Flick bastelt mit ungewöhnlichen Mitteln ein Defensiv-Bollwerk in München
Mit einem dicken Ausrufezeichen meldete sich am gestrigen Abend der FC Bayern München zurück im Geschäft. Völlig verdient gewann der FCB mit 4:0 gegen ein überfordertes Borussia Dortmund. Interimstrainer Hansi Flick konnte eine Woche nach Antritt bereits deutlich Spuren beim Münchner Team hinterlassen. Insbesondere die Abwehr stellt sich als wahres Bollwerk heraus.
Nur sage und schreibe zwei Torschüsse feuerte der BVB im Topspiel ab. Diese erschreckend geringe Anzahl - der FCB etwa hatte 18 Torschüsse - hatte zum einen natürlich etwas mit der überraschend schwachen Offensive der Dortmunder zu tun. Zum anderen allerdings ist dies auch der Lohn einer bärenstarken Bayern-Abwehr.
Trotz endloser Ausfälle: Die Bayern-Abwehr überzeugt
Die Defensive des Rekordmeisters macht aktuell Torhüter Manuel Neuer arbeitslos. Der 33-Jährige musste in den bisher zwei Spielen unter Flick kein einziges Mal eingreifen. Nicht einmal konnte das gegnerische Team auf das Bayern-Tor schießen, weder Olympiakos Piräus unter der Woche in der Champions League noch Borussia Dortmund gestern.
Und das, obwohl mit Lucas Hernandes und Niklas Süle zwei wichtige Innenverteidiger verletzt ausfallen und dazu Jerome Boateng rotgesperrt fehlte. Dennoch schaffte es Flick, die stark dezimierte Defensive erfolgreich aufzustellen. In der Innenverteidigung der Vierkette spielten neben dem eigentlichen Sechser Javi Martinez der Linksverteidiger David Alaba. Links verteidigte Alphonso Davies, der ursprünglich mal Flügelspieler war. Auf der rechten Seite fand sich Benjamin Pavard wieder, der im Grunde der einzige ausgebildete Innenverteidiger ist, jedoch auf rechts rückte, weil Flick Joshua Kimmich ins Mittelfeld zog.
Die Abwehr wirkte auf dem Papier sehr zusammengewürfelt, doch sie übte ihren Job perfekt aus. Der BVB hatte gegen die hoch pressenden Münchner keine Chance, in Ruhe ihr Spiel aufzubauen. Zudem funktionierten die Abläufe zwischen den Spielern besser. Auch der Spielaufbau stellte sich als erfolgreicher heraus.
"Er (Flick; Anm. d. Red.) hat uns in der kurzen Zeit sehr gut eingestellt, hat an Schrauben gedreht. Wir stehen sehr hoch, wir pressen hoch. Und dann kommt unsere Qualität hinzu, die wir jetzt wieder auf den Platz bringen", so David Alaba laut der tz nach dem Spiel über die Arbeit des eigentlichen Co-Trainers. Der 54-Jährige scheint sofort Zugriff auf das Team bekommen zu haben.
Doch neben aller Kollektivleistungen spielte auch die von Alaba angesprochene individuelle Qualität eine große Rolle. Insbesondere Alphonso Davies stach gestern Abend heraus. Der erst 19-Jährige Kanadier machte seine Arbeit als Linksverteidiger mehr als gut. Eine Passquote von 92% sowie 74% gewonnene Zweikämpfe sind herausragende Werte.
Auch Jadon Sancho hatte gegen Alphonso Davies gestern keine Chance
"Der hat uns allen sehr gut gefallen", adelt auch Vorstand Karl-Heinz Rummenigge gegenüber der Bild den Jungen. Davies sei ein Spieler, der sehr gute physische Voraussetzungen habe, in den kommenden Jahren allerdings auf technischer und taktischer Ebene noch besser spielen werde.
Alaba: Flick mit großem Anteil an den guten Leistungen
Auch von Trainerseite gibt es Lob für den 17-maligen Nationalspieler. Flick hebt wie schon Rummenigge die Physis von Davies heraus: "Er hat eine tolle Entwicklung gemacht. Was mir besonders imponiert, dass er in den Zweikämpfen auch sehr körperbetont ist." Er sei sehr zufrieden mit der Arbeit des Kanadiers, wie der FC Bayern auf twitter schrieb.
Insgesamt also schaffte es Notlösung Flick sofort, die Mannschaft zu stabilisieren, trotz eher schwieriger Bedingungen in der Defensive. Das sieht auch Alaba so: "Wir haben in den letzten zwei Spielen sehr große Schritte nach vorne gemacht. Da hat der Trainer sicherlich seinen Anteil dran." Im Anschluss an das Spiel sprach auch Rummenigge Flick weiter das Vertrauen aus. Der Interimstrainer darf vorerst weiter machen. Abwarten muss man allerdings, ob Manuel Neuer irgendwann wieder Arbeit bekommt...