosz.

Paulinho nutzt seine Chance​

In Leverkusen solidarisierte man sich schon lange davor mit dem immer lachenden Brasilianer. Bayer 04, eine der besten Talentschmieden Deutschlands, schien einen hoffnungsvollen Jungen versauern zu lassen. Doch wenn schon außen vor, dann immerhin beliebt. Mein Leverkusener Trikot mit der großen Sieben hängt übrigens im Kleiderschrank...

Zurück zu Samstag. Auch nach dem x-ten Kneifen verblieb der Name Paulinho in der Startelf. Peter Bosz wird doch nicht wirklich auf ihn gesetzt haben? Panik machte sich breit, mit der Situation war manch einer unter dem Bayerkreuz überfordert. Einer jedoch zeigte sich komplett gelassen: Paulinho selber.

Der quirlige Spieler agierte in der Bozs'schen Taktik gegen ​Eintracht Frankfurt als hängende Spitze hinter Kai Havertz, der übrigens zeigte, dass er neben Achter, Zehner, Flügel und hängender Spitze auch allein im Sturm spielen kann. Paulinho akklimatisierte sich auf dem Grün der BayArena sofort, lief viel, bot sich an - und bereitete prompt in der Anfangsphase der Partie durch einen tollen Sprint das 2:0 durch Karim Bellarabi vor.

Schon nach den ersten 45 Minuten konnte man also annehmen, dass 'PH7' seinen Startelfeinsatz genutzt haben könnte. Doch Paulinho wäre kein Brasilianer, wenn er nicht noch einen drauf legen würde. Gesagt, getan: Nach dem Seitenwechsel traf er innerhalb von sechs Minuten doppelt. ​Am Ende demontierte Leverkusen die Eintracht mit 4:0.

BOOM

Startelfdebüt, drei Torbeteiligungen, durchgespielt, mit fast zwölf Kilometern drittstärkster Läufer auf dem Feld. Paulinho betrieb nicht mehr nur jede Menge Werbung für die eigene Sache, er riss in nur 90 Spielminuten Leverkusen in seinen Bann.

Eineinhalb Jahre Bankplatz in einem Alter, in dem man eigentlich nur Fußballspielen will.
Bei Partien, in dem ein Wirbelwind wie Paulinho der Mannschaft massiv gefehlt hat. In denen sogar ein Wechsel im Raum stand. All das ist mit diesem Spiel vergessen. Leverkusens Schützling ist angekommen im Rheinland, zu einer Zeit, die nicht besser sein könnte.

Paulinho könnte noch ganz wichtig werden

Bayer 04 spielt unter Bosz zurzeit den wohl attraktivsten und besten Fußball seit Jahren. Der Trainer lernte wie das Team selber aus der vergangenen Hinrunde. Inzwischen funktionieren die Mechanismen, zudem schafft Bosz die perfekte Balance aus Rotation und Spielrhythmus. Da die Werkself noch immer in allen drei Wettbewerben vertreten ist, werden die englischen Wochen nicht weniger. Da trifft es sich gut, wenn ein Spieler von der Bank so richtig Dampf macht. In dieser entscheidenen Phase der Saison hat die Werkself also eine weitere Option dazu gewonnen.

Es dürfte also nicht das letzte Spiel dieser Saison gewesen sein, in welchem Paulinho in der Startelf steht. Der junge Brasilianer passt mit seiner Art im Grunde perfekt ins Leverkusener Spiel, zumal die Kollegen um ihn herum oft nicht mal viel älter sind als er selber. Die vielen Monate des Wartens haben sich gelohnt, abermals muss man dem Trainerteam zuschreiben, vieles richtig gemacht zu haben.

Willkommen unter dem Bayerkreuz, lieber Paulinho. Du verneigst dich nicht vor uns, sondern wir liegen dir zu Füßen!