Bis zum Tod(t): Die HSV-Sportdirektoren seit 2010
Von Simon Zimmermann
Dem Dino droht das Bundesliga-Aussterben. Seit Jahren steckt der Hamburger SV in der Dauerkrise. Zweimal wurde der erste Abstieg in die Zweite Liga erst in der Relegation abgewendet, im vergangenen Jahr erfolgte die Rettung am letzten Spieltag. Nun dürfte es so weit sein: Die Bundesliga-Uhr im Volkspark hört wohl Mitte Mai auf zu schlagen. Einen Hauptgrund dafür sieht Präsident Bernd Hoffmann in einer "Vielzahl von Ursachen und Entwicklungen über Jahre". Gerade in der sportlichen Führung spielte der HSV seit 2010 ein munteres "Bäumchen-wechsel-dich"-Spiel.
Allein zehn unterschiedliche Trainer standen in den vergangenen knapp acht Jahren an der Seitenlinie. Rechnet man die Interims-Übungsleiter dazu, zählt man sogar derer 13. Auf der Manager-Seite sieht es nicht viel besser aus. Sechs unterschiedliche Sportdirektoren waren seither am Werk.
Die Strukturreform von 2014 hat ihr Übriges dafür getan: Seit dem ersten Oktober 2014 ist die Lizenzspielerabteilung in der HSV Fußball AG vom e.V. ausgegliedert. Heißt: Der Sportdirektor ist damit nich mehr automatisch auch Vorstandsmitglied. Peter Knäbel war der erste in dieser Riege. HSV-Präsident Bernd Hoffmann möchte das ab der kommenden Saison wieder ändern.
Nach der Entlassung von Jens Todt, das sind die Sportdirektoren beim HSV seit 2010. Fortsetzung folgt...
6. Bastian Reinhardt
Bastian Reinhardt war ab Mai 2010 bis zum Ende der Saison 2010/2011 Sportdirektor und damit noch gleichzeitig Vorstandsmitglied beim Hamburger SV. Sportlich lief es damals noch besser an der Elbe: Der HSV schloss die Saison mit Trainer Michael Oenning auf dem achten Rang ab. Reinhardt wurde danach zum Nachwuchskoordinator umfunktioniert und ist mittlerweile U16-Trainer. Als HSV-Profi absolvierte der ehemalige Innenverteidiger 179 Pflichtspiele für die Rothosen.
5. Frank Arnesen
Dann kam die Zeit des Dänen Frank Arnesen, der zuvor sportlicher Leiter beim FC Chelsea war. Von Juli 2011 bis Mai 2013 leitete er die sportlichen Geschicke. Angeblich soll ihm der HSV damals ein Transfer-Budget von 20 Millionen Euro versprochen haben, tatsächlich musste Arnesen aber diese Summe einsparen. So wurde der HSV schnell zu "Chelsea II", wie es Marcel Reif im Sport1-Doppelpass treffend bezeichnete. Der heute 61-Jährige verpflichtete gleich fünf Spieler von den 'Blues'. Nach der Entlassung von Oenning saß Arnesen in seiner ersten Spielzeit sogar für eine Partie als Interimscoach auf der Bank, bevor Thorsten Fink als neuer Trainer präsentiert wurde.
Heute ist Arnesen Aufsichtsratsmitglied beim niederländischen Spitzenreiter PSV Eindhoven.
4. Oliver Kreuzer
Es folgte Oliver Kreuzer, der an der Elbe nur die Saison 2013/14 am Werk war. Unter dem Ex-Bayern-Profi stürzte der HSV endgültig ins Chaos und konnte sich mit Trainer Mirko Slomka gerade noch in der Relegation vor dem Abstieg retten. Kreuzer entließ zuvor Thorsten Fink, setzte zwei Spiele auf Interimscoach Rodolfo Cardoso, holte dann Bert van Marwijk, den er nach nur 17 Spieler wieder entließ, um dann schließlich auf Slomka an der Seitenlinie zu setzen.
Kreuzer arbeitet seit Dezember 2016 in seiner zweiten Amtszeit für den derzeitigen Drittligisten Karlsruher SC.
3. Dietmar Beiersdorfer
Nach Kreuzer kam Dietmar Beiersdorfer zurück. Der 54-Jährige war bereits zwischen 2002 und 2009 Sportvorstand beim HSV. Zu dieser Zeit gehörte der Dino noch ins obere Drittel der Liga, wurde u.a. zweimal Vierter und einmal Dritter. Ab Sommer 2014 fungierte Beiersdorfer in der Bruchhagen-Rolle als Vorstandsboss, übernahm zunächst aber auch noch die Aufgaben eines Sportdirektors, da auf dieser Position beim HSV nach der Kreuzer-Entlassung ein Vakuum herrschte. Zuvor stand Beiersdorfer beim RB-Vereinsimperium in Salzburg, Ghana und New York unter Vertrag, bevor er Sportlicher Leiter bei Zenit St. Petersburg wurde. Die erneute Trennung vom HSV folgte zum Jahreswechsel 2016/2017.
2. Peter Knäbel
Peter Knäbel löste Beiersdorfer im Oktober 2014 als Sportdirektor ab, war durch die Ausgliederung der HSV Fußball AG aber kein Vorstandsmitglied des Klubs. Der 51-Jährige hielt sich bis zum Mai 2016 auf seinem Posten. Zwischenzeitlich fungierte auch er zwei Spiele als Interimscoach, nachdem Joe Zinnbauer entlassen wurde und bevor Bruno Labbadia ein zweites Mal in Hamburg als Trainer anheuerte. Erfolgreich war sein Ausflug auf den Trainerstuhl nicht: Knäbel verlor beide Partien.
Vor der aktuellen Spielzeit endete auch Knäbels Aufgabe als Berater des Managements beim FC Zürich. Seither ist der Ex-Profi vereinslos.
1. Jens Todt
Jens Todt war der vorerst Letzte in der Riege der HSV-Sportdirektoren seit 2010. Von Anfang Januar 2017 bis zum achten März 2018 versuchte der 48-Jährige den HSV vergeblich aus dem sportlichen Dauer-Tief zu holen. In der Saison 2008/09 arbeitete Todt übrigens schon einmal beim HSV. Damals war er als Nachwuchskoordinator tätig, bevor er in gleicher Funktion zum VfL Wolfsburg wechselte.