Jeder wusste, was zu tun ist - Flick bringt Struktur in das Spiel des FC Bayern

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Wieder einmal feierte der ​FC Bayern München gegen ​Borussia Dortmund ein Schützenfest. Nach anfänglichem Abtasten drückten die Hausherren der Partie ihren Stempel auf und schickten die vor dem Anstoß noch so selbstbewussten Dortmunder ​mit 4:0 nach Hause. Dafür brauchte es vor allem einen Matchplan mit Hand und Fuß, wie Joshua Kimmich gegenüber dem​kicker erklärt.

Viel hatte sich der BVB vorgenommen, wenig bis gar nicht hat er umgesetzt. Die Bayern spielten sich mit dem Führungstor durch Robert Lewandowski (17.) in der schwarz-gelben Hälfte fest und ließen etwaige Gegenstöße durch ein konsequentes Gegenpressing und einer robusten Zweikampfführung im Keim ersticken. In der ersten Halbzeit sah Manuel Neuer keinen einzigen Schuss auf sein Tor fliegen, in Minute 69 verpasste der eingewechselte Paco Alcácer den Anschlusstreffer - es blieb die einzig nennenswerte Torchance.

Wie schon am Mittwoch gegen Olympiakos Piräus (2:0) wusste ​die Patchwork-Abwehr von Interimstrainer Hansi Flick zu überzeugen. Rechtsverteidiger Benjamin Pavard lieferte seine vierte Torbeteiligung in der laufenden Saison, Javi Martinez und David Alaba behielten im Zentrum die Oberhand und Alphonso Davies, bereits von Niko Kovac auf die Linksverteidiger-Position versetzt, überzeugte gegen Jadon Sancho, den nach 36 Minuten für den Engländer eingewechselten Raphael Guerreiro und Achraf Hakimi.

18:2 Torschüsse, 60 Prozent Ballbesitz, 61 Prozent gewonnene Zweikämpfe und eine Passquote von 88 Prozent - was auf dem Papier nach einer dominanten Leistung klingt, war auch auf dem Platz nach langer Zeit wieder 'Bayern-like'. Flick, der auch im Bundesligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf auf der Bank sitzen wird und nun als erster Ansprechpartner in der Trainerfrage gilt, wusste, an welchen Hebeln er anzusetzen hatte.

Strukturiertes Pressing als Mittel zum Erfolg

Unter Kovac ging den Münchnern bei Ballverlusten die Kontrolle verloren, es entstanden teils vogelwilde Fußballspiele. Der Rekordmeister ließ gerade über die Außenbahnen viele Gegenstöße zu, das schwache Positionsspiel offenbarte zudem große Lücken im Mittelfeld. Diese wurden gegen Piräus und Dortmund mit dem zweikampfstarken Duo Joshua Kimmich und Leon Goretzka geschlossen, zusätzlich mit Javi Martinez in der Innenverteidigung wirkte die bajuwarische Defensive plötzlich wieder sattelfest.

  Im defensiven Mittelfeld fühlt sich Joshua Kimmich (r.) spürbar wohl.

Nachdem Dortmund unter der Woche gegen Inter Mailand nach dem Pausentee aufdrehte und sich dank einer Energieleistung mit 3:2 durchsetzte, war in der Allianz Arena nur wenig vom furiosen Offensivspiel zu sehen. Wie das gelingen konnte, erklärte Joshua Kimmich nach dem Schlusspfiff: "Wir haben versucht, uns auf die Defensive zu konzentrieren und klar festzulegen, wer wen anläuft und wie wir anlaufen - auch mit einer gewissen Aggressivität und einem gewissen Risiko. Wir versuchen durchzuschieben und durchzudecken, dadurch haben wir viel mehr hohe Ballgewinne." Die "sehr intensive Spielweise" habe "gut" funktioniert. "Vom Gefühl her hat Dortmund nie richtig ins Spiel gefunden", so Kimmich, "wir haben sie nie in Ruhe gelassen und 90 Minuten lang unter Stress gesetzt."

Das Rad hat Flick keineswegs neu erfunden, aber er hat es binnen weniger Tage geschafft, die Mannschaft umzukrempeln. Nach dem 1:5-Debakel bei Eintracht Frankfurt herrschte das Gefühl, dass wieder eine Einheit auf dem Platz steht. Das empfand auch Kimmich so: "Ich fand es gut, dass er [Hansi Flick, Anm. d. Red.] in der Defensive Strukturen und gewisse Abläufe festgelegt hat. Jeder wusste auf dem Platz, was zu tun ist." Dass Flick mindestens eine weitere Bewährungsprobe erhält, ist mehr als fair.