Nach Beierlorzer-Entlassung: Diese Trainer wären verfügbar
Von Florian Bajus
Am Samstagmorgen hat der 1. FC Köln die Reißleine gezogen und sich von Achim Beierlorzer getrennt. Am Vorabend gab der Aufsteiger bereits die sofortige Vertragsauflösung mit Sport-Vorstand Armin Veh bekannt. Während der Länderspielpause müssen die Verantwortlichen Lösungen präsentieren - doch wer könnte Trainer Beierlorzer beerben?
Bis zum zehnten Spieltag scheuten sich die 18 Bundesligisten davor, ihren Trainer zu entlassen. Den Anfang machte jedoch der FC Bayern München, der sich vor knapp einer Woche einvernehmlich mit Niko Kovac auf eine sofortige Trennung einigte. Nun steht auch der 1. FC Köln ohne Trainer da: Nach einem schwachen Start mit sieben Punkten aus elf Spielen musste Achim Beierlorzer seinen Posten nach vier Monaten wieder räumen.
In der 2. Bundesliga zogen bereits Hannover 96 und der 1. FC Nürnberg die Reißleine. Nicht ausgeschlossen, dass die Absteiger in dasselbe Regal greifen wie die Verantwortlichen in Köln. Denn mit Bruno Labbadia hat bereits ein möglicher Kandidat abgesagt, wie Frank Aehlig, der Armin Veh nach dessen Vertragsauflösung beerbt, mitteilte (via RP Online): "Ich habe Bruno angerufen, er hat mir aber gesagt, dass es für ihn im Moment keine Option ist."
Die Hannoveraner kassierten bereits zwei Absagen von Markus Anfang und Alexander Frei, mittlerweile kursiert der Name Kenan Kocak in einigen Medienberichten. Der ehemalige Trainer des SV Sandhausen war bereits im Mai im Gespräch, allerdings entschieden sich die Niedersachsen für den vor sechs Tagen entlassenen Mirko Slomka. In Nürnberg wird nach der Trennung von Damir Canadi unter anderem der Ex-Kölner Markus Anfang gehandelt.
Wer könnte Beierlorzer beerben?
Mit Heiko Herrlich, Hannes Wolf, Roger Schmidt, Alexander Zorniger oder Jens Keller wären fünf renommierte Trainer derzeit verfügbar. Am längsten wartet Herrlich auf einen neuen Arbeitgeber, der 47-Jährige wurde nach der Hinrunde der vergangenen Saison von seinen Aufgaben bei Bayer Leverkusen entbunden. Im Februar musste Zorniger beim dänischen Spitzenklub Bröndby IF gehen, Keller wurde im April beim FC Ingolstadt durch Thomas Oral ersetzt. Wolf und Schmidt sind seit Sommer vereinslos.
Wirklich realistisch erscheinen lediglich die Namen Herrlich, Wolf und Keller. Schmidt dürfte nach seiner größtenteils erfolgreichen Zeit bei Leverkusen (2014-2017) und Beijing Guoan (2017-2019) nicht unbedingt darauf aus sein, einen Aufsteiger vor dem sofortigen Abstieg in Liga zwei zu bewahren - auch wenn er in einigen Medienberichten als Nachfolger von Beierlorzer ins Spiel gebracht wurde. Auch Zorniger dürfte nach zweieinhalb Jahren bei Bröndby, wo er 2018 Dänischer Pokalsieger wurde, und einem eher glücklosen Engagement beim VfB Stuttgart nicht wieder in unteren Tabellenregionen wildern wollen.
Wartet seit gut einem Jahr auf einen neuen Verein: Heiko Herrlich.
Herrlich dagegen begann seine Trainerlaufbahn im Profi-Bereich vor zehn Jahren beim VfL Bochum, nach Stationen bei der Spielvereinigung Unterhaching, der U17 des FC Bayern München und 18 erfolgreichen Monaten bei Jahn Regensburg wurde er in Leverkusen als Nachfolger von Schmidt installiert und führte den Klub in die Europa League. Trotz aller Rivalitäten zwischen Köln und Leverkusen wäre es durchaus vorstellbar, dass er nach einem Jahr wieder in das Bundesliga-Geschäft einsteigt - beim FC würde sich aktuell eine gute Gelegenheit bieten.
Hannes Wolf fungiert seit dieser Saison als Experte für Pay-TV-Sender Sky. Würde der 38-Jährige bei einem entsprechenden Angebot wieder auf die Bank zurückkehren?
Wolf arbeitete sieben Jahre im Nachwuchsbereich von Borussia Dortmund, ehe er den VfB Stuttgart zurück in die Bundesliga führte. Nach einer unglücklichen Kaderplanung im Sommer und ausbleibenden Resultaten musste er im Januar 2018 aber gehen, neun Monate später heuerte er beim Hamburger SV an. Der frühere Bundesliga-Dino spielte unter Wolf jedoch eine äußerst schwache Rückrunde in der 2. Bundesliga und verpasste nach zwischenzeitlich sieben Spielen ohne Sieg den Aufstieg. Ein emotionales Umfeld ist Wolf gewohnt, fraglich nur, ob die Verantwortlichen einem relativ jungen Trainer solch eine Aufgabe anvertrauen wollen.
England-Gerüchte um Keller
Um Keller ranken sich derzeit Gerüchte um einen Wechsel nach England. Zweitligist FC Barnsley trennte sich Anfang Oktober vom Ex-Hannoveraner Daniel Stendel, laut transfermarkt.de seien zusätzlich drei weitere Klubs aus England und Schottland am ehemaligen Trainer des FC Schalke und Union Berlin interessiert. Wie das Online-Portal unter Berufung auf übereinstimmende englische Medienberichte meldet, soll Keller am vergangenen Freitag das Championship-Spiel zwischen Barnsley und Bristol City (2:2) aus dem Stadion verfolgt und Gespräche mit den Klubverantwortlichen geführt haben.
Angeblich zieht es Jens Keller nach England.
Doch was, wenn sich der 1. FC Köln plötzlich meldet? Als Spieler war Keller zwei Jahre lang für die Domstädter aktiv (2000-2002), absolvierte in dieser Zeit 55 Bundesliga-Spiele. Je nachdem, ob tatsächlich Gespräche mit Barnsley geführt worden und wie weit beide Parteien in den Verhandlungen sind, könnte es aber schon zu spät sein.
Der Trainermarkt gibt aktuell nicht viele Namen her, entsprechend schwierig gestaltet sich die Suche nach einem neuen Trainer. Vorerst übernehmen ohnehin die bisherigen Co-Trainer André Pawlak und Manfred Schmid.