Rolfes' Lob für Leverkusens Neue: "Haben unseren Kader verstärken können"
Von Florian Bajus
Wenn der Oktober in ein paar Tagen rum ist, dürften die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen durchatmen. Die Werkself kassierte in vier Pflichtspielen drei Niederlagen, gewann ohnehin nur zwei der letzten neun Partien. Sportdirektor Simon Rolfes gibt sich im Interview mit Deichstube dennoch zufrieden und lobt vor allem die Neuzugänge.
Viel Ballbesitz, wenig Ertrag - so lässt sich die aktuelle Situation von Bayer Leverkusen zusammenfassen. Seit September feierte Peter Bosz nur zwei Siege, nach einem 2:0-Heimerfolg gegen Union Berlin am fünften Bundesliga-Spieltag gewann die Werkself eine Woche später beim FC Augsburg mit 3:0.
Deutlicher Abwärtstrend bei der Werkself
Gegen gleichwertige oder qualitativ besser aufgestellte Mannschaften tut sie sich deutlich schwerer. Drei der fünf Saisonsiege fuhr Bayer 04 in den ersten drei Pflichtspielen ein, Alemannia Aachen (4:1), der SC Paderborn (3:2) und Fortuna Düsseldorf (3:1) waren aber alles andere als Schwergewichte. Nach einem Hoch zu Beginn seiner Amtszeit erlebt Bosz wie bei Borussia Dortmund (Juli bis Dezember 2017) eine durchwachsene Phase. Der Unterschied: In Leverkusen herrscht deutlich weniger Druck.
Zumindest mit den Resultaten in der Bundesliga sind die Verantwortlichen nicht unzufrieden. Mit 14 Punkten aus acht Spielen mischt Leverkusen im Kampf um die Tabellenspitze munter mit, Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach ist vor den Spielen am Samstag nur zwei Punkte entfernt. Von dieser "Momentaufnahme" will sich Simon Rolfes allerdings nicht täuschen lassen. "Oben wird es nicht so eng bleiben", ist sich der Sportdirektor sicher. "Es ist auch an uns, dafür zu sorgen, dass das Feld auseinandergezogen wird."
Peter Bosz sitzt in Leverkusen fest im Sattel, der aktuelle Trend zeigt aber nach unten
Ob dieses Vorhaben gelingt, darf in Anbetracht der vergangenen Wochen bezweifelt werden. Feierte Leverkusen in der Rückrunde der vergangenen Saison elf Siege aus 20 Spielen, so stehen nach zwölf Partien in der aktuellen Spielzeit nur fünf zu Buche. Eine Niederlage im Topspiel gegen Werder Bremen (Samstag, 18:30 Uhr) wäre derweil schon die sechste in dieser Saison.
Zum Vergleich: Der kurz vor Weihnachten entlassene Heiko Herrlich kassierte in der Hinrunde der abgelaufenen Saison acht Niederlagen, Bosz nach seinem Amtsantritt sechs. Nicht unwahrscheinlich, dass er die Marke seines Vorgängers in den übrigen Spielen bis zur Winterpause überbieten wird.
LeverHammer-Programm bis Dezember
Mit dem SC Paderborn wartet bis zum letzten Gruppenspiel in der Champions League am elften Dezember nur ein Gegner aus dem unteren Tabellendrittel - und das in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Das Programm in der Bundesliga beginnt mit zwei Heimspielen gegen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach, nach Spielen gegen den VfL Wolfsburg und dem SC Freiburg warten Bayern München und Schalke 04.
Mit Blick auf die bisherigen Leistungen sagt Rolfes: "Wir haben in der Liga bislang eine ordentliche Vorstellung abgeliefert – zwei Punkte hinter Platz eins." Die Resultate in der Königsklasse seien wiederum "zweifellos enttäuschend." In Gruppe D steht Leverkusen nach den Niederlagen gegen Lokomotive Moskau (1:2), Juventus Turin (0:3) und Atlético Madrid (0:1) noch ohne Zähler da, das Achtelfinale ist bereits außer Reichweite.
"Unsere Ausgangslage ist alles anderes als gut", sagt Rolfes, verloren hat er die Hoffnung auf ein Überwintern in der Europa League aber noch nicht: "Wir müssen national sowohl in der Liga als auch im Pokal noch eine Schippe drauflegen, wir müssen versuchen, Topergebnisse und Topleistungen zu liefern, dann könnte das auch Auswirkungen auf die Champions League haben. Mal sehen, was dann noch möglich ist."
Rolfes mit Neuzugängen "sehr zufrieden"
Dabei helfen sollen auch die Neuzugänge. Von den vier Neuen kommen allerdings nur Kerem Demirbay und Nadiem Amiri regelmäßig zum Einsatz, der von Paris St. Germain verpflichtete Moussa Diaby durfte erst 63 Spielminuten in der Bundesliga sammeln, Daley Sinkgraven 118 - allerdings fehlt der dänische Linksverteidiger derzeit aufgrund einer Verletzung am Oberschenkel.
Mit dem Transfersommer ist Rolfes dennoch "sehr zufrieden." Man habe den Kader "verstärken können", und wer zum jetzigen Zeitpunkt noch keine große Rolle spielt, versichert der 37-Jährige, der wird "noch wichtig für uns. Es ist normal, dass bei dem einen die Integration schneller verläuft als bei dem anderen."
Die Verletzung von Sinkgraven sei "unglücklich", mit Blick auf die abgeschlossenen Verträge bis 2023 (Sinkgraven) beziehungsweise 2024 (Diaby, Amiri, Demirbay) betonte er jedoch, dass keine Eile herrsche: "Wir haben die Neuen auf lange Sicht verpflichtet, nicht nur für zwei Monate." Bleibt zu hoffen, dass alle im Sommer verpflichteten Akteure zeitnah überzeugen können, damit die Mannschaft schnellstmöglich wieder mehr Torgefahr ausstrahlt und häufiger drei Punkte einfahren kann.