Ex-Sportchef plaudert: Der HSV wollte Höwedes - und bekam Westermann...
Von Guido Müller
Kicks der Alt-Stars oder Jubiläums-Mannschaften haben meist einen begrenzten sportlichen Wert. Doch was bei den versammelten Oldies so alles an Anekdoten zusammenkommt, kann bisweilen sehr interessant und aufschlussreich sein. So wie auch jetzt rund um das Abschiedsspiel von Rafael van der Vaart in Hamburg. Da plauderte nämlich ein ehemaliger HSV-Spieler und Sportchef aus dem Nähkästchen.
Höwedes sollte der Königstransfer des HSV werden
Im Mai 2010 wurde Bastian Reinhardt in einer sehr schwierigen Situation Sportchef beim Hamburger SV und "Nachfolger" von Urs Siegenthaler, der es sich am Ende besser überlegt und seinen Job als Chef-Scout beim DFB doch nicht gekündigt hatte.
"Nachfolger" in Anführungsstrichen, weil Siegenthaler beim HSV noch nicht mal richtig begonnen hatte, ehe es auch schon wieder vorbei war mit der Zusammenarbeit. Im Zuge dieser Personalie gab es damals erhebliche Verstimmungen zwischen Klub und Verband. Nachdem mit Reinhardt dann schließlich die Verlegenheitslösung installiert war, musste der mit wenig bis gar keinem Geld auskommen.
Umso ambitionierter sein Vorhaben, den damals schon aufstrebenden Benedikt Höwedes nach Hamburg lotsen zu wollen. Der hatte immerhin in der Vorsaison 33 Bundesligaspiele für Vize-Meister Schalke 04 absolviert und war eine Stammkraft in der deutschen U21-Nationalmannschaft, mit der er 2009 Europameister geworden war.
Bei einem kolportierten Preis von um die zehn Millionen Euro wäre es damals der Königstransfer (mit Kühne'scher Hilfe) des HSV geworden.
Veto von Schalke-Trainer Magath
Doch Reinhardt und der HSV (und Kühne) hatten die Rechnung ohne einen Ex-HSVer gemacht. Denn der damalige Schalke-Trainer war kein geringerer als Felix Magath. Und der legte sofort sein Veto gegen einen Wechsel des 22-jährigen Innenverteidigers ein.
Das Ende vom Lied ist bekannt: Statt Höwedes holte der HSV für satte acht Millionen Euro dessen Klubkameraden Heiko Westermann. Ironisch "HW4" oder auch "Fußballgott" betitelt, wurde Westermann in Hamburg zu einem Kultspieler. Die einen hassten ihn, die anderen liebten ihn.
Benedikt Höwedes jedoch blieb "Königsblau" treu, wurde 2014 Fußball-Weltmeister, schloss sich 2017/18 leihweise Juventus Turin an, ehe er im vergangenen Jahr zum russischen Champions-League-Teilnehmer Lokomotive Moskau wechselte.