Blutleerer FC Bayern: Zeit für eine Reißleine
Von Oscar Nolte
Der FC Bayern München hängt in den Seilen. Spätestens nach dem blutleeren DFB-Pokalauftritt beim VfL Bochum am Dienstagabend. Der ganze Verein scheint einen Impuls zu brauchen. Es ist Zeit für eine Reißleine.
Kovac rätselt, Salihamidzic flachst, Hoeneß explodiert und die Mannschaft spielt blutleer und ideenlos. So oder so ähnlich kann man aktuell den Wasserstand beim FC Bayern ablesen. Ein Hühnerhaufen, eine Zirkusnummer, ein gefallener Krieger. Wo das Problem liegt? Überall. Es ist Zeit für eine Reißleine, bevor der Deutsche Rekordmeister endgültig in den Winterschlaf verfällt.
Die Bayern dürfen gerne auswürfeln, welche Leine gezogen wird. Der Trainer kann entlassen werden oder sein Spielsystem ändern. Auch der Sportdirektor darf zur Disposition stehen; aktuell winkt Salihamidzic aber eher eine Beförderung. Eine Umstrukturierung der öffentlichen Kommunikation würde dem FCB auch gut zu Gesicht stehen. Was auch immer die Bayern für einen Impuls setzen wollen, es braucht einen. Und es braucht schleunigst einen.
Hammerprogramm im November: dem FC Bayern muss schleunigst etwas einfallen
Dem Deutschen Rekordmeister steht ein schweres Programm ins Haus: Frankfurt, der BVB, Leverkusen - allesamt muss der FC Bayern im November schultern. Dazu zwei Champions-League-Spiele gegen Olympiakos und Roter Stern. Fakt ist: Die Mannschaft ist diesem Programm derzeit nicht gewachsen. Es fehlt an allen Ecken und Enden, ohne Robert Lewandowski und Serge Gnabry wäre die Saison wahrscheinlich schon gelaufen. Also bitte, meine Herren: Zeit für Impulse.
Schritt Eins: Niko Kovac muss sein System ändern. Eine Entlassung des Trainers dürfte derzeit noch kein akutes Thema sein, obwohl es das gewesen wäre, wenn die Bayern gegen Bochum rausgeflogen wären. So oder so steht Kovac mehr denn je beim FC Bayern in der Bringschuld; es stehen seine persönlichen Wochen der Wahrheit an. Mit seinem versteiften 4-3-3-System (respektive 4-2-3-1) sind er und seine Mannschaft allerdings zu ausrechenbar und schlichtweg ungefährlich. Thiago und Tolisso auf der "Sechs" sind eine Katastrophe, Coutinho initiiert nicht genug und Javi Martinez mangelt es an Tempo sowie der Fähigkeit zum ruhigen Spielaufbau. Sofern Kovac einen systemischen Plan B hat, darf er ihn gerne schon am Wochenende aus dem Hut zaubern.
Schritt Zwei: Die Umstrukturierung der öffentlichen Kommunikation. Was übersetzt bedeutet: Niko Kovac, Hasan Salihamidzic und Uli Hoeneß dürfen sich nicht mehr vor ein Mikrofon stellen. Dass das kaum umsetzbar ist, zeigt, wie prekär die Lage der Bayern ist. Präsident Hoeneß hilft mit seinen Ausrastern und forschen Medienattacken niemandem - wirklich niemandem. Niko Kovac hat sich schon des öfteren durch fragwürdige Aussagen in die Bredouille gebracht. Und Hasan Salihamidzic ist in seiner öffentlichen Kommunikation - nun, ja: amüsant. Der Schaden, den der Verein davonträgt, ist offensichtlich. Der Spießrutenlauf durch die Medienlandschaft spaltet den Verein, verunsichert Mannschaft und Verantwortliche. Das geht so nicht. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, und so weiter.
Das Warten, bis Hoeneß geht
Der FC Bayern könnte natürlich auch die schweren Geschütze auffahren. Das heißt: Entlassungen, Spieler aus dem Kader werfen, und ähnliche Maßnahmen dieser Art. Solange Uli Hoeneß seine schützende Hand über seine Lieblinge (Kovac, Salihamidzic) halten und jedem, der etwas gegen die Bayern sagt (die Medien, Marc-Andre ter Stegen), den Marsch blasen kann, ist damit aber nicht zu rechnen.
Schritt Drei ist daher, die Zeit, bis Hoeneß den Verein verlässt, möglichst unbeschadet zu überstehen. Und dann gilt es die Wogen zu glätten, eine Einheit zu formen und ein neues Kapitel aufzuschlagen. Bis dahin werden die Bayern allerdings nicht ohne die eine oder andere Reißleine auskommen können.