Wegen Müller und Martinez: Hoeneß mit Kovac unzufrieden
Dass muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Der Kader des FC Bayern München ist dünner als je zuvor, doch die Konkurrenzsituation ist so groß wie nie. Allen voran Thomas Müller und Javi Martinez kämpfen in München um einen Stammplatz. Trainer Niko Kovac pfeift nun beide zurück und erklärt die Aufstellung zur Chefsache. FCB-Präsident Hoeneß stärkt Kovac öffentlich den Rücken, soll das Thema intern aber anders sehen.
Der Umgang mit Bayern-Urgestein Müller schlug hohe Wellen. Der Weltmeister von 2014 ist unter Kovac endgültig zum Reservisten degradiert worden. Neuzugang Philippe Coutinho verdrängte den 30-Jährigen auf die Bank. Öffentlich forderten viele Fans eine Berücksichtigung von Müller. Hoeneß grätschte gestern dazwischen und stützte die Entscheidungen des Trainers. Es sei schließlich klar gewesen, dass wenn Philippe Coutinho kommt, nur einer der beiden auf dem Platz stehen könne. Der Bankplatz für Müller sei dementsprechend kaum überraschend.
Kovac: Ich stelle die Mannschaft auf!
Kovac selbst wehrt sich gegen die unzähligen Bemängelungen und Kritiken an seiner Aufstellung. Wie der kicker berichtet, sei auch die Nominierung von Martinez im Spiel gegen den FC Augsburg ganz allein "die Entscheidung meines Trainerteams und meiner Person." Kovac weiter: "Ich stelle die Mannschaft auf." Das Trainerteam und er "sind diejenigen, die tagtäglich mit den Jungs arbeiten, wir haben sie tagtäglich vor Augen."
Öffentlich scheinen Hoeneß und Kovac also auf derselben Wellenlänge. Die Mannschaftsaufstellung ist Sache des Trainers, bei der die Öffentlichkeit nichts zu sagen hat. Damit zeigt sich der FC Bayern endlich wieder vereint.
Doch nur kurz, wie es scheint. Wie Manuel Bonke, Bayern-Reporter bei der Münchner tz, berichtet, ist Hoeneß intern alles andere als einverstanden mit dem Spielerumgang Kovacs. Insgesamt sehe er den Konkurrenzkampf im Münchner Kader sehr kritisch. Aus diesem Grund habe der Präsident die Problematik um Martinez und Müller zur Sache der Führungsetage erklärt.
Fraglich, inwieweit sich Hoeneß einmischt - Diskussion um Aufstellung gehen tief in den Verein hinein
Inwieweit sich in Zukunft die Bayern-Bosse an der Kaderdiskussion beteiligen, ist nicht klar. Möglich wäre, dass Hoeneß und Co. nun tatsächlich aktiv Einfluss auf die Aufstellungen nehmen, um Martinez und Müller Einsatzzeit zu geben und dieser Sache den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allerdings würden sie dabei in eine offene Konfrontation mit ihrem Trainer kommen, was wiederum neuen Wirbel erzeugt. Wahrscheinlicher ist, dass sie Kovac lediglich beraten oder von nun öffentlich den Trainer vor diesem Thema abschirmen, wie Hoeneß es bereits gestern getan hatte.
Unabhängig, inwieweit die Chefetage sich ab jetzt verhalten wird, zeigt Hoeneß' Reaktion, wie tief die Diskussion um die Aufstellungen den Verein beschäftigt. Die Debatte um die verdienten Spieler ist längst kein kurzes Beben mehr, es könnte langfristige Folgen mit sich ziehen. Sicher ist, dass es Verlierer geben wird. Ob diese allerdings aus der Spieler- oder Funktionärsebene kommen, wird sich noch zeigen.